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Eine Abenteuerreise für die Löwen (RNZ)

Nach dem 37:24-Feuerwerk gegen Lübbecke spielen die Löwen morgen in der Champions Legaue bei Vive Kielce.

Heidelberg. Es war eine komische Situation da oben auf dem Podium. Irgendwie waren sie alle bedrückt, bei der abschließenden Pressekonferenz am Mittwochabend. Dirk Beuchler, der Trainer der TuS N-Lübbecke, sowieso. Aber auch die badische Kommandobrücke ließ die Köpfe hängen: Löwen-Manager Thorsten Storm und Trainer Gudmundur Gudmundsson sahen nicht wie Sieger aus, wie Chefs einer Mannschaft, die soeben ein 37:24-Feuerwerk abgebrannt hatte.

Doch letztlich hat das Stimmungstief auch nichts mit der 60-minütigen Gala zu tun gehabt, sondern vielmehr mit dem Drumherum: Nur 3709 Zuschauer sahen nämlich zu. In einem imposanten Bauwerk wie der SAP Arena fast schon eine Geisterkulisse. Zu erklären sind die leeren Tribünen nur schwer. Denn wer seit Wochen Handball zum Verlieben zelebriert, der hat eigentlich mehr Unterstützung verdient. Storm sagt: „Ich denke, dass das alles vor allem mit den ständigen Verlegungen unserer Spiele zusammenhängt. Mittlerweile wissen ja selbst manche Journalisten nicht mehr, wann wir eigentlich spielen.“

Fakt ist jedoch: Auf Dauer kann es so nicht weitergehen. Zumindest nicht in einer Halle, in die 12.800 Zuschauer passen. Storm beurteilt die Lage ähnlich: „Ich kann nur immer wieder betonen, dass die Handball-Fans auch regelmäßig in die Arena kommen müssen, wenn sie hier in der Region dauerhaft eine Spitzenmannschaft sehen möchten.“

Zum Beispiel am Montag, dem 31. März um 19 Uhr. Dann empfangen die Löwen Vive Kielce zum Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League. Richtig, erneut eine unglückliche Ansetzung. Und das bekommen die Besten aus dem Südwesten zu spüren: Bislang wurden lediglich rund 2.000 Tickets abgesetzt.

Im Hinspiel wird das anders sein. In Kielce wird die Luft morgen ab 16.10 Uhr brennen. Der polnische Vorzeigeklub, der mit etlichen Ex-Löwen antritt, elektrisiert. Und ist zudem auch noch der Favorit. Gudmundsson und Storm betonten das zuletzt immer wieder. Widersprechen fällt da auch schwer. Gerade dann, wenn man die beiden Etats vergleicht: Asse wie einen Krzysztof Lijewski oder einen Ivan Cupic konnten sich die Löwen nicht mehr leisten, in Kielce wurden sie mit offenen Armen empfangen.

Die Königsklasse steht bei den Polen über allem. Auch weil die Sieben von Star-Trainer Talant Duschebajev die nationale Meisterschaft meist im Vorbeigehen einfährt. Echte Konkurrenten gibt es in der polnischen Ekstraklasa nicht. „Sie konzentrieren sich wirklich ein ganzes Jahr lang auf die Champions League“, weiß Storm, „und haben dabei nur ein Ziel: das Erreichen des Final-Four-Turniers.“

Und genau hierin könnte auch der große Vorteil der Gelben liegen, denn bei den Löwen gilt in der Königsklasse: Vieles kann, nichts muss. Storm nickt: „Der emotionale Druck liegt bei Kielce.“

Wobei man diese Löwen nur schwer kleinreden kann. In der Bundesliga, der stärksten Liga der Welt, sind sie längst gefürchtet. Auch Dank Niklas Landin, dem Hexer. Was der Däne derzeit hält, ist atemberaubend. Lübbecke konnte einem phasenweise schon leid tun. Satte 17 Minuten am Stück vernagelte der Zwei-Meter-Mann seinen Kasten. Paraden, über die sich die Löwen freuen. Doch die Freude ist getrübt. Denn jeder Reflex bringt quasi weitere Probleme mit sich: Landin wird begehrter und begehrter, wird somit über 2015 hinaus kaum im Löwen-Gehege zu halten sein.

Zurück zur Gegenwart: Der Polen-Trip beginnt heute. Nach dem Abschlusstraining in Kronau hebt am Abend in Frankfurt der Flieger ab.

von Daniel Hund