Veröffentlichung:

Ex-Löwe Storm im Interview: „Zeigen, dass wir mit Druck umgehen können“ (RNZ)

Kiel nimmt die Favoritenrolle gegen die Löwen an – Petersson und Larsen werden wohl dabei sein

Vor kurzem noch Löwe, jetzt „Zebra“: Für Thorsten Storm ist es eine komische Situation, die da morgen ab 17.15 Uhr ansteht. Wenn der Ball fliegt, wenn der THW Kiel die Rhein-Neckar Löwen in der heimischen Sparkassen-Arena zum Bundesliga-Knaller empfängt. Dann ist Gipfelzeit. Punktgleich dominieren sie das deutsche Oberhaus, sind nicht zu stoppen. Und Storm hat jeweils einen großen Anteil daran. Vor allem am neuerlichen Höhenflug der Badener. Denn der mittlerweile 50-Jährige war es, der die Weichen stellte, Trainer Nikolaj Jacobsen holte und den Kader erneut verjüngte.

Nach getaner Arbeit wechselte er dann zurück in den hohen Norden, heuerte erneut beim Titelhamster an der Ostsee an. Dort loben sie den Blondschopf schon in den höchsten Tönen. Frischen Wind hätte er gebracht, heißt es. Wobei Storm beim THW bislang eher im Hintergrund wirbelt, abseits der Platte die Fäden zieht. Sponsoren finden und bei Laune halten, das macht er und das kann er. Doch auch die Löwen und Heidelberg, wo sein Sohn Henry zur Welt kam, trägt er noch im Herzen – so scheint es zumindest. Denn die Giftpfeile ließ er im Vorfeld im Köcher. Anders als früher, als er mit den Löwen auf Kiel-Jagd war, als er eine Breitseite nach der anderen in Richtung deutsches Handball-Flaggschiff abfeuerte.

Am Ostersonntag werden die Löwen wohl in Bestbesetzung antreten können. Alexander Petersson und Mads Mensah Larsen haben den gestrigen Härtetest im Training bestanden. Löwen-Geschäftsführer Lars Lamadé augenzwinkernd: „Es sieht bei beiden nicht schlecht aus!“

Vor dem Gipfeltreffen sprach die RNZ mit Thorsten Storm.

Thorsten Storm, wie ist die Stimmung in Kiel? Merkt man, dass ein besonderes Spiel ansteht?

Es ist eine Mischung aus Anspannung und Vorfreude zu spüren. In Kiel ist ein Handballspiel immer etwas Besonderes. Aber sicherlich: Diese Partie ist etwas ganz Besonderes. Schließlich treffen die beiden aktuell besten Mannschaften Deutschlands aufeinander. Ganz klar: Das wird ein großer Tag für den Handball in Deutschland. Auch wenn die vergangene Saison gezeigt hat, dass die Meisterschaft nicht in einem Spiel entschieden wird.

Bei den Löwen heißt es, dass der Erfolgsdruck Kiel liegt. Wie sehen Sie das?

Wir wollen zeigen, dass wir mit Druck umgehen können.

Im März hat es für Kiel in Mannheim nicht gereicht. Woran lag das?

Wir haben nicht gut genug gespielt. Uns sind zu viele Fehler unterlaufen. Solche wollen wir am Sonntag minimieren.

Ein Remis wäre für den THW fast wie ein Sieg. Bei dem Torverhältnis…

Wie gesagt: Beide Mannschaften haben auch nach diesem Gipfeltreffen noch Partien bzw. knifflige Aufgaben vor der Brust. Die Saison ist am Sonntag nicht zu Ende.

Uwe Gensheimer wird morgen der Buhmann sein. Bei den Löwen sagt man, dass die Kieler das Foul an Toft Hansen ganz bewusst ausgeschlachtet hätten, um für Stimmung am Ostersonntag zu sorgen…

Dieses Foul wollte und konnte unser Kapitän Filip Jicha nicht unkommentiert stehen lassen. Er hat dafür einen Weg gewählt und wir als THW Kiel stehen hinter unserem Kapitän Filip Jicha. Im Übrigen muss man in Kiel nicht für Stimmung sorgen. Hier weiß man, wann die Mannschaft Unterstützung braucht.

Angenommen die Löwen werden Meister, hätten Sie dann daran nicht sogar einen größeren Anteil als am möglichen Titelgewinn des THW?

Tatsächlich geht’s nicht darum, wer welchen Anteil an etwas hat. Sondern darum, dass das komplette Team als Einheit funktioniert. Wer dann am Ende einer langen, Saison die Nase vorn hat, hat es auch verdient, die Schale nach oben zu stemmen.

Glauben Sie, dass die Löwen das Zeug dazu haben, dauerhaft um den Titel mitzuspielen, also dass sie zum Kieler Erzrivalen werden könnten?

Das ist gut möglich. Die Löwen haben sich in den zurückliegenden Jahren toll entwickelt und sich zu einer Top-Adresse im nationalen und internationalen Handball gemausert. Sie haben zuletzt – vor allem was Konstanz und Kontinuität angeht – nochmals eine Schippe draufgelegt und werden sicherlich auch in Zukunft um Titel mitspielen. Allerdings sehe ich beispielsweise auch beim SC Magdeburg oder der MT Melsungen das Potenzial, mittelfristig in die Bundesligaspitze vorzustoßen.

Von Daniel Hund