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Heute wieder 100 Prozent?
Mannheim. Am Sonntagabend um kurz vor 18 Uhr war es still im Business-Club, oben in der SAP Arena. Der VIP-Bereich war wie leer gefegt. Am Buffet lag’s nicht. Es war noch prall gefüllt. Mit Lachs, Pute, Reis, Nudeln. Das komplette Gaumen-Verwöhnprogramm. Nur essen wollte keiner mehr. Die Sponsoren befanden sich bereits auf dem Heimweg. Manch einem war der Appetit offenbar vergangenen. Zu schwer war die Kost, die ihnen die Rhein-Neckar Löwen zuvor serviert hatten. Unverdaulich, nur lauwarm. Kurzum: Das 26:26-Remis gegen Wetzlar schmeckte niemandem.
Klar, man kann dagegen halten: Es war Sonntag, das Wochenende so gut wie rum. Und trotzdem wäre es im Business-Club wohl noch voller gewesen. Nämlich dann, wenn die Löwen-Spieler mitgespielt hätten, ihren Anteil zum Feiertag beigetragen hätten. Durch einen Sieg, mit einer guten Leistung. Auch Thorsten Storm grübelte. Der Manager: „Die Zuschauer hatten richtig Lust auf das Spiel, machten Stimmung und dann das!“
Aber ist das neu? Leider nicht. Denn seit den Wochen der Wahrheit, in denen es Ende November und Anfang Dezember ausnahmslos gegen Schwergewichte ging, ist der Wurm drin. Der Dezember war einer zum Vergessen. Und der Februar reiht sich da möglicherweise nahtlos ein. Außer, es geht endlich ein Ruck durch die Mannschaft. Trainer Gudmundur Gudmundsson wirkte am Sonntag jedenfalls schon leicht verzweifelt. Er seufzte: „Das war wohl die schlechteste Leistung, seit dem ich hier bin.“
Der Tiefpunkt ist also erreicht. Aber warum musste es soweit kommen? Dass man es kann, hat man schon bewiesen. Mit Nachdruck! Demnach deutet vieles darauf hin, dass es sich um ein Kopfproblem, um eine Mentalitätssache handelt. Zu selten kratzt das Rudel an den 100 Prozent, zu häufig pendelt es sich zwischen 70 und 80 Prozent ein. Wobei es Ausnahmen gibt: Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki oder Bjarte Myrhol, der Kreismann. „Bjarte ist jemand, der auch an einem schlechten Tag sein Mindestniveau abruft“, lobt Storm: „Und das hat nichts mit Talent zu tun, sondern mit Arbeit und Ernsthaftigkeit.“ Deutliche Worte, und die werden noch deutlicher: „Der Auftritt gegen Wetzlar, bei dem uns nur vier Rückraum-Tore gelungen sind, war mir einfach nur peinlich.“
Sorgen bereiten vor allem Andy Schmid und Robert Gunnarsson. Beide können ihr Potenzial nicht abrufen. Storm hat das registriert, sagt: „Für den Trainer ist diese Personalkonstellation sehr schwierig zu lösen. Aber es hilft kein Jammern.“ Zuversicht hört sich anders an. Doch es hilft alles nichts: heute geht der Heimspiel-Marathon weiter. Ein Altmeister kommt, einer aus dem Wilden Osten: Um 20.15 Uhr gastiert der SC Magdeburg in der SAP Arena. Ängstlich werden die „Gladiators“ nicht anreisen. Denn das Ufo, das ist alles, nur keine uneinnehmbare Festung. Jeder rechnet sich dort etwas aus. Seit Sonntag sowieso. Storm sieht das auch so: „Magdeburg ist wesentlich stärker als Wetzlar. 100 Prozent und Vollgas, ansonsten geht es nach hinten los.“
In Sachen Szmal-Ersatz kann noch nichts Konkretes vermeldet werden. Nur soviel: Szmal, der wegen eines Meniskus-Einrisses operiert werden muss, will noch eine Weile auf die Zähne beißen. Storm verrät: „Kasa wird versuchen bis zum Pokalspiel gegen Melsungen, Anfang März, durchzuhalten. Vielleicht muss er aber auch früher unters Messer.“ Und ergänzt: „Für die Zeit, die er dann ausfällt, werden wir einen Ersatz für etwa vier Wochen verpflichten.“ Entwarnung gibt es im Fall von Olafur Stefansson. Er hat den gestrigen Härtetest bestanden: „Bei Olafur sieht es richtig gut aus“, verrät Gudmundsson. Demnach wird also kein weiterer Feldspieler verpflichtet? Der Isländer nickt: „Wir haben 15 Mann im Kader und das muss reichen.“
Von Daniel Hund
15.02.2011