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Frech, sympathisch und für den Gegner gefährlich (MM)

Mannheim. So richtig kann es Marius Steinhauser immer noch nicht glauben. Plötzlich plaudert er mit Weltmeister Oliver Roggisch in der Kabine, wirft sich mit Bundesliga-Torschützenkönig Uwe Gensheimer im Training die Bälle zu – und vor allem sorgt er selbst in der Handball-Bundesliga für Furore. Zwei Spiele bestritt der 19-Jährige bislang für die Rhein-Neckar Löwen, als einziger Profi aus dem badischen Ensemble stand er die kompletten 120 Minuten auf der Platte. Der Rechtsaußen versenkte bei den Siegen in Göppingen und Melsungen sieben von acht Würfen im Tor. Steinhausers Bilanz ist nicht nur tadellos, sondern grandios. Denn sein einziger Fehlversuch brachte ihm immerhin einen Siebenmeter ein.

„Das ist ein Traumeinstand, diese Entwicklung konnte ich einfach nicht erwarten. Ich bin unheimlich glücklich, dass bislang alles so gut gelaufen ist. Die Mannschaft macht es mir aber auch einfach und ich spüre das absolute Vertrauen unseres Trainers Gudmundur Gudmundsson“, sagt der Shooting-Star der Löwen, der mit den Gelbhemden morgen (20.15 Uhr) im ersten Heimspiel der Saison den TuS N-Lübbecke erwartet. „Meine erste Partie in der SAP Arena, da wird es bei mir vor dem Anwurf wieder richtig kribbeln. Schließlich ist da alles noch ein wenig größer als zuletzt bei den Auswärtsspielen.“

Storm: Vor jeder Partie nervös

Manager Thorsten Storm kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus, wenn er nach Steinhauser gefragt wird. „Marius ist vor jeder Begegnung unglaublich nervös – und dann spielt er so, als hätte er nie etwas anderes gemacht“, kann er die guten Auftritte des Youngsters kaum fassen. Der Gelobte will indes kein großes Thema aus seiner Leistung machen, er sieht sich als Lehrling und verteilt – wie zuletzt nach dem Sieg in Kassel über Melsungen – am Mannschaftsbus sogar Pizzabrötchen an die Kollegen: „Jedes Tor hilft dem Team. Das ist wirklich ein geiles Gefühl.“

Seit Mitte Juli trainiert Steinhauser mit den Löwen-Stars, in der vergangenen Saison war der aus Rot stammende 19-Jährige noch für die HG Oftersheim/Schwetzingen aktiv. Er spielte in der Oberliga Baden-Württemberg und wurde zudem Torschützenkönig in der A-Jugend-Bundesliga. „Ich habe mich schnell bei den Löwen eingelebt, aber jeder Tag ist nach wie vor etwas Besonderes. Für mich ist es kein Alltag, zum Training nach Kronau zu fahren, sondern ein Erlebnis“, sagt der Linkshänder, der von seinen Kollegen als ehrgeizig und wissbegierig beschrieben wird.

Keine Frage: Der 1,87-Meter-Mann ordnet sich unter und weiß, dass er von seinem derzeit verletzten Rechtsaußen-Kollegen Patrick Groetzki noch viel lernen kann. „Patrick ist die Nummer eins“, sagt Steinhauser, der das Bundesliga-Abenteuer mit viel Respekt aber ohne jegliche Angst angeht. Unvergessen bleibt eine Szene aus der Saisonvorbereitung, als sich der leidenschaftliche Fußball-Fan im ersten Testspiel bei der TG Osthofen gleich den Ball beim Siebenmeter nahm und ihn cool ins Tor warf. Mit dieser jugendlichen Unbekümmertheit, seiner positiven Grundstimmung und seiner sympathisch-frechen Art steckt der Rechtsaußen die ganze Mannschaft an.

Dabei grenzt es an ein Handball-Wunder, dass der Roter Junge überhaupt auf der großen Bundesliga-Bühne glänzt. Denn der einstige Fußballer begann erst 2007 mit dem Handballspielen. Sein Onkel Bernd, einst für die SG Leutershausen am Ball, riet ihm, es als Linkshänder mit der Harzkugel zu versuchen. Er hörte auf den Onkel. Und das war wahrlich keine schlechte Entscheidung.

Von Marc Stevermüer