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Ergebnis und Erlebnis stimmten

Mannheim. In dichtem Nebel liefen die Rhein-Neckar Löwen ein, bei ihrem Heimspiel gegen den traditionsreichen TV Großwallstadt. 9185 Zuschauer auf den Rängen der SAP Arena sahen eine Lichtshow, wie man sie bei den Kurpfälzern bisher noch nicht gesehen hat. Den Fans gefiel es, die Spieler allerdings schienen nach dem Anpfiff weiter im Nebel herumzustochern.

Anders ist es kaum erklärbar, warum sie bei ihrem 31:23 (14:12)-Sieg so schlecht aus den Startlöchern kamen und schnell mit 1:5 zurück lagen. „Am Anfang waren wir viel zu locker und langsam, da hat der Biss gefehlt, deshalb habe ich eine Auszeit genommen,“ erklärte Trainer Gudmundur Gudmundsson den holprigen Start, „danach kam die Mannschaft besser ins Spiel.“

Doch diese Schwächephase war nach dem Spiel schnell vergessen. Zu dominant waren die Löwen in ihrer Manege, zu deutlich war letztendlich auch der Sieg, da brauchten keine Haare in der Suppe gesucht zu werden. Diesmal stimmte nicht nur das Ergebnis, sondern auch das Erlebnis für die Fans, die sogar eine La Ola durch die Arena schwappen ließen. „Es war ein richtiger Fight, wir mussten uns ganz schön lang machen“, atmete auch Thorsten Storm tief durch, der sich die aktuelle Tabelle ausdrucken wollte, auf der seine Löwen den ersten Platz belegen. Zumindest bis zum Dienstag, wenn Kiel und Hamburg nachziehen können werden sie diesen Platz auch behaupten.

„Bei uns gibt es keine Möglichkeiten, wenn ein wichtiger Spieler ausfällt, wir haben nicht die Bank wie die Rhein-Neckar Löwen, um das 60 Minuten durchzuhalten, wir sind hinten raus nicht so breit aufgestellt,“ erklärte TVG-Team-Manager Uli Wolf, der einst bei der SG Leutershausen am Kreis spielte, den Einbruch seiner Truppe Mitte der zweiten Halbzeit, denn immerhin fehlte der von Trainer Michael Biegler betreuten Mannschaft ihr Regisseur Oliver Köhrmann.

Solche Probleme kennen die Löwen derzeit nicht, Trainer Gudmundsson kann aus dem Vollen schöpfen und seinen Spielern Verschnaufpausen gönnen, so dass die Mannschaft bis zur letzten Minute Vollgas geben kann. Dennoch mussten sich die Hausherren bei ihrem Torhüter Slawomir Szmal bedanken, der wieder einmal eine Top-Leistung ablieferte, 23 Bälle abwehrte und demonstrierte, warum er zum Welthandballer gewählt worden war. „Die Abwehr und Szmal waren sehr gut“, lobte daher „Gudmi“ seinen Schlussmann.

Die Zeit der leichteren Gegner ist inzwischen für die Löwen ab_ gelaufen, es stehen schwere Wochen bevor, mit Spielen in der Champions League und Bundesliga, in Flensburg (14. November), dreimal gegen Meister Kiel und in Hamburg. „Es kommen harte Wochen auf uns zu, da können wir uns keine zehn Minuten Schlaf erlauben“, sagt Storm zum schweren Programm. Wochen der Wahrheit eben.

„Ich fokussiere mich nicht auf die Champions League, sondern eher auf die Bundesliga, dort ist ein Sieg wichtiger“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Jesper Nielsen. Mit dieser Aussage konfrontiert lacht Manager Storm und verkündet: „Unser Trainer möchte trotzdem alle Spiele gewinnen.“ Was bedeuten würde, dass die Rhein-Neckar Löwen im Kampf um die deutsche Meisterschaft beste Aussichten hätten…

Ausruhen können sich die Spieler bis zum Auftakt der Serie schwerer Spiele allerdings nicht. Neben dem Training stehen auch PR-Termine auf dem Programm. Das Löwenrudel kommt in dieser Woche nach Heidelberg und erfüllt in der Galeria Kaufhof am Bismarckplatz Autogrammwünsche. Heute ab 16.30 Uhr mit Trainer Gudmundur Gudmundsson, Oliver Roggisch, Olafur Stefansson, Michael Müller, Börge Lund und Andy Schmid. Am morgigen Dienstag (16.30 Uhr) mit Slawomir Szmal, Uwe Gensheimer, Karol Bielecki, Grzegorz Tkaczyk, Niklas Ruß und Ivan Cupic. Am Mittwoch (16.30 Uhr) schließlich mit Henning Fritz, Patrick Groetzki, Zarko Sezum, Bjarte Myrhol, Gudjon Valur Sigurdsson und Robert Gunnarsson.

Von Hasso Waldschmidt

 08.11.2010