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Es ist angerichtet: Löwen treffen auf Zebras

Tabellenführer contra Titelverteidiger – Badener empfangen am Mittwochabend den THW Kiel

Es ist das Spitzenspiel der bisherigen Saison der Handball-Bundesliga: Die Rhein-Neckar Löwen empfangen am Mittwoch (20.15 Uhr/live bei Sport1) in der schon seit Wochen ausverkauften SAP Arena den THW Kiel. Diese Partie ist gleichzeitig die 800. „öffentliche“ Veranstaltung in der Multifunktionsarena seit der Eröffnung am 2. September 2005.

Im Duell des Tabellenführers gegen seinen ersten Verfolger – der THW hat einen Minuspunkt – sind die Löwen der Außenseiter. „Der THW ist klarer Favorit“, sagt Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson. Doch die Badener bauen vor allem auch auf die Unterstützung ihrer Fans, um die Zebras zu reißen. „Das ist natürlich ein riesengroßer Vorteil für uns. Wir sind sehr dankbar, dass uns so viele Fans unterstützen werden“, sagt Gudmundsson.

Und die Löwen wollen den Zuschauern ein spannendes Spiel bieten. „Wir wissen natürlich wie stark Kiel ist“, sagt Gudmundsson: „Aber wir haben in dieser Saison bislang sehr gut gespielt und wollen nun natürlich auch versuchen, die Kieler zu ärgern.“ Gegen eine „absolute Spitzenmannschaft“ verlangt der Trainer von seiner Mannschaft eine „sehr gute Leistung in allen Bereichen“. „Wenn man gegen den THW gewinnen will, muss einfach alles passen.“

Schwer trifft die Löwen natürlich der Ausfall von Kapitän Uwe Gensheimer, der sich am Samstag im EHF-Cup-Spiel gegen den AC Diomidis Argous (37:17) einen Achillessehnenriss zuzog. „Der Ausfall wiegt natürlich sehr schwer. Uwe ist ein ganz wichtiger Spieler für uns“, sagt Gudmundsson. „Es tut uns allen sehr leid für Uwe.“ Der Coach vermisst den Rechtshänder mit der Rückennumer drei nicht nur als absoluten Weltklassespieler, sondern auch als Führungsfigur, fordert aber nach vorne zu schauen: „Jetzt müssen alle anderen noch ein bisschen mehr geben, um den Ausfall von Uwe zu kompensieren. Ich traue den Jungs zu, das zu schaffen.“

Der THW Kiel ist seit Jahren das Maß der Dinge im deutschen Handball. Die Norddeutschen feierten in den vergangenen acht Spielzeiten sieben Meistertitel, nur der HSV Hamburg konnte 2011 diese Dominanz durchbrechen – worauf sich der THW in der vergangenen Saison mit 68:0-Zählern, einem neuen Punkterekord, „rächte“. Neben der Meisterschaft gewann der THW im Frühjahr zudem den DHB-Pokal und zum dritten Mal nach 2007 und 2010 auch die Champions League.

Die „Zebras“, die ihre letzte Bundesliga-Niederlage am 4. Mai 2011 (24:30 beim SC Magdeburg) kassierten, sind in dieser Spielzeit also – mal wieder – die Gejagten. Trainer Alfred Gislason bekam fünf neue Spieler: Aus Veszprém wechselte Marko Vujin an die Fjorde, vom VfL Gummersbach kam der deutsche Nationalspieler Patrick Wiencek, aus Kopenhagen schlossen sich Niklas Ekberg, René Toft Hansen und Gudjon Valur Sigurdsson – der von 2008 bis 2011 bei den Löwen spielte – dem THW an.

Den THW verließen Tobias Reichmann, der nach Wetzlar ging, Henrik Lundström (Redbergslids IK), Abwehrspezialist Daniel Kubes (MT Melsungen), Milutin Dragicevic (HCM Constanta) und Kim Andersson, der nun in Kolding spielt. Andersson war der einzige Star, der den THW verließ. Der Rückraumspieler aus Schweden hatte durch eine famose Leistung in der vergangenen Saison maßgeblichen Anteil am Kieler Triple.

Seinen Abgang konnten die Kieler kompensieren, rangieren in der Liga derzeit mit nur einem Verlustpunkt ganz knapp hinter den Löwen. Die Norddeutschen zeigten sich am Sonntag für das Kräftemessen mit den Badenern gerüstet, schlugen den TBV Lemgo in eigener Halle mit 36:24 – wobei der THW bereits zur Pause mit zwölft Treffern vorne lag und im zweiten Abschnitt die deutliche Führung nur noch verwaltete.

„Die Möglichkeit, dass wir mal wieder verlieren, ist recht hoch“, sagte Trainer Alfred Gislason vor dem Saisonstart. Bislang gelang es in der Bundesliga jedoch nur Mitte September den Füchsen Berlin – die trotz eines Halbzeitrückstandes noch zu einem Unentschieden gegen den THW kamen (26:26) – den Norddeutschen zumindest einen Punkt abzuluchsen. Ansonsten gewann der Deutsche Meister seine Spiele zumeist sehr souverän, hatte nur gegen Magdeburg (33:30) leichte Probleme – die Ostdeutschen konnten die Partie lange Zeit offen gestalten – und stand gegen den HSV Hamburg am Rande einer Niederlage. Doch die Kieler ließen sich trotz eines 23:28-Rückstandes nach 50. Minuten nicht aus der Ruhe bringen und drehten die Partie in der O2-Arena dank eines 10:2-Laufs in den Schlussminuten noch. Dass man in Kiel einmal satt von seinen vielen Erfolgen sei, glaubt Trainer Gislason sowieso nicht: „Das wird in meiner Mannschaft nie der Fall sein. Wir wollen alles gewinnen. Deshalb sind wir der THW Kiel“, sagte der Isländer.