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Fans tröten Löwen nach Hamburg
33:28 gegen Melsungen sichert Final-Four-Einzug
Die Rhein-Neckar Löwen stehen zum sechsten Mal in Folge im Final Four des DHB-Pokals. Am Mittwochabend bezwangen die Gelbhemden vor 2.233 Zuschauern in der Eppelheimer Rhein-Neckar-Halle die MT Melsungen mit 33:28 (19:12). „Wir waren auf ein schwieriges Spiel vorbereitet, und das war es auch“, sagte ein erleichterter Löwen-Trainer Guðmundur Guðmundsson.
Mario Kelentrić saß auf der Bank und schimpfte wie ein Rohrspatz. Der kroatische Keeper der Nordhessen hatte nach 18 Minuten für Vitali Feshchanka Platz machen müssen, nachdem er bis dahin kaum einen Wurf der Löwen zu fassen bekommen hatte. Doch auch sein Nachfolger machte es zunächst nicht besser und gab Kelentrić keinen Grund, sich zu beruhigen. Im Gegensatz zum letzten Pokalduell zwischen diesen beiden Teams vor rund 15 Monaten in der Östringer Stadthalle, als die MT zur Pause überraschend mit 15:12 führte, ließen die Löwen diesmal nichts anbrennen. Bjarte Myrhol netzte alle seine fünf Versuche im ersten Durchgang ein, und als Uwe Gensheimer seinen dritten Siebenmeter zum 9:5 versenkte (15.), hatten sich die Badener langsam aber sicher abgesetzt. „Wir wollen unserer Favoritenrolle gerecht werden“, hatte der Löwen-Linksaußen vor der Partie selbstsicher gesagt – und ließ mit seinen Kollegen Taten folgen. Henning Fritz brachte es in den ersten 30 Minuten gegen engagierte, aber vor allem in der Defensive überforderte Melsunger auf acht Paraden und sorgte bei Michael Roth – dem aktuellen MT- und ehemaligen Löwen-Coach – für Katerstimmung. Was auch immer die Rot-Weißen probierten – die Gelben hatten eine Lösung dafür parat. 4:2-Deckung gefällig? Rückraum-Kracher Karol Bielecki. Beim Stand von 12:7 nahm Roth, der immer wieder mit dem Schiedsrichtergespann haderte, seine Auszeit (19:31). Apropos Schiedsrichter: Aufgrund der Erkrankung der ursprünglich vorgesehenen Robert Schulze und Tobias Tönnies aus Magdeburg sprangen kurzfristig die Stuttgarter Zwillingsbrüder Andreas und Marcus Pritschow in die Bresche. Und sie traf nun keine Schuld daran, dass die Guðmundsson-Sieben ihren Vorsprung bis zur Pause auf sieben Tore ausbaute (19:12).
Ohne ihre Leistungsträger Felix Danner und Grigorios Sanikis taten sich die Melsunger schwer. „Wir wussten, dass wir einen besonderen Tag brauchen, um die Sensation zu schaffen. Leider haben wir ihn nicht gehabt“, so Roth. Obwohl die Partie frühzeitig entschieden schien, wurde es in der Rhein-Neckar-Halle keineswegs leiser. „Conny“ das Maskottchen verteilte im Publikum gelbe Tröten – und die verursachten einen Höllenlärm. Spektakulär der punktgenaue Pass von Henning Fritz von der Torauslinie auf Gensheimer, der zum 28:20 vollstreckte (48.) und seinem Keeper den Assist bescherte. „Wir klatschen die Löwen nach Hamburg!“, jubelte Hallensprecher Bernie Epple. „Tröten“ hätte besser gepasst. Allerdings ließen Fritz’ Vorderleute nun die Zügel etwas schleifen, kassierten vier Treffer in Folge – darunter einen in Überzahl – und ließen auf der anderen Seite Hoffnung aufkeimen. Doch der Halbfinal-Einzug geriet nicht mehr ernsthaft in Gefahr.
„Natürlich freuen wir uns darüber, wieder im Final Four zu stehen“, sagte Fritz, fand aber dennoch ein Haar in der Suppe: „Wir haben die zweite Halbzeit mit zwei Toren verloren. Das darf eigentlich nicht sein.“ Auch sein Coach war nicht hundertprozentig zufrieden: „Zehn Minuten vor Schluss waren es nur fünf Tore Vorsprung, das hätte noch einmal eng werden können“, so Guðmundsson, der seinen Fokus schon auf das kommende Champions-League-Spiel am Samstag in Chambéry richtete („Der erste Platz ist noch möglich, wenn Kiel in Kielce patzt“). Auch Geschäftsführer Thorsten Storm wird nicht müde, zum sechsten Mal hintereinander beim Top-Event „Final Four“ dabei zu sein. „Melsungen war wie immer ein unangenehmer Gegner“, umschrieb er die Phase zehn Minuten vor Schluss und fügte gut gelaunt hinzu: „Zum Glück haben wir denselben Reiseveranstalter. So konnten wir die Zimmer in Hamburg schonmal vorab buchen. Ich bin froh, dass wir sie jetzt auch selbst belegen können.“
Rhein-Neckar Löwen: Fritz, Rominger (n.e.) – Stefánsson (6), Lund, Bielecki (2) – Groetzki (5), Gensheimer (10/7) – Myrhol (7) – Schmid, Roggisch, Šešum (n.e.), Tkaczyk (3), Gunnarsson (n.e.), Sigurðsson (n.e.), Čupić (n.e.).
MT Melsungen: Kelentrić (bis 18. und bei einem Siebenmeter), Feshchanka (ab 18.), Lechte (n.e.) – Vasilakis (2), Schweikardt (1), Vučković (7) – Karipidis (2), Allendorf (2/2) – Klimovets (5) – Brouko, Schöngarth (6), Månsson (1), Torbica (n.e.), Zufelde (n.e.), Şania (2).
Strafminuten: Tkaczyk (2), Roggisch (2), Myrhol (2) – Vučković (2), Allendorf (2), Klimovets (4), Schöngarth (2).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Michael Roth.
Zuschauer: 2.233.
Schiedsrichter: Andreas Pritschow / Marcus Pritschow (Stuttgart).
Spielfilm: 3:3 (5.), 7:4 (10.), 9:5 (15.), 12:7 (20.), 16:10 (25.), 19:12 (Halbzeit) – 24:18 (40.), 27:19 (45.), 28:23 (50.), 31:26 (55.), 33:28 (Endstand).
Zeitstrafen: 3 / 6.
Siebenmeter: 8/7 – 2/2.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Feshchanka.
Beste Spieler: Gensheimer, Stefánsson, Fritz – Vučković.