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„Es macht einfach richtig viel Spaß mit den Jungs“

Kim Ekdahl Du Rietz vor der Partie gegen TuS N-Lübbecke im Interview / Entwarnung bei Alexander Petersson

Die Rhein-Neckar Löwen treffen am Mittwoch (19 Uhr) in der Mannheimer SAP Arena auf den TuS N-Lübbecke (die Halle öffnet um 18 Uhr, es gibt noch Tickets an der Abendkasse). Dann kann Trainer Gudmundur Gudmundsson wohl auch wieder auf Linkshänder Alexander Petersson bauen, der in der Auswärtspartie am Samstag beim TBV Lemgo umknickte und nicht mehr auf die Platte zurückkehrte. Direkt nach dem Duell signalisierte der Isländer: „Ist nicht so schlimm.“ Tatsächlich geht es seinem lädierten rechten Fuß besser, so dass Petersson einem Einsatz gegen die Ostwestfalen entgegensehen kann. So wie Rückraumspieler Kim Ekdahl Du Rietz, mit dem wir vor dem Spiel gegen den TuS N-Lübbecke das folgende Interview geführt haben.

Kim, die Rückrunde hätte bislang ja nicht besser laufen können. Was sind die Gründe?

Kim Ekdahl Du Rietz: Es ist ja nicht so, dass wir erst seit Februar gut spielen. Schon die ganze Saison kann sich bislang sehen lassen. Letztendlich ist der Erfolg eine Konsequenz unserer harten Arbeit und unserer tollen Stimmung in der Mannschaft. Ich bin jetzt seit fast zwei Jahren hier, es macht einfach richtig viel Spaß mit den Jungs. Das ist eine Grundvoraussetzung, um Erfolg zu haben. Und sicherlich wurden wir in dieser Saison auch nicht so arg vom Verletzungspech verfolgt. Hoffentlich bleibt das so.

War der Jahresauftakt mit dem Sieg in Flensburg trotzdem so etwas wie eine Initialzündung?

Ekdahl Du Rietz: Wir wussten schon vor diesem Spiel, dass wir gegen jede Mannschaft der Welt auch auswärts bestehen können. Das haben wir in der Bundesliga in Kiel gezeigt, als wir die Partie erst durch eigene Fehler aus den Händen gegeben haben. Spätestens bei unserem Pokalsieg in Kiel hat aber jeder gesehen, was in uns steckt.

Trotzdem: Wie wichtig war der Sieg in Flensburg?

Ekdahl Du Rietz: Ich würde nicht sagen, dass das ein Schlüsselspiel für uns war. Wirklich nicht. Denn jede Partie ist sehr wichtig für uns. Klar ist aber: Hätten wir in Flensburg verloren, wäre die Tabellensituation jetzt eine andere und wir stünden ein bisschen mehr unter Druck.

Du spielst deine zweite Saison bei den Löwen. Schon die erste Runde war richtig gut, jetzt hast du dich mit Blick auf deine Wurfeffektivität noch einmal auf 70 Prozent gesteigert. Das ist für einen Rückraumspieler ein extrem guter Wert. Wie erklärst du dir das?

Ekdahl Du Rietz: Eine gute Frage, das kann ich mir selbst nicht so richtig beantworten. Ich komme oft aus sechs, sieben Metern zum Abschluss, da ist es dann nicht mehr so schwer, den Ball im Tor unterzubringen (lacht). Vielleicht ist das eine Erklärung. Wir spielen die Tore einfach sehr gut heraus und ich werde gut von meinen Kollegen in Szene gesetzt. Ich bin auf jeden Fall nicht unzufrieden mit meiner Entwicklung – aber es steckt noch mehr in mir. Das spüre ich.

Im Gegensatz zur vergangenen Saison seid ihr in der Breite deutlich besser besetzt. Wie sehr kommt dir das zugute?

Ekdahl Du Rietz: Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass wir als Team funktionieren und jeder seine Leistung bringt. Mir hilft es natürlich, wenn ich nach 20 Minuten mal rausgehen und etwas Luft holen kann, weil Sergei Gorbok dann für mich in die Bresche springt. Ich hätte aber auch kein Problem damit, 60 Minuten auf dem Feld zu stehen. Ich will immer spielen (lacht).

Du hast dich relativ früh dazu entschieden, deinen Vertrag bei den Löwen vorzeitig um ein Jahr bis 2016 zu verlängern. Wie kamst du zu dieser Entscheidung?

Ekdahl Du Rietz: Es passt einfach alles. Ich spiele sehr viel, ich habe sehr viel Spaß mit meinen Mannschaftskollegen und mir gefällt es auch in privater Hinsicht richtig gut. Heidelberg ist eine traumhafte Stadt. Es gab also überhaupt keinen Grund, etwas zu ändern.

Der THW Kiel ließ gegen Magdeburg einen Punkt liegen. Könnt ihr dem Bundesliga-Tabellenführer noch einmal gefährlich werden?

Ekdahl Du Rietz: Theoretisch ist das denkbar, deswegen schauen wir auch nach oben. Alles andere wäre ja Schwachsinn. Trotzdem liegt der Vorteil bei Kiel, weil wir alles gewinnen müssen.

