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Einsatz in Manhattan, Teil 3: Am Silvestertag geht’s los

Turnier um den „Big Apple Cup“ vor dem Anwurf / All Star Game am 1. Januar ab 18 Uhr live in Sport1

Es ist angerichtet: In der Sporthalle des Riverbank State Park fliegen am 31. Dezember 2011 und 1. Januar 2012 die Bälle beim „3. Big Apple Team Handball Tournament“. Direkt am Hudson River liegt der Schauplatz des Wettbewerbs, den insgesamt acht – teilweise hochkarätig gespickten – Amateurmannschaften unter sich ausmachen werden. Mit dabei ist auch wieder ein Team von Kabel BW und den Rhein-Neckar Löwen, das am 30. Dezember in der Metropole an der amerikanischen Ostküste eintraf.

Sebastian Scharfenberger aus Ludwigshafen, Artur Merk aus Niefern, Tim-Oliver Buchner aus Mannheim, Alexander Sauer aus Dielheim, Stefan Boeser aus Ubstadt-Weiher, Kevin Körner aus Dielheim, Dany Scholten aus Kayl, Markus Baumann aus Östringen, Andre Kuhn aus Weinheim, Joachim Doderer aus Sprendlingen und Sina Michels aus Dossenheim traten die Reise bis zum 4. Januar 2011 an. So hat die Jury der Löwen entschieden.

Die Profis Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki, Žarko Šešum, Børge Lund, Róbert Gunnarsson und Goran Stojanović sowie Teamkoordinator Christopher Monz und Betreuer Konrad Hoffmann hatten knapp drei Wochen zuvor ganz genau hingeschaut, als die in einer Vorauswahl gewählten Kandidaten in der Kronauer Trainingshalle „vorspielten“.

„Im Moment bin ich total überwältigt“, konstatierte Stefan Boeser kurz nach der Ankunft in New York. Der 36-jährige Rückraumspieler freut sich, dabei zu sein und möchte sich mit dem Kabel BW Team sehr gut verkaufen. „Dabei“, so Boeser, „habe ich tatsächlich überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich ausgewählt werde.“ Beim Casting habe er doch mächtig pumpen müssen, aber er hat sich ins Zeug gelegt und vor allem seine Abwehrstärke hat dann seinen Juror Žarko Šešum (verantwortlich für die Halblinken) überzeugt. Dabei hatte der Handballer, der in der AH der SG HaWei – einem Zusammenschluss aus TV Hambrücken und TVE Weiher – aktiv ist und zuvor lange in der Landesliga am Ball war, zunächst von seiner New York-Bewerbung gar nichts gewusst. Tochter Lara schrieb sie nämlich für den Papa und sie war es auch, die ihn beim Casting mit einem Transparent („Papa, Du schaffst das!“) und Stimme unterstützte. Nun darf sich Lara auf einige Geschenke aus New York freuen: „Schuh- und Kleidergröße von Frau und Tochter habe ich dabei und bei der Fahrt zur Shopping-Mall bin ich angemeldet.“ Zunächst allerdings gilt es für Stefan Boeser und das Kabel BW Team beim Turnier um den „Big Apple Cup“. Dabei trifft die in Baden-Württemberg gecastete Mannschaft auf ein Team aus Mittelhessen, eine Sieben aus Boston, eine aus Kanada, zwei Teams des THC New York, eine Truppe von Teamsportreisen und eine von der Handballwoche zusammengestellte und von Löwen-Keeper Henning Fritz erneut gecoachte Sieben, die ihren Titel aus dem vergangenen Jahr nur zu gern verteidigen möchte.

All Star Game am 1. Januar live auf Sport1

Am 1. Januar ist dann um 12:05 Uhr Ortszeit der Anwurf zum All Star Game 2012 von New York, wenn eine Auswahl aktueller und ehemaliger Bundesligaspieler gegen ein Team gespickt mit den weltbesten Akteuren antritt. In der 18 Akteure umfassenden Bundesliga-Mannschaft stehen der Weltmeister von 2007 und Ex-Löwe Andrei Klimovets und Vedran Zrnić, Rechtsaußen vom VfL Gummersbach und Weltmeister 2003 sowie Olympiasieger 2004. Ebenfalls vom VfL Gummersbach dabei: Igor Anić. Mit dem TBV Lemgo (Nils Dresrüsse, Sebastian Schneider), dem TV Großwallstadt (Cornelius Maas, Marius Liebald) und dem TV Hüttenberg (Florian Billek, Matthias Gerlich) stellen damit vier Vereine jeweils zwei Spieler in New York. Als Trainerduo der Bundesliga-Auswahl fungieren Velimir Petković (FA Göppingen) und Jan Gorr (TV Hüttenberg).

