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Erst gezittert – dann völlig losgelöst

Göppingen. Oliver Roggisch genoss das Bad in der gelben Menge. Der Blondschopf reckte die Siegerfaust in die Höhe und freute sich mit den Fans. Die Nummer eins in Baden-Württemberg – das sind seit gestern die Rhein-Neckar Löwen. Sie gewannen das Derby in der Handball-Bundesliga bei Frisch Auf Göppingen mit 30:29 (16:16). „Hier siegen nicht viele Auswärtsmannschaften. Wir hatten ein wenig Glück, aber wir müssen uns nicht schämen. Im Gegenteil: Wir haben zwischenzeitlich mit drei Treffern geführt und hätten die Partie schon früher entscheiden können“, meinte Roggisch, der in der spannenden Schlussphase zu den Protagonisten zählte.

Der Abwehrchef kassierte in der vorletzten Spielminute eine Strafzeit, die Löwen mussten die Partie in Unterzahl beenden. Und Göppingen witterte beim 29:30 noch einmal Morgenluft. Dann verpasste Ólafur Stefánsson die Entscheidung, als der Isländer 39 Sekunden vor dem Abpfiff einen Siebenmeter vergab. „Er hat vorher sieben Stück rein gemacht. Da wollen wir ihm jetzt mal keinen Vorwurf machen“, lachte Patrick Groetzki, der wenige Sekunden vor Spielende mit letzter Kraft den durch die Luft fliegenden Ball und somit die Punkte sicherte: „Ich habe nur gesehen, dass Gudjon Valur Sigurdsson den Ball irgendwie weggeschlagen hat. Da wusste ich: Jetzt musst du alles tun, um das Ding in die Hände zu bekommen.“

Groetzki sicherte sich das Spielgerät – und wenige Sekunden später tanzte Trainer Ola Lindgren völlig losgelöst über die Platte. „Das ist die pure Freude“, meinte der Coach: „Nach der unnötigen Niederlage gegen Flensburg war der Druck groß. Dieser Erfolg in Göppingen war verdammt wichtig. Vielleicht wäre ein Unentschieden gerecht gewesen. Aber wir hatten in dieser Saison schon so viel Pech in den Schlusssekunden, jetzt war es endlich einmal umgekehrt.“

Kampf und Emotionen prägten das baden-württembergische Landesderby schon von der ersten Minute. Löwen-Keeper Slawomir Szmal war sofort auf Betriebstemperatur. Keine drei Minuten waren gespielt, da hatte der Pole schon fünf Paraden gezeigt. Er war einer der Sieggaranten, wurde allerdings Mitte der zweiten Halbzeit gegen Henning Fritz ausgetauscht.

„Slawomir hat in dieser Phase ein paar einfache Tore bekommen. Und Henning hat dann gleich mehrere wichtige Bälle gehalten“, freute sich Lindgren, der beiden Keepern ein Kompliment aussprach: „Sie waren ein großer Rückhalt und haben spektakuläre Paraden gezeigt.“ Lob gab es auch für Siahrhei Harbok (sechs Tore), der den grippekranken Karol Bielecki glänzend vertrat. „Er hat seine Sache sehr gut gemacht“, sagte der Trainer, der schon auf das Heimspiel am Samstag (20.15 Uhr) gegen den SC Magdeburg schaute: „Ich hoffe, wir können unsere guten Auswärtsleistungen auch einmal in der SAP Arena zeigen.“

Von Marc Stevermüer

 07.12.2009