Die SG Flensburg-Handewitt und der HSV Hamburg sind euch zudem dicht auf den Fersen.

Ekdahl Du Rietz: Das stimmt – und das sollten wir nicht vergessen. Wir müssen immer auch ein bisschen nach hinten schauen, zumal sich nur drei Bundesligisten für die nächste Champions-League-Saison qualifizieren. Verlieren wir einmal, können wir ganz schnell Vierter sein.

Kommen wir zu eurem nächsten Gegner TuS N-Lübbecke. Im Hinspiel habt ihr 22:23 verloren, erinnerst du dich mit Schrecken daran?

Ekdahl Du Rietz: Nein, eigentlich nicht. Ich habe diese Partie für mich schon lange abgehakt. Es ist sicherlich schade, dass wir dort verloren haben, zumal wir den entscheidenden Treffer erst kurz vor dem Abpfiff kassierten. Andererseits haben wir bei den Berliner Füchsen und beim SC Magdeburg jeweils in letzter Sekunde ein Unentschieden gerettet. So gleicht sich alles wieder aus – auch wenn die Niederlage in Lübbecke sicher unnötig war.

Ihr habt alle vier Heimspiele in diesem Jahr gewonnen – und das mit einer unglaublichen Tordifferenz von +39. Trotzdem gab es beim Sieg über Magdeburg Pfiffe, weil nach einem zwischenzeitlichen 18:1-Lauf nicht mehr alles funktionierte. Wie gehst du damit um?

Ekdahl Du Rietz: Mir persönlich hat das überhaupt nichts ausgemacht. Das habe ich wie das Hinspiel in Lübbecke schnell vergessen (lacht). Außerdem war die Stimmung gegen Berlin ja dann umso besser.

Die SAP Arena war mit 11 642 Zuschauern fast ausverkauft.

Ekdahl Du Rietz: Es ist ein tolles Gefühl, vor vollen Rängen zu spielen. Leider kam das in dieser Saison noch nicht so oft vor, weil wir auch ziemlich viele Heimbegegnungen zu komischen Uhrzeiten austragen. Gegen Gummersbach haben wir an einem Freitagabend gespielt, da kamen fast 9000 Zuschauer. Das war ein guter Termin. Aber wer hat eigentlich was davon, wenn wir sonntags um 20.15 Uhr gegen Magdeburg spielen?

Nach eurer Partie gegen den TuS geht es gleich in der Champions League weiter. Vive Kielce heißt euer Gegner am Samstag im Achtelfinal-Hinspiel.

Ekdahl Du Rietz: Es hätte bei der Auslosung auch deutlich einfacher kommen können. Aber wir nehmen es, wie es kommt. Kielce hat auf jeden Fall ein Riesenteam zusammen, das in der Gruppenphase gegen Kiel in eigener Halle relativ problemlos gewonnen und beim THW ein Unentschieden geholt hat. Damit dürfte jedem klar sein, welch harte Aufgabe auf uns zukommt. Wir haben aber das Rückspiel in der SAP Arena und wollen dort das Viertelfinale klar machen. Wie ich eben schon sagte: Wir wissen, dass wir gegen jede Mannschaft auf der Welt gewinnen können.

Mit der schwedischen Handball-Nationalmannschaft triffst du in den WM-Play-offs auf Rumänien – was eine lösbare Aufgabe ist. Wie sehr werdet ihr immer noch mit der „Goldenen Generation“ um Staffan Olsson, Magnus Wislander oder Stefan Lövgren verglichen?

Ekdahl Du Rietz: Das passiert eigentlich kaum noch, weil die Menschen in meiner Heimat wissen, dass diese unglaublich erfolgreiche Ära vorbei ist. Gleichwohl haben die Schweden immer hohe Erwartungen an die Nationalmannschaft, weil sie ja viele Jahre mit Titeln verwöhnt wurden. Mit Olympia-Silber 2012 in London haben wir mal wieder ein Ausrufezeichen gesetzt, sofort ging das Handball-Interesse in Schweden wieder nach oben. Grundsätzlich ist es allerdings schwer momentan, konstant um Medaillen zu spielen. Dafür tummeln sich einfach zu viele starke Mannschaften in der Weltspitze.

Ein Mann, der euch sicherlich fehlt, ist Oscar Carlén. Der kämpfte erst nach mehreren Kreuzbandverletzungen zwei Jahre um sein Comeback, um dann doch mit 25 Jahren seine Karriere beenden zu müssen.

Ekdahl Du Rietz: Seine Geschichte ist wirklich sehr, sehr tragisch. Ich habe in seiner langen Leidenszeit immer gehofft, dass es Oscar noch einmal zurückschafft. Er war in der Nationalmannschaft mein Zimmerkollege, wir haben uns prächtig verstanden und ich habe selten zuvor einen Spieler erlebt, der in so jungen Jahren schon auf so einem hohen Niveau Handball spielt. Er hat für diesen Sport gelebt – umso trauriger ist es deshalb, dass er genau diesen nicht mehr ausüben kann.