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Eine der bittersten Niederlagen aller Löwen-Zeiten
Im Halbfinale um den DHB-Pokal machen die Gelben ein lange überragendes Spiel und müssen sich am Ende mit einem Tor in der Verlängerung geschlagen geben
Die Rhein-Neckar Löwen machen im Halbfinale um den DHB-Pokal ein Riesenspiel, führen lange und teilweise hoch gegen den THW Kiel und müssen sich am Ende nach Verlängerung 31:32 (30:30, 28:28, 17:14) geschlagen geben. Es ist eine der bittersten Niederlagen aller Löwen-Zeiten, weil die Mannschaft über sich hinauswächst, einen superstarken Gegner teilweise dominiert, nach 70 Minuten aber als Verlierer vom Feld gehen muss. Zudem verlieren die Löwen höchstwahrscheinlich Ivan Martinovic.
Als Jon Lindenchrone in Minute 14 eine Zeitstrafe kassiert, kommt der Kroate erstmals auf die Platte beim Lidl Final4. Viele Wochen hatte der neue Kapitän der kroatischen Nationalmannschaft am Comeback gearbeitet, um gerade so rechtzeitig für das Finalturnier um den DHB-Pokal fit zu werden. Und was macht er, frisch auf dem Feld? Er wirft und wirft und wirft. Das 7:10 erzielt Martinovic (19.), danach sogar einen Hattrick mit dem 10:13, 10:14 und 10:15 (25.). Nach dem 12:17, seinem fünften Tor in knapp zehn Minuten, will er schnell zurücklaufen – und knickt mit dem linken Bein weg (29.).
Es ist der Schreckmoment in Durchgang eins, so kurz vor der Halbzeit. Juri Knorr kommt zu seinem Kameraden, beide mitgereisten Physios sind da, auch ein Arzt. Martinovic wird mit der Pausensirene in die Kabine gebracht, beim Spielstand von 14:17. Die Kieler haben den Löwen-Schock genutzt, um noch einmal um zwei Treffer zu verkürzen. Die bessere Mannschaft sind zu diesem Zeitpunkt klar die Löwen. Der Ball läuft fantastisch durch die Reihen, Juri Knorr dirigiert wie ein alter Hase, ist dabei ständig torgefährlich. In der Abwehr haben die Löwen einmal mehr den THW weitestgehend im Griff, arbeiten Halil Jaganjac und Olle Forsell Schefvert so viel weg über den Innenblock.
Eine der bittersten Niederlagen aller Löwen-Zeiten: Das Drama nimmt seinen Lauf
Das Torwartduell ist ausgeglichen, mit leichten Vorteilen für Löwe David Späth. Dennoch kommen die Kieler besser aus der Pause, sind mit einem Doppelpack plötzlich bis auf ein Tor dran (16:17, 32.). Es ist die Show von Domagoj Duvnjak und Emil Madsen, die letztlich 17 der 32 THW-Buden markieren. Und es wird die Zeit des Kampfes und der taktischen Spielchen. Siebenmeter und Zeitstrafen en masse, dazu außergewöhnlich häufige Videobeweise: Die Partie spitzt sich immer weiter zu. Kiel versucht es mit dem siebten Feldspieler, die Löwen aber bleiben cool und setzen sich wieder auf 17:21 ab (37.).
Kiel antwortet mit einem eigenen 3:0-Lauf, verkürzt auf 20:21 durch den nicht zu haltenden Madsen (41.). Beim 22:22 gelingt der Ausgleich (46.), beim 24:23 die erste Führung seit der Anfangsphase (48.). Jetzt wird es ein Nervenspiel. Und die Löwen bestehen darin, holen sich durch den nimmermüden Knorr die Führung zurück (24:25, 50.). In einem epischen Schlagabtausch geht es hin und her, steht es nach 60 unfassbar intensiven Minuten 28:28. Verlängerung!
Nach den ersten fünf Minuten bleibt es beim Unentschieden (30:30). Wieder schaffen die Zebras einen Doppelschlag nach dem Seitenwechsel, stellen durch Duvnjak und Madsen auf 32:30 (67.). Die Löwen zeigen Moral. Nach einer Wolff-Parade gegen Knorr hält auch Späth, bringt Davidsson mit dem 32:31 noch einmal Spannung rein – zumal Späth seine 15. Parade landet. Der Ball ist mit 40 Sekunden auf der Uhr bei Gelb. Alle Chancen für den Ausgleich. Mit knapp sieben Sekunden auf der Uhr unterläuft der entscheidende Fehlpass. Das Spiel ist aus. Die Löwen stehen morgen im Spiel um Platz drei gegen HBW Balingen-Weilstetten (12.45 Uhr, live auf DYN) und wollen sich mit einem Sieg vom Lidl Final4 2025 verabschieden.
THW Kiel – Rhein-Neckar Löwen 32:31 n.V. (30:30, 28:28, 14:17)
Kiel: Wolff (12 Paraden), Mrkva (2 Paraden) – Duvnjak (6), Landin, Øverby, Wiencek (4), Pabst, Johansson (2), Dahmke (1), Zerbe (6/3), Kutz, Madsen (11), Pekeler, Skipagøtu, Imre (2/1)
Löwen: Appelgren (1 Parade), Späth (15 Paraden) – Martinovic (5), Nothdurft (4), Plucnar (1), Knorr (9/3), Heymann, Móré, Davidsson (3), Groetzki, Forsell Schefvert (5), Michalski, Willner, Lindenchrone (3), Jaganjac, Kohlbacher (1)
Trainer: Filip Jicha – Sebastian Hinze
Schiedsrichter: Marcus Hurst & Mirko Krag
Strafminuten: Pekeler (4), Duvnjak (2), Dahmke (2) – Jaganjac (4), Schefvert (4), Nothdurft (2), Lindenchrone (2)
Siebenmeter: 5/9 – 3/5
Vergebene / parierte Siebenmeter: Späth hält gegen Imre (9.), Imre und Zerbe scheitern am Pfosten (18. und 36.), Appelgren hält gegen Zerbe (44.) – Wolff hält gegen Knorr (60. und 68.)
Spielfilm: 1:0, 2:2, 5:3, 5:6, 7:6, 7:10, 9:11, 10:12, 10:15, 12:17, 14:17 (HZ), 16:17, 17:21, 22:22, 24:23, 24:26, 26:26, 28:28 (EN reguläre Spielzeit), 28:29, 29:30, 30:30 (HZ Verlängerung), 32:30, 32:21 (EN final)