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Feiermarathon der Löwen (BNN)

Handballmeister in Mannheim von Fans und Stadt begeistert empfangen

Vielleicht war es aus Gründen möglichst geringer körperlicher Folgeschäden ja ganz gut, dass zumindest für die Nationalspieler des frisch gekürten deutschen Meisters Rhein-Neckar Löwen gestern Abend schon wieder die Pflicht rief. Handball-Bundestrainer Dagur Sigurdsson erwartete Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki und Hendrik Pekeler in Schwetzingen zum Auftakttraining im Hinblick auf das Länderspiel gegen Russland am Mittwoch (19 Uhr) in der Mannheimer SAP-Arena, womit die Feierlichkeiten des ersten deutschen Titels für die Löwen ein inoffizielles Ende hatten.

Bis dahin hatte es die ausweislich der Meisterschale beste Mannschaft Deutschlands ja ordentlich krachen lassen. Ehe die Löwen gestern Nachmittag im Mannheimer Rathaus von OB Peter Kurz empfangen wurden und danach auf den Kapuzinerplanken sich und den Silberteller noch einmal den Fans präsentierten, hatten sie eine lange Nacht und wenige Stunden Schlaf hinter sich, nachdem sie am Ziel ihrer Träume angekommen waren. Es war schon hell, als die letzten Handball-Helden zu Bett gingen, nachdem sie am Sonntag zuerst in der Halle in Lübbecke, am späten Abend dann im alten Mannheimer Eisstadion mit 3 500 Fans und schließlich in kleiner Runde in einem Club den erlösenden Triumph gefeiert hatten. „Ich war besessen von diesem Titel, ich wollte ihn unbedingt“, gab Andy Schmid Einblicke in sein Seelenleben.
Nun, da der Vize-Fluch gebannt ist, soll die erste Meisterschaft nur der Anfang gewesen sein. „Als Profi-Sportler spielt man für Titel und dieses Gen geben wir nun nicht mehr her“, sagte Teammanager Oliver Roggisch nicht nur freudetrunken. Harald Reinkind drückte die kollektive Erleichterung mit den Worten aus: „Wir haben jetzt endlich diese letzte Barriere übersprungen.“ Torwart Mikael Appelgren meinte: „Diese Party hat Lust gemacht auf mehr.“ Uwe Schwenker, der als Präsident der Handball-Bundesliga das silberne Objekt der Begierde an Gensheimer überreicht hatte, machte dem Meister Mut für die anstehende Mission Titelverteidigung. „Nach langen Anläufen haben die Löwen jetzt die Nerven behalten. Ich kenne es ja aus Kiel: Da hatte der THW auch einige vergebliche Anläufe. Und als der Knoten dann mal geplatzt war, folgten noch einige Titel“, sagte der ehemalige Manager der Kieler. Die Voraussetzungen für Wiederholungstaten sind jedenfalls geschaffen. Allen voran Meistermacher und Trainer Nikolaj Jacobsen sowie der zum dritten Mal zum Spieler der Saison gewählte Regisseur Andy Schmid haben gerade bis 2020 verlängert. „Sein Verbleib ist ein klares Zeichen, dass man auch in Zukunft mit den Rhein-Neckar Löwen rechnen muss“, stellte Roggisch fest. Allerdings gab Jacobsen zu, dass das Spiel der Löwen von Schmids Form abhängt, was auch zum Nachteil gereichen könnte: „Wenn er schlecht spielt, sind wir als Mannschaft oft nicht so gut.“
Auch Gedeon Guardiola, Patrick Groetzki und Mads Mensah Larsen bleiben noch vier Jahre. Zwar wird Club-Ikone Uwe Gensheimer zu Paris Saint-Germain wechseln, aber als Nachfolger holen die Badener den Weltklasse-Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson aus Barcelona zurück. Für Stefan Sigurmannsson kommt der Mazedonier Dejan Manaskov, für Torwart Borko Ristovski der Ex-Kieler Andreas Palicka. Stefan Kneers Rolle als erstklassiger Ergänzungsspieler soll Michel Abt aus dem Drittliga-Team übernehmen.
Wirtschaftlich stehen die Löwen solide da nach den Abschlüssen mit neuen und alten Sponsoren. In einem Jahr sollen die Altlasten abgetragen sein.
Von Reinhard Sogl