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Es juckt in den Fingern (MM)

Kim Andersson war ein Bundesliga-Star in Kiel, jetzt spielt er bei KIF Kolding-Kopenhagen. Dem heutigen Duell bei den Rhein-Neckar Löwen fiebert der Schwede entgegen.

In den Katakomben der Brøndby-Halle verabschiedete er sich vor zwei Wochen von fast jedem Spieler der Rhein-Neckar Löwen persönlich. Kim Andersson klopfte Oliver Roggisch auf die Schulter, gab Bjarte Myrhol die Hand, wechselte ein paar Worte mit Alexander Petersson. Man kennt sich. Man schätzt sich. Aus jahrelangen Bundesliga-Duellen. Meistens jubelte Andersson, was einerseits an seinen herausragenden Leistungen, zum anderen an seinem Arbeitgeber lag: dem THW Kiel. Von 2005 bis 2012 trug der Schwede das Trikot des deutschen Vorzeigeklubs, gewann mit dem Ostsee-Verein Titel in Serie. Erst im vergangenen Sommer kehrte der 30-Jährige Kiel den Rücken. Auf eigenen Wunsch. Ein Jahr vor Vertragsende. Seine Frau, seine Kinder – sie mussten in den vergangenen Jahren viel auf Andersson verzichten und nehmen seit Juli einen höheren Stellenwert ein.

Noch immer spielt der Linkshänder auf Weltklasse-Niveau. Noch immer macht er seine Treffer. Und auch vor zwei Wochen jubelte wieder er, als es gegen die Löwen ging. Andersson feierte mit seinem neuen Klub KIF Kolding-Kopenhagen in der EHF-Cup-Gruppenphase einen 25:23-Sieg, heute (17 Uhr) steht in der Mannheimer GBG Halle das Rückspiel an: „Wir wollen unbedingt Erster werden und haben uns eine gute Ausgangsposition erarbeitet.“

Platz eins. Nur das zählt. Spiele gewinnen, Titel feiern. Immer das Maximale erreichen. Nie nachlassen. In Andersson steckt das Gewinner-Gen. Die Zeit in Kiel hat ihn eben geprägt. Als Mensch. Als Sportler. Der THW dominiert seit Jahren die Bundesliga, einzig der HSV Hamburg unterbrach zuletzt die imposante Titelserie der „Zebras“. Und in dieser Saison befinden sich ausgerechnet die Löwen in Schlagdistanz zum Starenensemble von der Ostsee. „Ich bin nicht der allergrößte Sportfanatiker, aber natürlich habe ich die Bundesliga noch im Auge. Für die Liga ist es wichtig, dass es nicht nur den THW gibt. Jetzt kann ich das ja sagen“, meint Andersson und lacht. Er fühlt sich wohl bei seinem neuen Verein, hat mehr Zeit für die Familie, die im schwedischen Ystad wohnt: „Wir haben dort ein Haus mit Garten.“

Hier kann er ausspannen, die Seele baumeln lassen – an die Erfolge mit dem THW denken. Manchmal kommt sogar ein bisschen Wehmut auf. „Ja, ab und zu ich vermisse die Bundesliga. Spiele wie gegen die Löwen sind reizvoll. Ich habe mich riesig auf das erste Duell in Kopenhagen gefreut und fiebere jetzt dem Duell in Mannheim entgegen.“ Sich mit den Besten zu messen, 60 Minuten alles geben zu müssen – Andersson liebt diese Herausforderung. Er braucht sie aber auch nicht mehr jeden dritten Tag, wie der einräumt: „Ich bin froh, dass ich nicht mehr so viele lange Reisen auf mich nehmen muss. Die Strapazen sind in Dänemark nicht ganz so groß. In der Bundesliga fährt man nach Balingen und kann dort nur gewinnen, wenn man 100 Prozent gibt. In der dänischen Liga ist das Leistungsgefälle größer.“ Ab und zu will aber auch er noch an seine Grenzen – das Spiel gegen Löwen kommt ihm deshalb gerade recht. mast

Kim Andersson war ein Bundesliga-Star in Kiel, jetzt spielt er bei KIF Kolding-Kopenhagen. Dem heutigen Duell bei den Rhein-Neckar Löwen fiebert der Schwede entgegen. red