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Eine Halbzeit zum Vergessen
Löwen verlieren in Kristianstad
Die Rhein-Neckar Löwen haben in der VELUX EHF Champions League die zweite Niederlage kassiert. Beim schwedischen Meister IFK Kristianstad unterlag der Tabellenführer der DKB Handball Bundesliga nach einer indiskutablen ersten Halbzeit mit 29:32 (12:20) und verpasste damit den Sprung auf Platz 1 der Champions League Gruppe B.
„Das war eine sehr schlechte Leistung meiner Mannschaft und ein verdienter Erfolg von Kristianstad“, ging Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen mit seinen Spielern nach der Partie hart ins Gericht. „Wie wir uns in der ersten Halbzeit präsentiert haben, das geht einfach nicht und das war peinlich. Wir haben 40 Minuten lang überhaupt nicht gezeigt was wir können und was wir uns vorgenommen haben, zudem hatten unsere Torhüter einen schlechten Tag. Dann reicht es in der Champions League einfach nicht“, so der enttäuschte Däne. Sein Gegenüber, Ola Lindgren, ehemaliger Coach der Löwen und Trainer der Schweden war dagegen stolz auf seine Mannschaft. „Wir haben gezeigt, dass wir in der Champions League zu Hause jede Mannschaft schlagen können. Die Löwen gehören zu den besten Clubs in Europa, am Ende hatte meine Mannschaft fast ein wenig Angst die Partie zu gewinnen, aber wir sind sehr froh über diese beiden Punkte“, so Lindgren.
Neben Stefan Kneer (Oberschenkelverletzung) mussten die Löwen in Schweden am heutigen Abend auch auf Uwe Gensheimer verzichten. Der Kapitän trat wegen eines grippalen Infektes die Reise nach Skandinavien erst gar nicht mit an. Für Gensheimer führte Patrick Groetzki die Löwen als Kapitän auf das Feld, und auch Groetzki hatte sich seine Premiere als Spielführer der Badener ganz anders vorgestellt. „So eine erste Halbzeit darf uns einfach nicht passieren, da sind wir uns alle einig. In der ersten Hälfte haben wir richtig einen auf die Fresse bekommen. So dürfen wir uns nicht mehr präsentieren, auch wenn die zweite Halbzeit natürlich schon etwas besser war“, sprach der Nationalspieler nach dem Spiel. Nur bis zum 2:2 Zwischenstand nach fünf Minuten könnten die Badener die Partie ausgeglichen gestalten, wobei Mads Mensah die ersten beiden Tore für den Bundesligisten erzielte. Danach aber bestimmte Kristianstad die Partie. Praktisch jeder Wurf der Schweden landete im Tor der Löwen, Mikael Appelgren parierte erst nach 40 Minuten seinen ersten Ball und wurde zwischenzeitlich vom ebenfalls glücklosen Marco Bitz im Löwen-Tor abgelöst. Im eigenen Angriffsspiel präsentierten sich die Badener über weite Strecken erschreckend schwach, wirkten viel zu langsam und unbeweglich und boten die schwächste Saisonleistung überhaupt.
Selbst eine Auszeit von Nikolaj Jacobsen nach sieben Minuten beim 2:5 Rückstand brachte keine Besserung, im Gegenteil, die wie entfesselt aufspielenden Schweden schraubten ihre Führung scheinbar ohne Gegenwehr der Löwen bis auf 11:3 (14.) und profitieren in dieser Phase von rund acht Minuten des Bundesligisten ohne Torerfolg. Alleine 10 Gegenstöße kassierten die Löwen in der ersten Halbzeit, mit einem deutlichen 12:20 Rückstand ging es in die Pause. Nikolaj Jacobsen schien in der Kabine deutliche Worte an seine Spieler gerichtet zu haben, doch es dauerte bis zur 40. Minute, ehe die Löwen wenigstens halbwegs zu ihrem Spiel fanden. Kurz vorher war IFK Kristianstad beim 27:17 sogar auf 10 Treffer enteilt. „Wir haben uns nach dieser deutlichen Führung einfach zu viele Gedanken gemacht, konnten es selbst nicht glauben, dass wir eine Chance haben gegen die Löwen zu gewinnen“, erklärte Kristianstads Torhüter Nebojsa Simic den nun folgenden Einbruch seiner Mannschaft. Plötzlich erlaubten sich auch die Hausherren technische Fehler, leisteten sich Ballverluste und wurden von den Löwen dafür bestraft. Doch die Aufholjagd der Gäste, die nun Charakter zeigten, kam deutlich zu spät. Angetrieben vom wacker kämpfenden Kim Ekdahl du Rietz verkürzten die Löwen ihren Rückstand über die Stationen 21:28 (45.), 26:31 (55.) bis auf 29:31 (59.). Kristianstad gelang mit der Schlusssekunde noch der letzte Treffer zum 32:29 Endstand.
