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Nur reifer statt wieder ein Jahr gealtert (MM)

Kronau. Henning Fritz ließ auf sich warten. Als er dann – immerhin noch pünktlich vor der anstehenden Video-Analyse – am Kronauer Trainingszentrum der Rhein-Neckar Löwen eintrudelte, dementierte er energisch, dass seine Verspätung mit eventuell ausschweifenden Feierlichkeiten zu tun haben könnte. Immerhin feierte der Routinier am Mittwoch seinen 37. Geburtstag. Oder war die Vergesslichkeit schon ein erstes Anzeichen von Alterserscheinungen? „Das lasse ich mal so im Raum stehen“, grinste der Löwen-Keeper vor dem brisanten Duell der Badener mit dem THW Kiel am Samstag (15 Uhr) in der SAP Arena.

Sei’s drum, auf dem Feld bewies der Löwen-Keeper in den vergangenen Wochen schließlich eindrucksvoll, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Im Gespann mit Neuzugang Goran Stojanovic, der sich trotz seiner Rückenprobleme derzeit in großer Form präsentiert, bildet Fritz momentan einen ganz zentralen Fixpunkt im wieder einmal schwankenden Leistungsbild der Löwen. „Mit der Torhüterleistung bin ich sehr zufrieden“, betont auch Trainer Gudmundur Gudmundsson. „Von Goran war das nach seiner minimalen Vorbereitung gar nicht so zu erwarten und Henning steht wie immer als stabile Alternative bereit“, blickt der Isländer auf sein Torwart-Duo, das sich bislang keine Aussetzer leistete.

„Das hat uns Kiel voraus“

Doch Fritz wäre nicht Fritz, wenn er sich mit seiner eigenen Leistung begnügen würde, immer soll es voran gehen, die ganze Mannschaft soll sich verbessern. Natürlich liegt ihm deshalb so ein Aussetzer wie der von Hannover ganz besonders schwer im Magen, natürlich hat sich auch der 37-jährige Perfektionist darüber den Kopf zerbrochen, wie diese ständige Achterbahnfahrt der Löwen zu erklären ist. „Vielleicht müssen wir einfach anders denken. Nicht der Gedanke, was passiert, wenn wir verwerfen, was passiert, wenn wir wieder gegen einen schwächeren Gegner verlieren, darf dominieren“, fordert Fritz eine andere Mentalität, weiß aber nur zu genau, dass es lange dauert, sich dieses Selbstbewusstsein zu erarbeiten und auszustrahlen. „Dafür benötigst Du natürlich auch die wichtigen Erfolge und das hat uns zum Beispiel Kiel voraus“, blickt der Keeper mit Respekt auf den nächsten Gegner, der nach der Ablösung durch den HSV Hamburg nun ganz offensichtlich wieder die Verhältnisse gerade rücken will. „Das ist schon beeindruckend“, verfolgt Fritz seinen Ex-Klub und betrachtet den THW am Samstag als klaren Favoriten. „Um zu gewinnen, muss natürlich alles passen, aber wir sollten uns nicht kleiner machen, als wir sind“, glaubt der Weltmeister von 2007 an die Chance der Löwen.

Auch personell gibt es Lichtblicke. Krzyzstof Lijewsiki (Muskelfaserriss) arbeitet an einem schnellen Comeback und wollte gestern seinen Einsatz am Samstag zumindest nicht ausschließen.

Unterdessen bestätigte Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm gestern, dass er es nach dem Spiel am Samstag nochmals mit Kiel zu tun bekommt. Im Prozess wegen der mutmaßlichen Schiedsrichterbestechung beim Champions-League-Finale 2007 muss der Manager erwartungsgemäß an der Ostsee aussagen. „Ich habe eine Vorladung bekommen, der Termin steht aber noch nicht fest“, sagte Storm.

Von Thorsten Hof