17 Spieler umfasst die von Jahrhunderthandballer Magnus Wislander angeführte Weltauswahl von New York. Dabei ist das Tor die Festung der Löwen – oder Ex-Löwen: Henning Fritz, Tomas Svensson und Marcus Rominger teilen sich diese Position. „Es ist eine Ehre für mich, hier aufzulaufen“, sagt Svensson. Der 43-jährige, hochdekorierte Schwede freut sich, bei der Zusammenkunft der großen Handballfamilie in New York dabei zu sein. „Schon im vergangenen Jahr wurden meine Erwartungen übertroffen“, sagte er und fügt an: „Sicherlich steht vor allem der Spaß im Vordergrund, ist der Sieg vielleicht nicht ganz so wichtig, aber egal ist es nie für die Spieler hier. Sonst wären sie alle nicht soweit in ihrer Karriere gekommen.“ Will heißen: „Wir wollen unseren Sport, wir wollen Handball hier in New York gut präsentieren.“ Ebenfalls die Berufung für die Weltauswahl erhielten die Schweden Ljubomir Vranjes und Magnus Andersson. Hinzu gesellen sich die Spanier Lászlo Nagy, Enric Masip, Carlos Ortega, Andrei Xepkin und Carlos Prieto. Mit Prieto, dem Franzosen Jackson Richardson und dem Österreicher David Szlezak sind somit drei Ehemalige der Löwen am Start. Das Aufgebot komplettieren der Kroate Goran Šprem, der Franzose Joël Abati und der Däne Nikolaj Jacobsen. Als Trainer der Weltauswahl fungiert Guðmundur Guðmundsson, Coach der isländischen Nationalmannschaft und der Rhein-Neckar Löwen.

Karl Gladeck vom Veranstalter Teamsportreisen: „Damit haben wir bei diesem Wettbewerb einige neue Gesichter am Start. Erneut sind die beiden Mannschaften mit absoluten Top-Stars gespickt.“ Und die Trainer sind ziemlich ehrgeizig: „Nein.“ Diese Antwort kommt bestimmt, aber mit jeder Menge Vorfreude. Velimir Petković – nach weit über zehn Jahren auf der Trainer-Bank gehört er quasi zum Inventar der stärksten Liga der Welt – und Guðmundur Guðmundsson, Trainer der Rhein-Neckar Löwen und der isländischen Nationalmannschaft, waren zuvor noch niemals in New York gewesen. Jetzt war die Zeit reif. Für einen kurzen Besuch in der Metropole, der verbunden ist mit dem Job und gleichzeitig der schönsten Nebensache der Welt. „Ich habe mich wirklich sehr gefreut, als die Anfrage kam, ob ich die Bundesligaauswahl in New York betreuen möchte. Ich sehe das auch als Anerkennung meiner Arbeit“, bestätigt der 55-Jährige, der seit 2004 die sportlichen Geschicke bei Frisch Auf Göppingen lenkt und sein Team zum Ende der vergangenen Spielzeit zum EHF-Cup-Sieg führte. Nun möchte er seiner Sportart zu etwas mehr Beachtung in den USA verhelfen. „Sicherlich wird es noch einige Zeit dauern, bis sich Handball etabliert hat, aber ich denke, das ist ein guter, das ist der richtige Weg“, setzt Petković dabei vor allem auf einen möglichst großen Werbeeffekt. „Wer sonst als diese Namen könnten ihre Sportart besser transportieren?“

Den Bekanntheitsgrad in den USA steigern

Allerdings müssen auch die amerikanischen Medien dieses sehr zarte Pflänzchen neben dem etablierten, großen vierblättrigen Kleeblatt mit Basketball, Eishockey, American Football und Baseball hegen und pflegen. „Nur, wenn unser Sport auch in den amerikanischen Haushalten ankommt, wird der Bekanntheitsgrad in den Vereinigten Staaten gesteigert“, weiß auch Guðmundsson. Für den 51-Jährigen, der Island bei den Olympischen Spielen 2008 zur Silbermedaille führte, bedeutet das Coaching der Weltauswahl in New York eine große Ehre, aber auch ein kurzes Durchatmen vor der heißen Vorbereitungsphase auf die Europameisterschaft in Serbien. Geburtstag (der 51.) am 23. Dezember an der badischen Bergstraße, letzter Spieltag der Bundesliga 2011 (beim Bergischen HC) am 26. Dezember in Wuppertal, Hochzeit (er gab Lebensgefährtin Fiola das Ja-Wort) am 28. Dezember auf Island, auf der Bank der Weltauswahl am 1. Januar in New York City – das Leben hält für den ehemaligen Linksaußen zum Jahreswechsel einige ganz wichtige Termine bereit. Und schon bald nach der Partie hebt sein Flieger wieder Richtung Reykjavík ab. Aber die wenigen Tage zuvor gelten einem Innehalten – und natürlich einer optimalen Vorbereitung. So kennt man die beiden Trainer in der Bundesliga, so werden sie es auch vor dem Auswahlmatch in New York tun. „Wir wollen nichts dem Zufall überlassen“, betonen „Petko“ und „Guðmi“ unisono und unterstreichen ihren Ehrgeiz: „Wir wollen Werbung für unseren Sport machen, aber natürlich vor allem auch gewinnen.“

Sport1 wird diese Partie ab 18 Uhr MEZ live übertragen. „So viele bekannte Namen auf der Platte und das in New York, das ist einfach geil. Das ist ein Highlight vor der Europameisterschaft und ein wirklich schöner Jahresabschluss“, beschreibt Anett Sattler, Moderatorin und Fachfrau für Handball bei Sport1, den Event an der amerikanischen Ostküste. Im Vorspann der Übertragung werden Eindrücke von New York und der Silvesterfeier am Times Square zu sehen sein. In der Halbzeitpause zeigt Sport1 einen kurzen Bericht über das hochkarätig gespickte Amateurturnier.

Bilder: Jürgen Pfliegensdörfer