„Die Enttäuschung über unsere Vorstellung heute ist riesig groß, auch wenn es am Ende nur eine Niederlage mit drei Toren ist“, sprach Spielmacher Andy Schmid, der mit sieben Toren bester Werfer seiner Mannschaft wurde. Über Kopenhagen geht es für die Löwen mit dem Flieger am morgigen Freitag schon früh zurück nach Frankfurt. „Wir haben gar nicht viel Zeit nachzudenken, denn am Sonntag kommt schon die HSG Wetzlar zu uns. Da müssen wir uns ganz anders präsentieren als heute, damit wir unsere weiße Weste in der Bundesliga behalten“, so Patrick Groetzki vor dem Duell mit den Mittelhessen. Anwurf in der SAP Arena ist am Sonntag um 17:15 Uhr. Die Löwen bieten beim Familientag den Handballfans in der Region Sonderpreise. So gibt es das Ticket für den Oberrang der SAP Arena schon für 10.- Euro.
Nicht mehr zum Kader der Löwen gehört unterdessen Darko Stanic. Der Torhüter wechselt mit sofortiger Wirkung von den Badenern zum katarischen Spitzenclub El Jaish. Beide Vereine einigten sich in dieser Woche auf einen Wechsel des 36-jährigen Serben. Der ursprünglich noch bis zum Jahr 2017 laufende Vertrag von Stanic bei den Rhein-Neckar Löwen wurde aufgelöst, über die Ablösesumme vereinbarten alle Beteiligten Stillschweigen. „Wir bedanken uns bei Darko für seinen Einsatz und wünschen ihm bei seiner neuen Herausforderung alles Gute“, so Löwen-Manager Lars Lamadé. Ab dem nächsten Champions League Spiel ist dann auch Richard Stochl für die Löwen spielberechtigt.
IFK Kristianstad – Rhein-Neckar Löwen 32:29 (20:12)
IFK Kristianstad: Larsson, Simic; Björnsen (4), Lagergren (1), Larsson, Dahlin, Jepson, Tollbring (6/3), Petersson (1), Cederholm (6), Jamali (8), O‘Sullivan (4), Nilsson, Hanisch (1), Eriksen, Lindskog (1)
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Bitz (15.-25.), Schmid (7/1), Sigurmannsson (4), Baena (2), Steinhauser, Mensah (3), Pekeler (2), Groetzki (2), Reinkind (2), Guardiola, Petersson (1), Ekdahl du Rietz (6),
Trainer: Ola Lindgren – Nikolaj Jacobsen
Schiedsrichter: Andrei Gousko – Siarhei Repkin (BLR)
EHF Beobachter: Gunnarsso (ISL)
Zuschauer: 4400
Zeitrafen: 5 – 5
Siebenmeter: 3/3 – 2/1
Rhein-Neckar Löwen: Schmid scheitert an Simic und trifft im Nachwurf
Strafminuten: Lagergren (2), Jamali (4), O’Sullivan (4) – Pekeler (4), Reinkind (2), Petersson (4)
Spielfilm: 3:2 (5.), 7:3 (10.), 11:4 (15.), 15:6 (20.), 20:12 (HZ), 22:15 (35.), 27:17 (41.), 29:23 (50.), 31:27 (57.), 32:29 (EN)
Beste Spieler: Jamali, Cederholm – Ekdahl du Rietz