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Ein Traum wird wahr – Löwen fahren nach Köln

Badener ziehen nach 35:26-Erfolg in Montpellier ins Final Four der VELUX EHF Champions League ein

Ein Traum geht in Erfüllung: Die Rhein-Neckar Löwen stehen im Final Four der VELUX EHF Champions League. Am Wochenende 28./29. Mai geht es in der Kölner „lanxess arena“ um die europäische Krone. Kampf, Wille, Leidenschaft – die Badener machten die Zwei-Tore-Niederlage aus dem Viertelfinal-Hinspiel am Samstag wett und schlugen Montpellier AHB mit 35:26 (15:17). Vor 9000 Zuschauern in der ausverkauften Arena zu Montpellier bedeutete eine sensationelle Deckungsleistung im zweiten Abschnitt gegen den französischen Meister den Schlüssel zum Sieg.

„Das war die beste Abwehrleistung in meiner Amtszeit“, fand Löwen-Trainer Guðmundur Guðmundsson nur Superlative nach der Stunde der Wahrheit. Es waren 60 sehr umkämpfte Minuten mit einer Weltklasse-Vorstellung von Keeper Slawomir Szmal. „Wir sind überglücklich über dieses Ergebnis“, so Coach  Guðmundsson weiter, der hervorhob: „Wir haben im Hinspiel nicht gut gespielt und  nun  diese Woche sehr konzentriert auf das zweite Duell hingearbeitet.“ Gezeichnet von der Partie auch Manager Thorsten Storm, der nach der grandiosen Vorstellung seiner Sieben, aber ganz schnell wieder die richtigen Worte fand: „Die Mannschaft hat gelernt, auf ihre Chancen zu warten. Diese Geduld macht ein Spitzenteam aus und wir sind auf dem Weg, ein Spitzenteam zu werden. Ich bin sehr stolz auf die Jungs.“ Am Montag wird in Köln der Halbfinalgegner ausgelost.

Bereits am Dienstag (19.15 Uhr) geht es für die Löwen mit dem nächsten Topspiel in der Bundesliga weiter: Dann kreuzt der HSV Hamburg in der Mannheimer SAP ARENA auf. Gegen den Tabellenführer werden die Badener ebenfalls auf Michael Müller (Meniskus-Einriss im linken Knie) und Bjarte Myrhol (muskuläre Probleme im rechten Oberschenkel) verzichten müssen. Der Linkshänder und der Kreisläufer hatten die Reise nach Südfrankreich erst gar nicht mit angetreten. Ohne die Beiden, aber wieder mit Torhüter Henning Fritz (Hexenschuss) und Börge Lund (Rückenprobleme) im Kader legten die Löwen in Montpellier eine erste Halbzeit mit zu vielen technischen Fehlern hin. Vor allem damit waren die Rückstände mit bis zu drei Treffern zu erklären. Außerdem war der Rückraum  der Badener bei weitem nicht so effektiv wie der der Franzosen. Während dem Tabellendritten der Handball-Bundesliga nur fünf Tore aus der zweiten Reihe gelangen, traf Montpellier AHB insgesamt neun Mal aus der Distanz. Zu statisch und ohne ein probates Mittel wirkten die Badener zu häufig gegen  die aggressive Deckung der Hausherren. Dennoch hielten die Löwen den Gegner auf Schlagdistanz, lagen zur Pause mit zwei Toren hinten. Alles noch drin. Auf geht’s!

Oliver Roggisch meinte: „Wir lagen in der Summe schon fünf Tore zurück. Aber in der Halbzeit haben wir uns vorgenommen: Jetzt legen wir nochmal alles rein und wir haben Charakter gezeigt.“ Und Linksaußen Uwe Gensheimer markierte mit seinem fünften Tor den Anschluss. Tkaczyk zum Ausgleich – 17:17 (33.), Szmal pariert und wieder Gensheimer zur ersten Führung in diesem Spiel – 17:18. Und in der 39. Minute waren es zwei: 19:21, wenig später stand es 21:24 – es leuchtete das erste Ergebnis auf, das den großen Traum bedeutete: Damit wären die Löwen weiter. Auszeit Montpellier! Nur nicht aus der Ruhe bringen lassen, diszipliniert weiterspielen, so lautete die Ansage im badischen Lager. Und Šešum setzte noch einen drauf. 21:25 (44.) – da musste der Torschütze von eben auf die Strafbank. Aber Szmal im Löwentor wird immer stärker. 23:28 – noch zehn Minuten. Und so langsam bleiben die Franzosen die Antwort schuldig. Die Löwen kämpfen, rühren Beton in der  Abwehr an und fangen an, ganz vorsichtig daran zu glauben: 25:32 – noch 180 Sekunden trennten die Badener vom Final Four der VELUX EHF Champions League. Montpellier lässt die Köpfe hängen, die mitgereisten Fans der Badener feiern. Und dann jubeln auch die Protagonisten auf dem Parkett… „Wir haben nach der Pause schnell den Rückstand egalisiert und standen sehr gut in der Deckung. Wir haben klasse dagegengehalten, uns nicht verrückt machen lassen und unsere Chancen eiskalt genutzt, damit haben wir Montpellier den Zahn gezogen“, urteilte Gensheimer, der erfolgreichste Werfer.  Und Kreisläufer Róbert Gunnarsson ließ seiner Vorfreude auf Köln freien Lauf. „Das ist ein Riesenerlebnis. Letztes Jahr war ich als Zuschauer dort beim Final Four. So ein Turnier habe ich noch nie zuvor erlebt. Ich freue mich wirklich sehr auf diese Aufgabe.“

Montpellier AHB: Stochl, Robin (ab 43.) – N. Karabatić (6), Bojinović (6/2), Accambray (5) – Dipanda, Guigou (5) – L. Karabatić – Salou (3), Markez (n.e.), Honrubia, Hammed, Grebille (n.e.), Hmam, Kavticnik (1), Joli.
Rhein-Neckar Löwen: Szmal, Fritz (n.e.), Rominger (n.e.) – Stefánsson (1), Šešum (6), Tkaczyk (4) – Čupić (7), Gensheimer (10/3) – Gunnarsson (3) – Schmid, Roggisch, Bielecki (3), Sigurðsson (1), Rigterink (n.e.), Groetzki (n.e.), Lund (n.e.).
Strafminuten: L. Karabatić (2), N. Karabatić (2)  – Roggisch (2), Šešum (2).
Trainer: Patrice Canayer – Guðmundur Guðmundsson.
Zuschauer: 9000.
Schiedsrichter: Matija Gubica / Boris Milosevic (Kroatien).
Spielfilm: 2:1 (5.), 6:4 (10.), 7:7 (14.), 11:8 (18.), 13:10 (21.), 14:11 (24.), 17:15 (Halbzeit) – 17:17 (33.),  18:19 (36.), 19:21 (39.), 21:24 (43.), 22:26 (45.), 23:28 (50.), 24:30 (53.), 25:33 (58.), 26:35 (Endstand).
Zeitstrafen: 2 / 2.
Siebenmeter: 2/2 – 3/3.
Beste Spieler: Bojinovic, N. Karabatic – Szmal, Gensheimer, Čupić, Šešum.