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Es kann nur besser werden

Mannheim. Es brodelte in ihm. Schon in der Halbzeitpause hatte Thorsten Storm einen dicken Hals. Der Manager der Rhein-Neckar Löwen schüttelte den Kopf, konnte das Gesehene kaum glauben. Eine Stunde später hatte sich seine Gemütslage nach dem 26:26 in der Handball-Bundesliga gegen die HSG Wetzlar eher noch verschlimmert.

„Die Mannschaft hat nicht gezeigt, was sie kann. Wer so viele Fehler macht, hat an der Spitze nichts zu suchen. Unsere Spieler müssen sich fragen, welches Saisonziel sie verfolgen“, polterte der Geschäftsführer, der jedoch nichts davon hält, ein Donnerwetter im Mannschaftskreis loszulassen: „Warum sollte ich das tun? Mir fällt zu solch einer Leistung nichts mehr ein.“

Gleichwohl besteht bei den Gelbhemden Redebedarf. „Solch ein Spiel kann man nicht einfach abhaken“, sagte ein aufgewühlter Manager, der sich ganz genau anschauen wird, was sein Ensemble heute (20.15 Uhr) im Heimspiel gegen den SC Magdeburg anbietet: „Diese Aufgabe wird sicherlich schwerer als die gegen Wetzlar.“

Storm brachte es auf die Palme, wie die Mannschaft trotz einer schlechten Leistung den durchaus möglichen Sieg bei der 23:21-Führung (50.) wieder leichtfertig hergab. Die unnötigen Risikopässe und vermeidbaren Zeitstrafen ärgerten ihn ebenso wie die fehlenden Emotionen. Als Wetzlar in der zweiten Halbzeit einen Treffer anerkannt bekam, von dem keiner so recht wusste, ob der Ball überhaupt über der Linie war, herrschte Totenstille. Niemand beschwerte sich, keiner protestierte.

Unter dem Strich bedeutete das Remis sogar noch einen Punktgewinn, allerdings haben die Löwen ganz andere Ansprüche. „Ich kann das nicht verstehen. Wir waren gegen Ahlen-Hamm und Wetzlar zwei Mal nicht in der Lage, einen souveränen Sieg einzufahren. Das ist schon sehr verwunderlich“, sagte Torwart Henning Fritz: „Wir haben am Ende glücklich einen Punkt geholt – und das war ja nicht das erste Mal in dieser Saison.“

Einmal mehr fiel die fehlende Durchschlagskraft aus dem Rückraum auf. „Bjarte Myrhol, Ivan Cupic und Uwe Gensheimer haben uns gerettet“, wusste Trainer Gudmundur Gudmundsson, wer die Kohlen aus dem Feuer holte. Die beiden Außenspieler und der Kreisläufer erzielten 20 der 26 Treffer.

Bis heute um 23.59 Uhr haben die Löwen noch Zeit, auf ihre Personalprobleme zu reagieren. Ein neuer Torwart soll auf jeden Fall kommen, eventuell auch ein Rückraumspieler. „Es wird aber nichts Spektakuläres passieren“, kündigte Storm eher kleine Lösungen an. Vielleicht werden die Badener bei der finanziell angeschlagenen HSG Ahlen-Hamm fündig, die allen Spielern die Freigabe erteilt haben soll.

Unterdessen tut sich eine neue Baustelle auf. Im Mittelpunkt steht Haupt-Geldgeber und Aufsichtsratsvorsitzender Jesper Nielsen, der bekanntlich auch den dänischen Klub AG Kopenhagen unterstützt. Möglicherweise spielen seine beiden Vereine in der nächsten Saison in der Champions League. Die Europäische Handball-Föderation (EHF) prüft, wie sie damit umgehen soll. „Solch ein Fall ist in unserem Regelwerk nicht vorgesehen“, sagte EHF-Wettbewerbsmanager Markus Glaser dieser Zeitung: „Wir beschäftigen uns mit diesem Sachverhalt und werden bald Position beziehen. Das Ergebnis ist völlig offen.“

Von Marc Stevermüer

 15.02.2011