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Entspannt und hochmotiviert

Kronau/Östringen. Die Vorbereitung auf das Gastspiel des deutschen Meisters in der Mannheimer SAP-Arena lief bei den Rhein-Neckar Löwen ab wie vor jedem Pflichtspiel – intensiv und akribisch hat Gudmundur Gudmundsson seine Schützlinge auf den HSV Hamburg eingestellt. „Wir spielen gegen eine Spitzenmannschaft“, betont der Coach des badischen Handball-Bundesligisten, der wie seine Mannschaft ganz entspannt dem Auftritt des Titelverteidigers heute um 19 Uhr entgegenblickt. „Das ist eine interessante Aufgabe“, pflichtet Torhüter Henning Fritz bei und schickt eine zaghafte Kampfansage an die Hanseaten: „Wenn wir oben mitmischen wollen, wäre es gut, den HSV zu Hause zu schlagen.“ In der Vorbereitung hat das der EHF-Cup-Teilnehmer bereits geschafft. Das Finale des Kempa-Cups gewannen die Löwen mit 27:23.

Forschere Töne als Fritz schlägt derweil Krzysztof Lijewski an. Der polnische Nationalspieler, der im Sommer vom hohen Norden nach Baden gewechselt ist und noch viele Kumpels in der Hamburger Mannschaft hat, würde seinem Ex-Club nur allzu gerne zwei Minuspunkte mit auf die Heimreise geben. „Ich werde alles dafür tun, dass wir die beiden Zähler behalten“, versichert der Linkshänder, der sich bei den Löwen bereits zum Führungsspieler gemausert hat. „Es ist sicher nicht optimal, dass wir schon so früh gegen den HSV spielen müssen. Aber so ist der Spielplan – und ich freue mich auf das Wiedersehen“, betont Lijewski, dessen älterer Bruder Marcin bei den Hanseaten zu den Leistungsträgern zählt. „Aber heute ruht für 60 Minuten die Freundschaft“, versichert „Zloty“.

Mit zwei Siegen sind Neu-Löwe Lijewski und Kollegen wunschgemäß in die Saison gestartet und gehen deshalb mit breiter Brust in das erste „Hammerspiel“ dieser Runde. Ganz anders stellt sich dagegen die Gefühlslage der Hamburger dar. Nach der 25:26-Pleite bei den Berliner Füchsen steht die Auswahl des neuen Trainers Per Carlén bereits unter Druck – auch wenn der Übungsleiter versucht, die Situation und die Unruhe im Umfeld des deutschen Meisters herunterzuspielen. „Sicherlich ist dies ein Schlüsselspiel. Aber die Saison ist noch lang, abgerechnet wird nach dem letzten Spieltag“, betont der Schwede. Allerdings fordert Carlén, dessen Sohn Oscar nach einem Kreuzbandriss ebenso nicht zur Verfügung steht wie Spielmacher Michael Kraus, von seiner Mannschaft eine Steigerung: „Wenn wir in Mannheim bestehen wollen, müssen wir den Rückraum der Löwen in den Griff bekommen und deren Tempospiel verhindern.“

Genau darauf setzen jedoch die Badener, die zum Auftakt als Gast des TV Großwallstadt (27:24) sowie bei ihrer Heimspielpremiere gegen den HBW Balingen-Weilstetten (29:22) auch in der Defensive überzeugten. „Wir haben in zwei Spielen nur 46 Gegentore bekommen – darauf können wir aufbauen“, sagt Coach Gudmundsson, dessen Schützlinge das Scheitern beim Champions-League-Wildcard-Turnier anscheinend gut verdaut haben. Neuzugang Lijewski sieht darin sogar einen leichten Vorteil. „Wir haben in dieser Saison schon einige schwere Spiele gehabt. Mal sehen, wie sich das letztlich auswirkt“, meint der Neuzugang.

Von Christof Bindschädel