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Einsatz in Manhattan von Erfolg gekrönt
Handball goes Amerika – Schritt für Schritt mit Henning Fritz und Thorsten Storm von den Löwen
Henning Fritz wirft ab auf Stefan Lövgren, der spielt weiter zu Wolfgang Schwenke, dieser wiederum passt auf Andi Kunz, trockener Wurf ins lange Eck: Tor. Ein Treffer für die Auswahl aktueller und ehemaliger Bundesligastars, erzielt in der fünften Etage der Park West High School in New York. Das Allstar-Team bezwang den THC New York mit 39:27. Und das nur wenige Minuten vom Times Square, wo in der dortigen Halle über zwei Tage ein Handball-Turnier ausgetragen wurde. Fünf Amateurmannschaften aus Deutschland und das Team des THC New York spielten mitten in Manhattan den Sieg unter sich aus. Schließlich durfte sich die Truppe des Team Stuttgart als Gewinner des „Big Apple International Team Handball Tournament“ feiern lassen.
Marcus Rominger, der Torhüter des TV Großwallstadt, und seine alten Kumpels aus gemeinsamen A-Jugendzeiten triumphierten im Finale über die Sieben von Teamsportreisen (mit einigen Vertretern der HSG Wetzlar) mit 25:22. Damit gingen zwei Tage zu Ende, die den Teilnehmern auf jeden Fall als toller Event im Gedächtnis bleiben dürfte: Die Silvesterfeier in der Welt-Metropole an der amerikanischen Ostküste kombiniert mit der Lieblingssportart, für die gleichzeitig wichtige Entwicklungshilfe geleistet wurde. Denn Handball spielt tatsächlich in Amerika keine große Rolle. Das wollte Karl Gladeck, Vertriebsleiter bei Teamsportreisen, so nicht stehen lassen. Der Reiseveranstalter der Rhein-Neckar Löwen, der so oft in New York unterwegs ist, kurbelte den Werbefeldzug der Ballwerfer nun auch über dem großen Teich an. Gladeck hatte mit einigen Handballern bereits Silvester 2008 in der Weltstadt an der Ostküste der Vereinigten Staaten gefeiert – und damals wurde die Idee, übrigens im Starbucks gegenüber dem Hotel Hilton, geboren: „Wir veranstalten ein Turnier!“ Dies ging am Sonntagabend zu Ende – mit vielen Eindrücken und noch mehr guten Wünschen. „Die Veranstaltung war sehr wichtig für die Sportart Handball in den USA. Hut ab vor allen, die mitgeholfen haben, dies alles auf die Beine zu stellen“, konstatierte Dieter Esch, Chef des Handball-Verbands der USA.
War es gerade noch eine Privatinitiative von Karl Gladeck und der Stadt New York, sollen in absehbarer Zeit die Verbände in der Mission „Handball goes Amerika“ intensiver kooperieren. Das Interesse wird dabei mit dem Länderspiel zwischen Deutschland und Polen am 17. Juli in Chicago unterstrichen. „Dann wird Handball zum ersten Mal auch durch die Zeitungen in den USA gehen. Außerdem wird es einen eigenen Olympiakanal geben. Wir brauchen das Fernsehen“, betonte Esch zur wichtigen Rolle der amerikanischen Medien, um die Sportart Handball und deren Stellenwert im Land der unbegrenzten Möglichkeiten weiter zu puschen.
Nicht zuletzt durch das Turnier in der Park West High School mit den namhaften Zugpferden aus der Handball-Bundesliga hat für Esch die positive Zukunft der Sportart in den Vereinigten Staaten begonnen. Dabei wird es aber auch darauf ankommen, wie sich die Ballwerfer gegen die amerikanischen Haupt-Sportarten Football, Baseball, Basketball und Eishockey sukzessive behaupten und sich ein Stück des Kuchens an sportinteressierter Bevölkerung sichern können. „Das hat Fußball bis heute nicht geschafft“, meinte Andreas Rudolph, der Präsident des HSV Handball, zu einer mit Sicherheit nicht leichten Aufgabe. Für ihn war es eine Ehre, mit den Großen der Bundesliga in New York aufzulaufen. Rudolph hütete einige Minuten das Tor der Allstars und demonstrierte damit vor allem eines: „Die absolute Identifikation mit unserem Sport und da gehört das für mich dazu.“ Wolfgang Schwenke, der Geschäftsführer vom Fußball-Regionalligisten Holstein Kiel und frühere Trainer der Rhein-Neckar Löwen, freute sich, dass hier nicht nur viel geredet worden sei, sondern mit Karl Gladeck einer gehandelt und diesen Event durchgeführt habe. „Das war mutig und verdient absoluten Respekt.“ Interessierter Gast war HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Er sah das Turnier als kleinen Schritt für die Entwicklung des Handballs in Amerika. „Und eine Erweiterung dieses Wettbewerbs wird dann einen weiteren kleinen Schritt bedeuten. Allerdings muss Handball vor Ort auch in der Breite gefördert werden, will man die Sportart bekannter machen.“ Vision ist, bereits im nächsten Jahr ein Turnier mit Teams im zweistelligen Teilnehmer-Bereich zu veranstalten, an dem mindestens zwei Mannschaften aus Amerika teilnehmen, der Rest dann aus Europa. Organisator Karl Gladeck, der nach dem „bisher größten Handball-Event nach Olympia in den USA“ sehr zufrieden war: „Es muss einfach eine Fortsetzung geben, ansonsten verpufft die bislang geleistete Arbeit und das würde mich sehr traurig machen.“ Der ehemalige Kieler Weltklassespieler Stefan Lövgren hoffte inständig, dass diese Präsentation in noch kleinem Rahmen bleibenden Eindruck bei den Amerikanern hinterlassen hat. „Schwer zu sagen, ob und wie schnell sich Handball in den USA entwickeln wird. Aber ich glaube, wir haben hier auf alle Fälle einige neue Fans gewonnen.“ Löwen-Manager Thorsten Storm sah eine tolle Veranstaltung: „Und es wäre schön, wenn es nächstes Jahr wieder hierher geht.“ Für Keeper Henning Fritz von den Rhein-Neckar Löwen war das Turnier ein Schritt in die richtige Richtung: „Das hier hat wirklich riesigen Spaß gemacht. Handball mit all seiner Schnelligkeit und Dynamik ist ein Sport für Amerika. Aber natürlich ist es noch ein weiter Weg, bis es gelingt, eine amerikanische Mannschaft bei großen Turnieren zu etablieren.“ Und was macht „Fritze“ an Silvester 2010? „Wenn ich nicht in Deutschland am Ball bin, kann ich mir vorstellen, wieder in New York dabei sein.“ Beim nächsten Schritt hin zu mehr Popularität.
Bilder: Pfliegensdörfer.