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Essen für hungrige Löwen nur eine Vorspeise (MM)
Rhein-Neckar Löwen geben sich beim Schlusslicht keine Blöße und gewinnen mit 30:20 (14:8) / Zarko Sesum darf als Linksaußen ran
ESSEN. Schon etwa fünf Minuten vor dem Abpfiff entspannte sich die Miene von Gudmundur Gudmundsson. Der Trainer der Rhein-Neckar Löwen ist für seine Emotionen am Spielfeldrand bekannt, stets fegt er die Linie rauf und runter, peitscht seine Jungs nach vorne und fiebert mit. Doch diesmal wusste er: Hier geht nichts mehr schief. Bei TUSEM Essen feierte der Handball-Bundesligist einen souveränen 30:20 (14:8)-Sieg, der Aufsteiger war für hungrige Löwen allenfalls eine Vorspeise.
„Meine Mannschaft hat diese Aufgabe hervorragend gelöst und sich konzentriert. Das war sehr wichtig, denn Essen hat zuletzt gute Ergebnisse abgeliefert“, freute sich Gudmundsson: „Ich bin sehr zufrieden, vor allem mit unserer Leistung im Tor und in der Abwehr.“
Bei den Löwen begann Isaías Guardiola im rechten Rückraum für den angeschlagenen Alexander Petersson (Schulterprobleme), auf der Linksaußenposition ersetzte diesmal der gelernte Rückraumspieler Zarko Sesum den verletzten Uwe Gensheimer. „Essen hat zuletzt in Wetzlar 18 Gegenstoßtreffer erzielt. Ich wollte mit Zarko deshalb einen Mann auf der Platte haben, der auch in der Abwehr stark ist, wenn uns keine Zeit zum Wechseln bleibt“, erklärte Gudmundsson.
Die Badener erwischten einen guten Start in die Begegnung, führten früh mit 4:1 (6.). Doch dann schlich sich der Schlendrian ein. Ein Fehlpass reihte sich an den anderen, ein überhasteter Abschluss folgte dem nächsten. Besonders bei Isaías Guardiola zitterte zu Beginn mehrmals die Hand – an seinen zwei Fehlwürfen und seinem Pass ins Aus allein lang es allerdings freilich nicht, dass die Badener plötzlich mit 5:6 (16.) zurücklagen.
Wenig Torgefahr ging in dieser Phase insbesondere von den Rückraumakteuren aus, dafür klappte das Spiel über den starken Rechtsaußen Patrick Groetzki hervorragend. Er war es auch, der mit seinem sechsten Tor im sechsten Versuch das 11:7 (24.) für die Gelbhemden besorgte. Längst waren die Löwen wieder in der Spur, weil die Abwehr hervorragend stand und TUSEM mehrmals ins Zeitspiel drängte. Zudem parierte Schlussmann Goran Stojanovic prächtig, auch seine acht Paraden bis zur Pause brachten der Gudmundsson-Sieben eine beruhigende 14:8-Führung beim Seitenwechsel ein.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit versäumten es die Badener zunächst, das Ergebnis deutlicher zu gestalten. Andy Schmid, Bjarte Myrhol und Isaías Guardiola scheiterten am guten TUSEM-Schlussmann Ante Vukas, in Gefahr gerieten die Gelbhemden dennoch nicht. Zu stark war die Abwehr, zu schwach der Gegner.
Und dann wurden auch die Chancen endlich konsequent genutzt. Besonders sehenswert: Isaías Guardiolas Pass durch die Beine des Gegenspielers an den Kreis zu Myrhol, der zum 19:12 (40.) traf, das 21:12 (41.) nachlegte und mit neun Treffern auch erfolgreichster Torschütze der Badener war. Eine Viertelstunde vor dem Abpfiff war klar, dass die Löwen dieses Spiel gewinnen würden. Und wenig später entspannte sich dann auch Gudmundssons Miene.
Von Marc Stevermüer