Veröffentlichung:

Eiskalte Löwen in der „Hölle Süd“ (RNZ)

Göppingen. Augen zu und durch, heißt es manchmal, wenn man vor schweren Aufgaben steht. Die Handballer der Rhein-Neckar Löwen standen gestern Abend vor so einer: Auswärts in Göppingen, im prestigeträchtigen Landesderby. In der „Hölle Süd“ war verlieren verboten. Augen zu machen auch. Hellwach mussten sie sein, die Gelben – Tunnelblick inklusive. Und genau den hatten sie. Die Löwen siegten knapp, aber verdient mit 30:29 (17:15). „Hier muss man erst einmal gewinnen“, jubelte Manager Thorsten Storm: „Es war eine klasse Teamleistung!“

Der Beginn des Nachbarschaftsduells war holprig. Nervosität machte sich breit. Auf beiden Seiten flogen die Bälle oft nicht dort hin, wo sie hinfliegen sollten. Die Hausherren fingen sich einen Tick früher, legten permanent Tore vor. Mal zwei, mal drei. Doch die Löwen blieben dran. Vor allem einer überzeugte: Bjarte Myrhol, der Kreis-Kämpfer. Der Norweger erarbeitete sich im Nahkampf immer wieder Freiräume, wo eigentlich gar keine waren. Im Stehen schnappte er sich dann die Bälle, um sie im Tieflug zu versenken.

Und in der 25. Minute war man wieder auf Augenhöhe: Ivan Cupic, der rechte Flügelmann, besorgte den 13:13-Ausgleich. Vorne Cupic, hinten Goran Stojanovic. Der Löwen-Torhüter wurde besser und besser, fischte nun auch die „Hundertprozentigen, die Freien, raus. Die logische Folge: Die Badener schmunzelten beim Gang in die Kabine, die Schwaben grummelten, ärgerten sich über einen 15:17-Rückstand.

Weiter ging es wie gehabt. Spannend und nervenaufreibend. Doch nun kam noch etwas anders dazu: die Derbyhärte. Es gab einige unschöne Szenen zu sehen. So wie die von Göppingens Sebastian Schubert. Der hämmerte Stojanovic einen Siebenmeter voll auf die Stirn. Rotwürdig? Christian Schwarzer, der gestern als TV-Experte für Sport1 im Einsatz war, meinte nein. Grenzwertig war’s aber allemal.

Wie auch immer, nach 47 Minuten schien die Partie entschieden zu sein. Die Gudmundsson-Sieben führte mit 24:21. Aber zu früh gefreut, Göppingen kam zurück. Und wie: Nach einem 3:0-Lauf, der durch drei technische Fehler der Gudmundsson-Sieben begünstigt wurde, stand es plötzlich wieder 24:24. Das große Zittern begann, jedoch nur kurz. Insbesondere Andy Schmid behielt den Durchblick: Der Regisseur dirigierte und traf selbst. Und wenig später war es rum, nach Velenje der nächste Hexenkessel überstanden. Storm, der Erleichterte. „In Göppingen ist es immer schwer. Unsere Jungs haben aber immer an sich geglaubt und sind cool geblieben.“ Weiter geht es für die Löwen am Samstag in der MWS-Halle im EHF-Cup um 19 Uhr gegen Gorenje Velenje.

Von Daniel Hund