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Erwartungsfrohe Löwen (RNZ)

Kronau. Die letzten Wochen der abgelaufenen Saison in der Handball-Bundesliga waren für die Rhein-Neckar Löwen anstrengend – aber schön. Immerhin konnte sich die Mannschaft von Trainer Gudmundur Gudmundsson als Tabellendritter direkt für die Champions League qualifizieren und mit dem EHF-Cup den ersten Titel überhaupt ergattern. „Es war schön, es herrschte eine Superstimmung in der Halle, und wir haben einen wichtigen Titel geholt“, sagte gestern ein sichtlich entspannter Gudmundur Gudmundsson. „Danach habe ich mich in Island erholt.“

Wie genau der Urlaub im hohen Norden ausgesehen hat, das verriet der Handballtüftler bei der gestrigen Pressekonferenz im Kronauer Trainingszentrum erst auf Nachfrage: „Ich habe heute seit fünf Wochen das erste Mal die Sonne gesehen. Das Wetter war schlecht, acht Grad und Regen. Das bedeutet aber auch: gutes Wetter zum Angeln. Ich habe ein paar Lachse gefangen, bis zu 7,5 kg schwer. Einer davon kommt morgen in die Pfanne.“

Dicke Fische wollen die Löwen nun auch in der neuen Saison fangen, und Manager Thorsten Storm sieht dem neuen Spieljahr bereits erwartungsvoll entgegen: „Alle wollen sich verbessern und wir wollen wieder eine so gute Saison hinlegen.“ Ein Saisonziel allerdings wollte weder Storm noch „Gudmi“ formulieren. Damit sind die Löwen ja bereits in der abgelaufenen Saison sehr gut gefahren.

„Wir wollen uns gut verkaufen und attraktiven Handball spielen“, sagt der Trainer und, dass sich die Mannschaft am heutigen Mittwoch zu einer Sitzung zusammenfindet. „Da werden die Ziele formuliert!“ Die Erwartungen sollen also nicht von oben diktiert, sondern vom Team ausgehen. „Die Mannschaft ist der treibende Faktor, alle wollen etwas erreichen. Aber es fehlen zwei ganz wichtige Spieler: Alex Petersson, unser Energiemotor und Zarko Sesum, der oft unterschätzt wird, aber für uns ganz wichtig ist,“ sagt Thorsten Storm.

Um die beiden zu ersetzen und um die Mannschaft für die großen Belastungen in der Bundesliga, im Pokal und Europapokal zu entlasten, wurden – neben dem Isländer Runar Karason – Nikola Manojlovic und Segei Gorbok zurückgeholt. „Wir haben Spieler geholt, die schon bei uns waren und mit denen wir gute Erfahrungen gemacht haben, es sind gute Typen“, sagte Thorsten Storm. Im linken Rückraum soll Gorbok für Gefahr sorgen. „Es ist eine interessante Mannschaft mit Potenzial, aber erst einmal müssen wir die Vorbereitung absolvieren“, sagte der Russe, dessen Kinder – Drillinge – in Heidelberg geboren wurden und die inzwischen viereinhalb Jahre alt sind.

Abwehrass Nikola Manojlovic, der in der gleichen Unterkunft in Bad Schönborn wohnt, wie bei seinem ersten Löwen-Engagement: „Die Mannschaft hat eine sehr gute Mischung aus alten und jungen Spielern. Ich hoffe, dass die Mannschaft viel erreichen kann und wir auch im nächsten Jahr glücklich sein werden.“

Manager Storm sieht Meister Kiel, trotz eines Umbruchs in der neuen Saison als Titelkandidaten, dazu als „geheimen Titelfavoriten“ die SG Flensburg-Handewitt. Inwieweit die Löwen da mithalten können, wird sich aber frühestens am ersten Spieltag zeigen, wenn die Mannschaft von Gudmundur Gudmundsson Ende August in Balingen antreten muss.

Von Hasso Waldschmidt