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Ersatz für den Ersatz?

Kronau. Auf der Platte mimt er meist den Bösen, den grimmigen Riesen im Defensivzentrum. Herzhaft Lachen sieht man Oliver Roggisch, den Abwehrfels der Rhein-Neckar Löwen, bei der Arbeit dagegen selten. Das verschafft Respekt, wirkt furchteinflößend. Doch auch seine Kollegen beherrschen dieses Spiel mit der Gestik und der Mimik.

Gestern war nun mal alles anders. Gute Laune auf Knopfdruck war gefragt, Grinsen, bis der Arzt kommt: Der offizielle Fototermin stand an. Alle zusammen und jeder für sich: Vom Mannschaftsfoto bis hin zum Einzelporträt – es war ein Knipsmarathon mit Überlänge. Rund 60 Minuten dauerte er.

Und mittendrin stand einer, den jeder Handball-Fan kennt, aber eben nicht so. Nicht im Löwendress, nicht Seite an Seite mit Henning Fritz und Co. Es war Krzysztof Lijewski, 28, der wurfgewaltige Rückraummann, der neue Kunstschütze unter den Gelben. Wie ein Fremdkörper wirkte er nicht. Er lachte, er flachste, er war bereits ein Teil der Mannschaft. Ein wichtiger wohlgemerkt. Vielleicht sogar genau das Mosaiksteinchen, das bei den Löwen bislang noch gefehlt hat, das man braucht, um sich endlich mal den ersten Titel krallen zu können.

Fakt ist: Hält die Schulter, ist der kleine Lijewski eine Tormaschine. Andernfalls könnte er schnell zum Sorgenkind werden. Der HSV Hamburg, sein Ex-Arbeitgeber, kann ein Lied davon singen. Ein trauriges: In der Vorsaison fiel der Pole an der Elbe monatelang aus, war der Topverdiener unter den „Bankangestellten“.

Doch bei den Löwen soll nun alles anders werden. Besser! Die Vorzeichen stehen gut: „Krzysztof steht voll im Saft“, freut sich Löwen-Manager Thorsten Storm: „Bei ihm ist wirklich alles im grünen Bereich. Wir freuen uns sehr auf seine Qualitäten im rechten Rückraum.“

Entwarnung, die bei einem anderen Neu-Löwen noch nicht gegeben werden kann. Gemeint ist Goran Stojanovic, 34. Der „Hexer“ kann derzeit noch nicht „hexen“. Es ist die Bandscheibe, wieder die Bandscheibe. Zwei Mal wurde der Torhüter, der vom VfL Gummersbach ins Badische wechselte, an ihr schon operiert. Manche beenden danach ihre Karriere. Stojanovic nicht. Warum auch? Der Montenegriner: „Ein Monat noch und dann rücke ich wieder zwischen die Pfosten.“

Demnach wird er es in Kürze also auch häufiger mit Tomas Svensson, 43, zu tun bekommen. Dem Mann, der geholt wurde, weil Stojanovic verletzt ist. Gleichzeitig wird der Schwede auch als Torwarttrainer sein Fachwissen weitergeben: „Henning und Goran sind zwei Super-Keeper, möglicherweise kann ich sie ja noch besser machen.“ Sagt der Neue.

Möglicherweise aber auch nicht. Denn hinter Svenssons Zukunft steht nach wie vor ein Fragezeichen. Valladolid, sein Ex-Verein, stellt sich quer – die RNZ berichtete. Storm: „Sie haben ihm noch immer keine Freigabe erteilt. Mittlerweile haben wir einen Anwalt eingeschaltet.“

Verwunderlich ist das schon. Schließlich besaß Svensson eine Ausstiegsklausel, die er fristgerecht gezogen hat. Demnach kann den Badenern eigentlich nichts passieren!? Nicht ganz. Der Manager: „So lange wir den Pass nicht haben, kann alles passieren, also auch, dass Tomas nicht für uns spielen darf.“

Dann müsste man also nochmals auf der Torwartposition nachbessern, nach einem Ersatz für den Ersatz suchen. Storm, der Optimistische: „So weit wird es nicht kommen.“

Hoffen wir’s mal…

Von Daniel Hund