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Ein vorgezogenes Feuerwerk der Löwen?

Heidelberg. Zum Jahresabschluss soll es ein vorgezogenes Feuerwerk geben, ein Handball-Fest in der Fremde: Die Rhein-Neckar Löwen möchten sich am Mittwoch um 19 Uhr mit einem Erfolgserlebnis bei der TuS Nettelstedt-Lübbecke, wo das erste Rückrunden-Spiel steigt, in die EM-Pause verabschieden. Man will sechzig Minuten lang Vollgas geben, will nichts dem Zufall überlassen. Löwen-Manager Thorsten Storm weiß warum. Er warnt: „Das ist ein Gegner, den ich stärker einschätze als Wetzlar. Sie werden versuchen uns eine mitzugeben.“

Doch Grund zur Panik besteht nicht. Der samstägliche 34:26-Sieg in Wetzlar war gut für das Selbstvertrauen, hat gezeigt, zu was das Rudel fähig sein kann. Konzentriert traten sie auf, die Badener, packten vor allem hinten drin ordentlich zu: Die Abwehr stand aggressiver, die Keeper parierten mehrfach. „Wenn es in der Defensive passt, stimmen auch die Ergebnisse.“ Und wenn nicht? „Dann verlieren wir Spiele wie in Berlin.“

Ein weiterer gelungener Schachzug, der nach der kürzlichen Pleite in der Hauptstadt nun gegen Wetzlar schon zum zweiten Mal aufging, ist die Variante mit Siarhei Harbok auf der Mitte. „Wir hatten uns zusammengesetzt und gefragt: Wie schaffen wir es, dass unser Rückraum gegen defensive Abwehrformationen gefährlicher wird. Da kam uns die Idee mit Harbok“, verrät Storm.

Des einen Freud ist des anderen Leid: Nikola Manojlovic, der serbische Denker und Lenker, der Anfang September vom HCM Constanta zu den Gelbhemden wechselte, mimt nun vermehrt den „Bankangestellten“. Was aber kein Dauerzustand bleiben muss: „Momentan läuft es mit Harbok gut auf der Mitte. Aber nach dem langfristigen Ausfall von Grzegorz Tkaczyk müssen alle Optionen helfen“, sagt Storm.

Wie auch immer. Aktuell deutet vieles darauf hin, dass sich Harbok auch in der kommenden Saison noch das Löwen-Trikot überstreifen wird. Dem Weißrussen liegt ein konkretes Angebot des Bundesligisten vor. Storm: „Genau wie im Fall von Oliver Roggisch, ist es an ihm, es anzunehmen.“ Offenbar möchte Harbok gerne bleiben, was vor noch nicht allzu langer Zeit anders war. Harbok und sein Berater drängten auf einen vorzeitigen Wechsel, den Storm ablehnte. „Wegen der verbesserten Spielanteile möchte Siarhei nun weiter für uns spielen und das freut mich sehr“, berichtet Storm.

Verwirrend ist die Sache dennoch. Denn kürzlich hieß es noch, dass der Rückraum-Scharfschütze Deutschland endgültig den Rücken kehrt: Die Wohnung wurde angeblich gekündigt und die Familie ging zurück nach Weißrussland. „Es wird immer viel erzählt“, so Storm, der Harbok langfristig binden will: „Er ist sportlich unsere erste Wahl, aber es gibt für alles einen finanziellen Rahmen, den wir einhalten müssen. Ich hoffe, dass auch Siarhei weiß, was er an den Löwen hat.“ Eine Alternative zu Harbok steht in Diensten des morgigen Gegners: Michal Jurecki, Nettelstedts Halblinker, soll sich ebenfalls auf Storms Wunschliste befinden. Bestätigen will der Manager das nicht, räumt aber ein, dass der Pole „in der Bundesliga einer der Besten im linken Rückraum ist: Und morgen spielt er gegen uns.“ Bei ihm stimmt das Gesamtpaket. Er trifft nicht nur, er verteidigt auch auf einem hohen Level. Ein Vorzug, der bekanntlich nicht auf jeden Spieler im derzeitigen Löwen-Kader zu trifft. Gerade in der Rückwärtsbewegung haben einige ihre Probleme.

Morgen kommt es übrigens zu einem Wiedersehen mit Alexis Alvanos. Der Ex-Löwe, der im Laufe der Saison nach Nettelstedt wechselte, wird in der Halle sein. Aber auch auf der „Platte“? Im Normalfall nicht. Im Rahmen des Transfers haben sich beide Seiten darauf verständigt, dass Alvanos nicht gegen die Löwen aufläuft. „Das wurde schriftlich für die laufende Saison vereinbart“, sagt Storm, „und ich kenne es von meiner Seite her nur so, dass man sich auch daran hält, andernfalls hätten wir es nicht unterschreiben müssen.“ Ob sich die Ostwestfalen an die Abmachung halten, bleibt allerdings abzuwarten. „Es ist keine Frage des Rechtes oder von Anwälten“, so Storm, „eher eine Vereinbarung zwischen Kollegen, da wir Nettelstedt und Alvanos zum Zeitpunkt des Wechsels geholfen haben.“ Was die Vereinbarung wert ist, wird sich morgen ab 19 Uhr zeigen…

Von Daniel Hund

 29.12.2009