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Europa-Tour gestrichen

Löwen scheiden in der zweiten Runde der Qualifikation zur EHF European League aus

Rogerio Moraes scheint Ymir Gislason den Ball wegzuschnappen.

Aus. Europa-Tour gestrichen. Die EHF European League 2021/22 wird ohne die Rhein-Neckar Löwen über die Bühne gehen. Der Handball-Bundesligist unterlag nach dem 31:31 im Hinspiel am Dienstag Benfica Lissabon im Rückspiel 28:33 (13:18) und wird in der gerade begonnenen Saison nicht mehr international vertreten sein. Gegen eine abgezockte Truppe fanden die Löwen nie in ihr Tempospiel, verloren neben dem Torwart-Duell viele weitere Positions-Vergleiche und müssen am Ende der besseren Mannschaft den Vorzug lassen. Damit ereilt sie das Aus in der zweiten Runde der Qualifikation zur EHF European League, in der sie im Mai noch den dritten Platz belegt und deren EHF Finals sie als Gastgeber maßgeblich mitgestaltet hatten.

Die Löwen kommen schwer in die Partie. Auf das 0:1 durch Andy Schmid per Gegenstoß folgen drei Benfica-Treffer in Reihe. Das 3:1 durch Lazar Kukic (4.) entspringt bereits dem zweiten technischen Fehler der Löwen. Wieder einmal leisten sich die Mannheimer viel zu viele davon in der ersten Halbzeit. Bis zum 5:4 verkürzen sie regelmäßig (8.). Dann: drei Katastrophen-Minuten. Auf das 6:4 von Ole Rahmel setzt Niclas Kirkeløkke einen Fehlwurf, Rahmel läuft zum 7:4 (9.). Ballklau Benfica, Gegenstoß, Foul, Siebenmeter Rahmel: 8:4 (11.). Nach der dritten Parade des bärenstarken Sergey Hernandez besorgt Altstar Jonas Källman das 9:4, macht das (selbst verschuldete) Löwen-Unglück perfekt (12.).

Mit einer Auszeit will Löwen-Trainer Klaus Gärtner die Notrettung einleiten. Immerhin hält er den bitterbösen Minuslauf damit auf. Andy Schmid trifft zum 9:5 nach sieben Minuten ohne Löwen-Tor (15.). Der Trend der ersten 30 Minuten lässt sich aber nicht aufhalten. Dafür machen die Mannheimer weiter zu viele Fehler. Vor allem im Angriff. Mit neun Paraden machen sie Hernandez zum Star, er hält Siebenmeter von Schmid und Uwe Gensheimer. Wie schon im Hinspiel machen es die Portugiesen clever, spielen ihre Angriffe fast stoisch aus, nutzen Fehler, streuen Einläufer ein. Beim 14:8 sind sie sechs Tore weg (23.). In die Halbzeit nehmen sie beim 18:13 fünf dieser sechs Tore mit und stellen die fahrig und glücklos agierenden Löwen vor eine echte Herkules-Aufgabe für Durchgang zwei.

Mit ein bisschen Glück, einer Parade des ins Tor zurückgekehrten Andreas Palicka und den ersten Leichtsinnsfehlern Lissabons geht die Aufholjagd zunächst erfolgreich los. Nach einem Lattentreffer von Petar Djordjic beim Siebenmeter rast Juri Knorr auf und davon, markiert das 20:18 (40.). Haben die Löwen ein Spiel? Fast. Wieder einmal sind es die eigenen Unzulänglichkeiten, die die Wende zum Guten verhindern. Ein technischer Fehler spielt Benficas Cosmin Grigoras in die Hände, der das 21:18 erzielt (42.). Für den nächsten Löwen-Bock bedankt sich Rogerio Moraes mit dem 22:18 (42.). Löwen, warum tut ihr euch so schwer!?!

In Minute 48 ist der letzte mögliche Kippmoment. Beim 24:21 verwirft Rahmel. Im Gegenzug sieht Abwehrchef Alexis Borges mit der dritten Zeitstrafe Rot. Albin Lagergren nutzt den neuen Raum, zieht das 24:22. Und was macht Benfica? Antwortet mit einem traumhaften Kempa-Anspiel von Moreira für Djordjic: 25:22 (49.). Im Gegenzug hält Capdeville in seiner einzigen Aktion des Spiels den Siebenmeter von Gensheimer (50.). Und nach einer Zeitstrafe gegen Ilija Abutovic besorgt Djordjic mit seinem siebten Streich das 26:22 (51.).

Löblich, dass sich die Löwen von diesem Knockout zwar nicht erholen können, sich aber immerhin bis zum Ende gegen die Niederlage stemmen. An der Vier-Tore-Differenz rütteln sie nicht mehr. Auch, weil Hernandez bis zuletzt ein Faktor ist, auf insgesamt 15 Paraden kommt. Vor allem Juri Knorr betreibt löwenseitig noch Ergebniskosmetik. Doch Benfica bleibt cool, bleibt das coolere Team, das sich nie von seinem Plan abbringen lässt. Das 33:28 ist letztlich so klar wie verdient. Die Löwen müssen jetzt erst einmal ganz viele Wunden lecken.  

Benfica Lissabon – Rhein-Neckar Löwen 33:28 (18:13)

Benfica: Hernandez, Capdeville (bei einem Siebenmeter) – Djordjic (8), Borges (1), Kukic (4), Källman (5), Rahmel (6/3), Moreira (2), Moraes (4), Grigoras (2), Martins, Kljun, Silva, Garcia Barcelo (1), Moreno

Löwen: Palicka, Katsigiannis (19.-30.) – Schmid (4), Gensheimer (5/2), Kirkeløkke, Patrail (n.e.), Knorr (6), Helander (1), Ahouansou (2), Abutovic, Lagergren (2), Groetzki (2), Horžen, Kohlbacher (5), Nilsson (1)

Trainer: Chema Rodriguez – Klaus Gärtner

Schiedsrichter: Denis Bolic & Christoph Hurich (Österreich)

Strafminuten: Borges (6), Garcia Barcelo (2) – Groetzki (4), Abutovic (2), Lagergren (2)

Rote Karte: Borges (48.)

Siebenmeter: 3/4 – 2/5

Siebenmeter-Paraden: Katsigiannis hält gegen Rahmel (12.) – Hernandez hält gegen Gensheimer (19.) und gegen Schmid (24.), Capdeville hält gegen Gensheimer (50.)

Spielfilm: 0:1, 3:1, 5:4, 9:4, 9:5, 17:11, 18:13 (HZ), 18:14, 20:15, 20:18, 22:18, 24:20, 24:22, 26:22, 29:26, 31:26, 33:28 (EN)

Bilder: Steffen Hoffmann