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Erst gezittert, dann gejubelt (MM)

Die Rhein-Neckar Löwen bleiben in der Handball-Bundesliga das Maß aller Dinge: Beim VfL Gummersbach gelang dem Spitzenreiter ein 30:28 (12:12)-Sieg, um den die Mannschaft von Trainer Gudmundur Gudmundsson hart kämpfen musste. Erst in der dramatischen Schlussphase machten die Gelbhemden alles klar.

Thorsten Storm reckte die Fäuste in die Höhe, brüllte ein lautes und langgezogenes „Jaaaaa!“ heraus. Der Manager der Rhein-Neckar Löwen hatte mit seiner Mannschaft gezittert – und konnte am Ende lachen. Beim VfL Gummersbach gelang dem Tabellenführer der Handball-Bundesliga ein 30:28 (12:12)-Sieg, um den die Badener lange bangen mussten. „Ich bin wahnsinnig stolz auf die Jungs, dass sie diese Partie gewonnen haben. Hier war Charakter gefragt, weil einfach zu viel für uns sprach, nachdem wir am Mittwoch in Hamburg gewonnen hatten und auch im Pokal den VfL schon klar bezwungen hatten. Wir haben letztendlich zu viele Chancen ausgelassen, aber es kann nicht immer wie am Schnürchen laufen.“ Und Trainer Gudmundur Gudmundsson meinte: „Dieser Sieg ist genauso wichtig wie der Erfolg in Hamburg, weil wir uns diese zwei Punkte mit Herz und Willen hart erarbeitet haben.“

Die Löwen kamen nicht mit dem gewohnten Schwung in die Begegnung. Dass sie dennoch mit 3:1 (6.) und 4:3 (11.) führten, hatten sie einzig und allein ihrem Torwart Goran Stojanovic zu verdanken. Er parierte die Siebenmeter von Kentin Mahe und Vedran Zrnic. Aber Gummersbach kämpfte verbissen, als Zrnic die 6:5-Führung (14.) für den VfL besorgt hatte, glich die Halle früh einem Hexenkessel. Auf der halblinken Königsposition kam Kim Ekdahl du Rietz zunächst nicht wie gewohnt zum Zug, leichtfertige Ballverluste wie der Pass von Andy Schmid ins Seitenaus wurden von Gummersbach konsequent bestraft und zum 10:8 (21.) genutzt. Einzig die Einzelaktionen von Alexander Petersson hielten die Löwen im Spiel, Schmid brachte seine Farben sogar kurz vor dem Halbzeitpfiff in Front, doch mit einem 12:12 wurden nach Gensheimers zweitem verworfenen Strafwurf die Seiten gewechselt. Das einzig Gute aus badischer Sicht waren nach 30 Minuten das Resultat und die doppelte Zeitstrafe gegen den VfL, der zu Beginn der zweiten Halbzeit fast zwei Minuten lang mit zwei Mann weniger agieren musste.

Doch auch das half den Badenern nicht: Als Gummersbach wieder komplettierte, führte es mit 14:13 (32.). Beide Mannschaften lieferten sich nun einen offenen Schlagabtausch. Trainer Gudmundsson reagierte und brachte nach 39 Minuten mit Niklas Landin einen neuen Torwart, was sich schließlich auszahlen sollte. „Goran hat gut gehalten, aber die Mannschaft brauchte einen neuen Impuls“, sagte Storm. Der dänische Nationaltorwart verlieh der Mannschaft Sicherheit, zeigte bis zum Schlusspfiff sieben Paraden und avancierte vor allem in der heiklen Schlussphase zusammen mit Schmid zum Matchwinner. Der Spielmacher übernahm Verantwortung, schweißte drei Siebenmeter eiskalt ein und markierte auch noch sechs – zum Teil spektakuläre – Feldtore.

Schmid besorgte in den letzten sieben Minuten das 25:24, das 27:25, das 29:26 und das 30:27. „Er hat eine überragende Leistung gezeigt“, lobte Storm aber nicht nur den Regisseur, sondern auch Gensheimer. Der Linksaußen fand zwar lange nicht ins Spiel, doch als es eng wurde, war er wieder da und erzielte das 28:26 (56.). „Uwe ist mental ganz stark. Auch wenn er einen schlechten Tag hat, kann man sich in der entscheidenden Phase auf ihn verlassen“, sagte Storm. Gensheimer räumte ein, sich während der Partie auch schon Gedanken gemacht zu haben: „Aber dann habe ich mir gesagt, dass ich den wichtigsten Ball reinmachen muss.“ Keine Frage: Das ist ihm gelungen.

Löwen: Stojanovic, Landin (bei einem Siebenmeter und ab 39.) – Gensheimer (5/2), Myrhol (3), Groetzki (3) – Ekdahl du Rietz (4), Schmid (9), Petersson (5) – Roggisch, Sesum (1/1), Steinhauser, I. Guardiola, G. Guardiola (n.e.), Bitz (n.e.).

Von Marc Stevermüer