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Erster Heimsieg
29:22 gegen HBW Balingen-Weilstetten
Erfolgreiche Heimpremiere der Rhein-Neckar Löwen. Nur drei Tage nach dem HBL-Auftaktsieg beim TV Großwallstadt bezwangen die Badener am Samstagabend vor 4.412 Zuschauern in der SAP ARENA den HBW Balingen-Weilstetten mit 29:22 (17:10).
Die Partie begann nicht gut für die Rhein-Neckar Löwen. Und das lag nicht etwa daran, dass die Balinger 1:0 in Führung gingen oder dass das Schiedsrichtergespann unmittelbar darauf beim ersten Ballbesitz der Löwen das Spiel unterbrach, weil das Licht in der SAP ARENA zu dunkel war. Das Team von Trainer Guðmundur Guðmundsson hatte in der zerfahrenen Anfangsphase Mühe, den HBW-Abwehrriegel zu knacken. Róbert Gunnarsson ließ sich auf ein Scharmützel mit Balingens „bösem Buben“ Daniel Sauer ein und die „tapferen Gallier“ aus dem Zollernalbkreis hielten gut dagegen. Bezeichnend, dass ausgerechnet Kreisläufer Wolfgang Strobel einen Konter zum 4:2 abschloss (9.).
Es dauerte eine ganze Weile, bis die Gelbhemden, für die Andy Schmid anstelle Børge Lunds auf der Spielmacherposition begann, ins Rollen kamen. Das lag auch daran, dass HBW-Schlussmann Matthias Puhle das ein oder andere Mal seine Finger im Spiel hatte. Erst nach 20 Minuten gingen die Hausherren das erste Mal in Führung, als Uwe Gensheimer Puhle zum 9:8 überwand, doch dann kamen die Löwen richtig ins Rollen. Zwei Mal Patrick Groetzki und zwei Mal Žarko Šešum hatten ihren Anteil am 8:0-Lauf, der die Guðmundsson-Sieben innerhalb von sieben Minuten mit 15:8 in Führung brachte. Begünstigt wurde dieser Zwischenspurt durch mehrere Paraden von Henning Fritz sowie einiger fragwürdiger Wurfentscheidungen der Balinger, die am ersten Spieltag noch mit einem klaren 36:28-Heimerfolg gegen den VfL Gummersbach überrascht hatten. „Da ist bei einigen der Größenwahn ausgebrochen“, sagte Trainer Rolf Brack nach der Partie. „Wir haben sieben Angriffe hintereinander kein Tor erzielt und sind zuviel Risiko gegangen.“ Bis zur 24. Minute hatte Brack auf seine taktischen Spielchen verzichtet, dann brachte er den siebten Feldspieler – doch auch mit dem „letzten Rettungsanker“ wurde es nicht besser. Im Gegenteil: Nach einem Ballverlust schaffte es Aufbauspieler Benjamin Herth nicht rechtzeitig, Platz für Puhle zu machen, und musste selbst ins Tor. Gunnarsson gab sich keine Blöße und traf zum 15:8. Der Sieben-Tore-Vorsprung hatte auch zur Pause Bestand – 17:10.
Im zweiten Durchgang waren die Löwen von Beginn an bei der Sache. Nach einem Strafminuten-Festival, bei dem teilweise drei Spieler auf der Bank saßen, kehrte wieder Normalität ein. Zumindest fast: Als Oliver Roggisch zum 23:12 traf (41.), stand die Halle Kopf. Es war bereits der dritte Saisontreffer der Nummer 4. Zum Vergleich: In der Vorsaison waren es in 31 Partien gerade mal zwei. Roggisch glänzte wenig später auch mit einem Ballgewinn auf Höhe der Mittellinie gegen den verdutzten Felix König, scheiterte dann aber im Eins-gegen-Eins an Martin Ziemer. Spannend wurde es in der SAP ARENA allerdings nicht mehr. Obwohl die Gelbhemden nicht gerade ein Offensivfeuerwerk abbrannten, kam der HBW nicht mehr gefährlich heran, auch weil Fritz hinten zu machte und es am Ende auf 13 Paraden brachte. Der letzte Treffer der Löwen blieb dem Junioren-Weltmeister Niklas Ruß vorbehalten.
„In den letzten zehn Minuten haben wir nachgelassen“, sagte Guðmundsson. „Aber bei vier schweren Spielen in sieben Tagen ist das vertretbar, zumal wir schon am Mittwoch den Deutschen Meister erwarten und ich heute mit der Abwehrleistung zufrieden bin. Wir haben diese Partie sehr ernst genommen und verdient gewonnen.“ Zufrieden mit dem Ergebnis, aber nicht mit allem, was er sah, war Manager Thorsten Storm: „Der zweite Anzug sitzt noch nicht. Wir hätten das Spiel am Ende höher gewinnen müssen, haben aber stattdessen zu viele technische Fehler produziert.“
Krzysztof Lijewski, der bei seinem Arena-Punktspieldebüt als Löwe vier Treffer erzielte, attestierte dem Team eine ordentliche Leistung. „Balingen kann auch Handball spielen. Wir haben vielleicht zu viele leichte Fehler gemacht, aber zwischen der 20. und 50. Minute aus einer stabilen Defensive heraus gut gespielt“, sagte der Pole und richtete den Blick bereits auf das Mittwoch-Spiel gegen seinen Ex-Klub HSV Hamburg. Rolf Brack sieht in diesem Spitzenspiel ganz gute Karten für die Badener. „Ich werde mal schauen, wie die Wettquoten sind und 100 Euro auf die Löwen setzen“, sagte Balingens Coach und begründete: „Nach ihrem guten Saisonstart mit zwei Siegen in zwei Spielen haben sie das Gröbste hinter sich. Ich prognostiziere dieser Mannschaft eine sehr gute Saison, weil sie sich voll auf Meisterschaft und EHF-Pokal-Sieg konzentrieren kann. Die Löwen sind stärker denn je.“
Rhein-Neckar Löwen: Fritz, Stojanović (n.e.) – Lijewski (4), Schmid, Šešum (5) – Groetzki (4), Gensheimer (6/1) – Gunnarsson (4) – Roggisch (1), Bielecki (2), Lund (1), Müller (1), Ruß (1).
HBW Balingen-Weilstetten: Puhle (1. Hz.), Ziemer (2. Hz.) – Schlinger (5), Herth (5/2), Alvanos (5) – Ettwein (1), Wilke (1) – Strobel (2) – König (1), Sauer, Häfner (1), Bürkle, Gutbrod (1).
Strafminuten: Schmid (2), Lund (2), Bielecki (2) – Wilke (2), Strobel (2), Sauer (2), Alvanos (2).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Rolf Brack.
Zuschauer: 4.412.
Schiedsrichter: Ronny Dedens / Nico Geckert (beide Magdeburg).
Spielfilm: 2:2 (5.), 3:4 (10.), 5:6 (15.), 9:8 (20.), 13:8 (25.), 17:10 (Hz.), 18:11 (35.), 22:12 (40.), 24:15 (45.), 26:17 (50.), 28:20 (55.), 29:22 (Endstand).
Zeitstrafen: 3 / 4.
Siebenmeter: 1/1 – 3/2.
HBW Balingen-Weilstetten: Benjamin Herth scheitert an Henning Fritz.
Beste Spieler: Gensheimer, Groetzki, Fritz – Puhle, Alvanos.