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Lockerer Löwensieg in Wetzlar

Wetzlar. 38 Minuten waren am Samstagabend in der Handball-Bundesligapartie zwischen der HSG Wetzlar und den Rhein-Neckar Löwen gespielt, als sich Karol Bielecki auf der Gästebank lachend zurücklehnte. Kurz zuvor hatte Siarhei Harbok von der Rückraummitte zum 22:13 für die Badener getroffen und nicht nur Bielecki, sondern auch den 4.420 Zuschauern in der Rittal-Arena war in diesem Moment klar, dass die Begegnung damit endgültig entschieden war. Was danach am 2. Weihnachtsfeier_ tag bis zum 34:26 (17:12)-Erfolg der Gäste auf dem Parkett passierte, war in etwa so aufregend wie ein Paar Socken zur Bescherung.

Während die harmlosen Gastgeber, die damit aus den letzten sechs Saisonspielen nur einen Punkt holten, nichts mehr zuzusetzen hatten, war die Begegnung, die sich bis zur Schlusssirene wie Kaugummi hinzog, für die Löwen nur noch ein besseres Trainingsspiel. Nur bis zum 11:13 (22.) hatte das Team von Trainer Michael Roth mithalten können, bevor der Tabellenzwölfte, der nach dem 13:18 (33.) fast sieben Minuten ohne Tor blieb, den Vierten davonziehen lassen musste.

„Wir haben von Anfang an konzentriert gespielt. Wir waren aggressiv in der Abwehr und hatten einen guten Torwart“, sagte Gästecoach Ola Lindgren nach „dem sehr guten Auswärtsspiel“ in Richtung von Slawomir Szmal. Der polnische Nationalkeeper hielt insgesamt 14 Bälle und ließ bereits vor der Pause, die frei vor ihm auftauchenden Michael Allendorf (zweimal) und Timo Salzer mit seinen Paraden verzweifeln.

„Die Mannschaft wollte nach der unnötigen Niederlage in Berlin ein Zeichen setzen“, sagte Lindgren, was seinem Team eindrucksvoll gelang. Damit revanchierten sich die Gäste auch für die 31:33-Niederlage im Vorjahr, bei der sie teilweise vorgeführt worden waren. Bezeichnenderweise für den Biss der Löwen zerriss Abwehrchef Oliver Roggisch Wetzlars Kreisläufer SebastianWeber nach 14 Minuten das Trikot. „Es ist immer die Frage wie wir auftreten .Heute haben wir unser richtiges Gesicht gezeigt und waren alle voll da“, sagte der Nationalspieler, der sich wie sein Kollege Gudjon Valur Sigurdsson nur ungern an die 28:33-Pleite eine Woche zuvor in Berlin erinnern wollte. „Wowar das noch?“, flachste der Isländer, befragt nach der Leistungssteigerung gegenüber der Auswärtspartie in der Hauptstadt. „Da lagen Welten dazwischen“, sagte der Kapitän und streckte zur Verdeutlichung seiner Aussage beide Arme weit auseinander. Mit fünf Toren bei fünf Versuchen in den ersten 15 Minuten hatte „Goggi“ Anteil am gelungenen Start der Löwen, bevor er dennoch wie obligatorisch Uwe Gensheimer nach einer Viertelstunde auf Linksaußen Platz machen musste.

Während Nikola Manojlovic nur einen Kurzeinsatz hatte, musste Snorri Gudjonsson auf der Spielmacherposition früh das Feld für Harbok räumen, der seine Chance nutzte. „Es ist gut mit ihm auf der Mitte eine Alternative zu haben“, sagte Lindgren über den gelernten Halblinken und Bielecki-Vertreter. Weil auch Harbok, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, seine vermehrten Spielanteile gefallen, will der Weißrusse, so Storm, nun gerne bei den Löwen bleiben. „Er ist auf uns zugekommen“, sagte Manager Thorsten Storm, der mit dem Rückraumspieler heute über eine Vertragsverlängerung verhandelt. Mit Roggisch ist Storm diesbezüglich „schon sehr weit“. Der Nationalspieler geht von einer Einigung „in der nächsten Woche“ aus. Die Zeichen stehen gut“, sagte der Abwehrhüne, der es im Hinblick auf eine für den Erfolg erforderliche Kontinuität wichtig findet, „dass wir nicht mehr fünf Leute austauschen, damit Ruhe reinkommt.“

Auch Storm möchte in die Transferpolitik „Ruhe reinbringen“. Dabei hofft er bis zum Ende der Wechselfrist am 15. Februar Kreisläufer Carlos Prieto noch von der Gehaltsliste zu bekommen, während er ausschließt, dass Rechtsaußen Ivan Cupic (RK Velenje) bereits nach der EM-Pause die Löwen verstärkt. „Er kommt erst zur neuen Saison“, sagt Storm über den Kroaten.

Um ihre Ambitionen auf Rang drei zu untermauern, wollen die Löwen am Mittwoch (19 Uhr, Kreissporthalle) beim Elften Lübbecke nach dem gelungenen Hinrunden- auch einen erfolgreichen Jahresabschluss feiern. „Das Spiel wird aber deutlich schwieriger als die Partie in Wetzlar“, sagt Storm. „Wenn wir dort gewinnen, ist die Welt für mich in Ordnung“, fügt Sigurdsson an. Der Isländer hofft, dass die Löwen „nach einer Saison mit Höhen und Tiefen“, so Roggisch, in 2010 noch einmal die Spitze angreifen können, „auch weil wir bis jetzt nur sechs Heimspiele hatten.“

Von Jürgen Heide

 28.12.2009