Veröffentlichung:

Eine neue Situation (RNZ)

Mannheim. Tore wirft er keine mehr. Das war einmal, ist schon lange vorbei. Auch das Verhindern überlässt er anderen. Jüngeren, schnelleren, fitteren. Nur in einem ist er mindestens noch genauso gut wie sein Personal: im jubeln. Thorsten Storm, der Manager der Rhein-Neckar Löwen, der Macher im Hintergrund, ballt dann die Fäuste, lacht vor Glück. Abseits der Platte tut er das. Für sich, selten mit den anderen, den Hauptdarstellern. So wie zuletzt. In Göppingen und in Melsungen. Dort, wo die Gelben die noch nicht perfekte Abstimmung untereinander scheinbar spielend leicht kompensiert haben. Durch Kampf, durch Leidenschaft, durch unbändigen Willen.

„Mich haben sie mit diesen beiden Ergebnissen selbst überrascht“, gesteht Storm und lächelt: „Aber wir haben aus der nicht vorhandenen Vorbereitung wirklich das Optimale rausgeholt.“ Alles in allem ein Auftakt, durch den die Gelben für Aufsehen gesorgt haben. Der Respekt vor dem badischen Handball-Flaggschiff ist groß. Manche würden da abheben. Früher auch die Löwen. Mittlerweile ist das anders. Rings um das Kronauer Trainingszentrum wird der Ball flach gehalten. „Wir sind nicht die, die jetzt sofort sagen: alles passt und alles läuft.“ Erklärt Storm. Mit Nachdruck und ernster Stimme. „Wir wissen schon, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben.“ Plötzlich schmunzelt er dann aber doch, der Manager: „Trotzdem nimmt uns diese vier Punkte keiner mehr weg.“

Am Mittwoch sollen nun möglichst noch zwei weitere Zähler dazu kommen. Zuhause, in der Mannheimer SAP Arena. Nettelstedt kommt. Um 20.15 Uhr. Dann will das Rudel Gas geben, endlich auch den eigenen Anhang verzaubern. Mit Spielwitz und Tempo-Handball. Das Problem: Momentan möchten noch nicht allzu viele die neuen Löwen sehen. Aktuell sind erst 4.500 Karten abgesetzt. Storm: „Wir hoffen natürlich, dass es noch ein paar mehr werden.“

Gründe für das bislang geringe Interesse gibt es mehrere. Die Plausibelsten: Zum einen sind noch Sommerferien, zum anderen haben die Löwen ihre Anhänger in der Vorsaison nicht gerade mit Leckerbissen verwöhnt. Will heißen, dass der eine oder andere Fan noch verärgert ist, enttäuscht von zahnlosen Löwen aus der jüngeren Vergangenheit. Storm selbst hat dafür Verständnis, sagt aber auch: „Wir werden alle versuchen, uns mit Leidenschaft und Herz die Gunst der Fans zurück zu erobern. Aber das geht nicht von heute auf morgen.“

Alexander Petersson, der Kämpfer, Kim Eckdahl du Rietz, der Kunstschütze, oder Niklas Landin, der Hexer, hätten jedenfalls mehr Zuschauer zur Begrüßung verdient. Sollte das nicht klappen, wäre es für Storm dennoch kein Beinbruch. Er sagt: „Ein Handball-Spiel in den Sommerferien ist kein Maßstab.“ Ähnlich denken sie sicher auch in Göppingen. Denn selbst die „Hölle Süd“, der Hexenkessel von Frisch Auf, war gegen die Löwen nicht ausverkauft. In Melsungen kamen gar nur 2.500 Zuschauer.

Wie auch immer, die Löwen haben es in der Hand, können mit guten Leistungen wieder für ein volles „Ufo“ sorgen. Ein Sieg gegen Nettelstedt wäre da ein Schritt in die richtige Richtung. Leicht wird es nicht. Auch der Gast hat’s drauf. „Die haben sich sehr gut verstärkt, verfügen über eine Top-Mannschaft“, lobt Storm.

Understatement? Eher nicht. Die Tabelle, die bekanntlich nie lügt, gibt Storm Recht. Nettelstedt ist Zweiter, gewann zwei Mal deutlich. In Lemgo und gegen Hannover. Favorit sind die Ostwestfalen dennoch nicht. In diese Rolle schlüpfen diesmal die Löwen. „Das stimmt“, sagt Storm, „für unsere junge Mannschaft ist das eine neue Situation, aber trotzdem freuen sich alle auf das erste Heimspiel!“

Von Daniel Hund