Veröffentlichung:

Vollzählig und frohgemut (BNN)

Löwen glauben an Siegchance im Handball-Hit in Kiel / THW reaktiviert Linksaußen Lundström

„Ja.“ Kurz und knapp beantwortet Uwe Gensheimer die Frage, ob bei einem Sieg des gastgebenden Tabellenführers THW Kiel im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga gegen die nach Minuspunkten noch gleichauf liegenden Rhein-Neckar Löwen am Ostersonntag (17.15 Uhr/Sport 1) die Meisterschaft entschieden sei. Der Titelverteidiger, führt der Löwen-Kapitän doch weiter aus, könne sich in dem Fall dann nämlich sogar eine Niederlage in den verbleibenden sechs Spielen leisten und läge wegen der besseren Tordifferenz immer noch auf Platz eins. Doch so weit wollen es die Herausforderer eben nicht kommen lassen.

Wenn Gensheimer und seine Kollegen heute nach dem Training in Kronau per Bus nach Frankfurt reisen, danach mit dem Flugzeug nach Hamburg düsen und schließlich über die Autobahn Kiel ansteuern, haben sie nämlich auch eine gehörige Portion Selbstvertrauen im Gepäck. Sie wissen zwar, dass der THW Kiel in der eigenen Halle die Favoritenrolle besitzt, aber eben auch, wie der Meister zu knacken ist. Bei der 28:29-Niederlage im Hinspiel in Mannheim waren sie keinesfalls die schlechtere Mannschaft, vor vier Wochen beim 29:26-Sieg im DHB-Pokal dem THW sogar überlegen. Gensheimer sagt daher frohen Mutes: „Ich freue mich, dass es eng ist und wir unsere Chancen haben.“ Die Aussichten der Löwen sind zumindest durch die Personalsituation nicht geschmälert. Bei den Badenern haben die zuletzt angeschlagenen Rückraumspieler Alexander Petersson und Mads Mensah Larsen nach dem gestrigen Training ebenso Einsatzfähigkeit signalisiert wie Kreisläufer Bjarte Myrhol. „Es sieht gut aus“, sagt Trainer Nikolaj Jacobsen, der nicht nur wegen der Tabellenkonstellation von einem „besonderen Spiel“ spricht. Sechs Jahre lang trug der ehemalige Linksaußen das „Zebra“-Trikot. „Ich freue mich, alte Freunde zu treffen. Aber ich hoffe natürlich, dass wir die zwei Punkte gewinnen“, sagt Jacobsen.
Unterdessen reagierten THW-Geschäftsführer Thorsten Storm und Trainer Alfred Gislason auf den Kreuzbandriss von Dominik Klein und holten Linksaußen Henrik Lundström aus dem sportlichen Ruhestand zurück an die Förde. Der 35 Jahre alte Schwede, der 2004 Jacobsen auf dem Flügel der Kieler beerbte und bis 2012 mit den Norddeutschen Titel hamsterte, war seit dem Ende seiner Karriere im Sommer 2014 als Manager beim schwedischen Erstligisten Redbergslids Göteborg tätig. Zuvor hatte er noch zwei Jahre für seinen Heimatclub gespielt. „Alfred Gislason und ich hatten parallel den gleichen Gedanken: Henrik kennt Kiel, den THW und sicherlich auch noch einige taktische Varianten“, sagt Storm, der bereits den 42 Jahre alten Torhüter Steinar Ege reaktivierte. Der frühere Löwen-Manager erwartet einen Vergleich „auf Augenhöhe“ zwischen seinem aktuellen Arbeitgeber und seinem früheren. Für Kiel spreche aber der Heimvorteil.
Von Reinhard Sogl