Veröffentlichung:

Ein Torwart als Pädagoge (Rheinpfalz)

MANNHEIM (de). Nach dem Erfolg gegen Meister HSV Hamburg, dem ärgerlichen 32:33 bei der TSV Hannover-Burgdorf und dem glatten Pokalerfolg beim TV Großwallstadt stehen die Rhein-Neckar- Löwen am Samstag (15 Uhr) einer erneuten Prüfung gegenüber: Rekordmeister THW Kiel kommt.

Die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason verpatzte aus zahlreichen Verletzungsgründen die vergangene Saison, zeigte aber bei den Auftritten dieser Saison unbedingten Siegeswillen. Vor allem Kim Andersson, einer der erwähnten Dauerblessierten, ist wieder im Vollbesitz seiner Wurfkraft. „Zudem”, sagt  Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson haben die Kieler erstmals zwei Abwehrvarianten parat, „entweder die alte 6-0 oder eine 3-2-1.” Wann welche Variante gespielt wird, weiß Gudmundsson natürlich nicht, er wird seine Mannschaft aber darauf einstellen, wie auch auf den Druck, den die Kieler Offensive macht. Und die schnellen Gegenstöße. „Wir müssen ganz schnell im Zurücklaufen sein”, weiß Gudmundsson, der von den 35 Treffern, die Kiel beim Erfolg gegen Flensburg-Handewitt erzielte, 18 nach Gegenstößen sah.

Der Ausfall von Rückraumspieler Krzysztof Lijewski zwingt Gudmundsson, öfter einmal Zarko Sesum oder Börge Lund als Entlastung für Michael Müller zu bringen. „Gut ist das nicht als Rechtshänder im rechten Rückraum, aber es geht nicht anders”, sagt der Trainer, der weiß, dass gegen Kiel wirklich auch alles passen muss. „Gerade wir sind aufgefordert, Kiel nicht gleich zum Meister zu erklären. Ich halte den THW zwar für die beste Mannschaft Europas, aber auch die ist zu schlagen”, macht Manager Thorsten Storm Mut. Den Schlüssel zum Erfolg sieht Gudmundsson in einer stabilen Abwehr, die den Torleuten die Arbeit erleichtert und Gegenzüge zu einfachen Toren ermöglicht.

Die Torleute waren in den bisherigen acht Spielen innerhalb von drei Wochen die konstantesten im Team. Ob Goran Stojanovic, der wegen seiner Rückenoperation fast ohne Vorbereitung ins Tor und zu Klasseleistungen fand, oder auch Henning Fritz, der Ex-Kieler, der seit Mittwoch 37 Jahre alt ist. „Der THW ist klarer Favorit, aber wir wollen uns auch nicht kleiner machen, als wir sind”, sagt der frühere Welthandballer. „Aber wir wissen, was auf uns zukommt”, fügt er an. „Beim THW weiß jeder, um was es geht, und jeder will immer mehr”, erklärt Fritz die Tatsache, dass der morgige Gegner auch bei zehn Toren Vorsprung keinen Gang zurückschaltet.

Für die Motivation der  Löwen sehen Storm und auch Fritz vor der Aufgabe Kiel kein Problem. Eher vor solchen wie Hannover-Burgdorf. „Das ist Kopfsache. Da denkt jeder, hoffentlich wird das nicht wie die ganzen Jahre, wenn wir heute verlieren, was meinste, was dann los ist. Und dann verwirft der eine, und dann verwirft der andere”, fasst Fritz zusammen, was die mangelnde Konstanz in den letzten Jahren ausmachte und sich in Hannover fortsetzte. „Das ist wie bei Kindern. Denen darf man nicht sagen, lass das nicht fallen, sondern es muss heißen, halt das gut fest”, erklärt Vater und Haus-Pädagoge Henning.