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Eine Sporttasche als erster Lohn (MM)

Eskilstuna. Als es darum ging, den wertvollsten Spieler des Achtelfinal-Hinspiels im EHF-Pokal zwischen Eskilstuna Guif und den Rhein-Neckar Löwen ausfindig zu machen, fiel die Wahl nicht schwer. Löwen-Kreisläufer Bjarte Myrhol hatte beim 35:34 (17:19)-Sieg in Schweden nicht nur zwölf Mal ohne Fehlversuch ins Schwarze getroffen, sondern dreizehn Sekunden vor Spielende auch noch den spielentscheidenden Treffer gesetzt, nachdem die Badener in der Schlussphase schon 32:34 zurückgelegen hatten. Als Lohn gab es eine kleine Sporttasche. „Viel kriege ich da nicht rein“, schmunzelte der Norweger. „Aber vielleicht ist ja ein Packen Geld drin“, lachte Myrhol, während sich die schwedischen Handball-Fans bereits seine schwarzen Schweißbänder sicherten.

Erneut nur neun Feldspieler

Es passte ins Bild, dass ausgerechnet der größte Kämpfer im Löwen-Trikot doch noch die Weichen auf Viertelfinale gestellt hatte. Erneut mit nur neun Feldspielern angetreten, mussten sich die Badener in der Volvo-Stadt schließlich nicht nur den 2500 lautstarken Fans und dem Höllen-Tempo des schwedischen Vizemeisters entgegenstemmen, sondern auch an die eigenen Kraftreserven gehen. „Das hat schon geschlaucht“, räumte Kapitän Uwe Gensheimer ein. „Umso höher ist zu bewerten, dass wir das Ding noch gedreht haben“, meinte der Linksaußen, während Geschäftsführer Thorsten Storm aus der Heimat per SMS gratulierte: „Großes Kompliment an die Jungs. Sie kämpfen alle bis zum Umfallen.“

Trainer Gudmundur Gudmundsson war mit dem knappen Sieg ebenfalls einverstanden, hatte aber auch Mängel festgestellt. „Im ersten Durchgang sind wir das Tempo mitgegangen. Das war nicht der Plan“, monierte der Löwen-Coach, der zudem viele technische Fehler notieren musste. In der zweiten Halbzeit standen die Badener dann kompakter und hatten im Schweizer Andy Schmid ihren unermüdlichen Antreiber.

Namen wie Mathias Tolin und Tobias Aren, die auf Linksaußen und der Halblinks-Position je neun Tore beisteuerten, werden den Rhein-Neckar Löwen bis zum Rückspiel (Samstag, 19 Uhr, MWS Halle) nun aber auf jeden Fall präsenter sein und trotz Vorwarnung auch in Erinnerung halten, wie sich das Tempo-Spiel der Südschweden in Echtzeit anfühlt.

„Video schauen und spielen ist eben doch etwas anderes. Aber jetzt wissen wir, was auf uns zukommt“, betrachtete Löwen-Torwarttrainer Tomas Svensson die 60 Minuten als kleine Nachhilfe-Einheit in Sachen moderne schwedische Handball-Schule. Und der war es auch geschuldet, dass der Routinier angesichts des knappen Spielstands gegen seinen Heimatverein nicht wie erhofft für ein paar Szenen zum Einsatz kam. „Klar, ist das schade. Aber der Applaus und die Sprechchöre bei der Spielervorstellung haben bei mir schon für genug Emotionen gesorgt“, sagte Svensson, der im Beisein seiner Eltern nach dem Abpfiff noch viele Hände schütteln musste.

Bis dahin hatte Myrhol bereits geduscht und in seine neue Tasche geschaut. „Leider kein Batzen Geld“, grinste der Matchwinner – auch wenn die Löwen für die neue Spielzeit eine Stange Bares gut brauchen könnten. Doch dass sich Neuzugänge wie etwa Torwart Niklas Landin ernsthaft von der künftigen Situation beeindrucken ließen, wollte auch Trainer Gudmundsson nochmals entkräften: „Ich habe gerade gestern mit Niklas Landin telefoniert. Er will seinen Vertrag auf jeden Fall erfüllen und freut sich auf die Löwen.“

Von Thorsten Hof

 13.02.2012