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Feuerprobe in Flensburg

Rhein-Neckar Löwen zum Topspiel in der „Hölle Nord“

Knapp drei Wochen ist es her, dass sich die Rhein-Neckar Löwen und die SG Flensburg-Handewitt zuletzt gegenüberstanden. Im Finale des 4-Clubs-Tournament in Gummersbach entwickelte sich eine unterhaltsame Begegnung, in der die Löwen einen Sechs-Tore-Rückstand zur Pause drehten und am Ende mit 32:30 als Sieger vom Platz gingen. „Dieses Ergebnis wird uns Selbstvertrauen für den Bundesligastart geben“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen, schob aber gleich hinterher: „Dennoch sollte man nicht vergessen, dass die Partie nur ein Vorbereitungsspiel war.“

Unter gänzlich anderen Vorzeichen treffen sich die beiden Teams nun wieder. Am Sonntag, 3. September, um 15 Uhr steigt in der „Hölle Nord“ in Flensburg das Spitzenspiel des dritten Spieltags der DKB Handball-Bundesliga. Sky Sport überträgt ab 14.30 Uhr live aus der Flens-Arena und dürfte dann seinen ersten Handball-Krimi geliefert bekommen.

Neuer SG-Coach im Fokus

„Unser Anspruch als Mannschaft und Verein ist es, jedes Spiel zu gewinnen. Wir wollen bei der Titelvergabe ein gehöriges Wörtchen mitreden, wir wissen aber auch, wie dünn die Luft da oben ist“, sagte Maik Machulla bei der Pressekonferenz zur Saisoneröffnung. Der Flensburger Trainer ist einer von fünf Neuen im Kader – auf ihn sind die meisten Blicke gerichtet. Kann er an die erfolgreiche Ära von Ljubomir Vranjes anknüpfen? Unter dem Ex-Coach, der seit diesem Sommer sein Geld beim ungarischen Spitzenclub Veszprem verdient, wurden die Nordlichter viermal Vizemeister und standen siebenmal in Folge im Pokalfinale, das sie 2014/15 für sich entscheiden konnten.

Das Personal, um sportlich durchzustarten, hat Machulla jedenfalls: Die skandinavische Weltauswahl um Thomas Mogensen und Rasmus Lauge hat sich im Vergleich zum Vorjahr nur minimal verändert. Zwar haben mit Anders Eggert und Johan Jakobsson zwei Klasse-Leute den Club verlassen. Im Gegenzug kamen mit Magnus Rød (Norwegen) und Simon Jeppsson (Schweden) zwei absolute Top-Talente.

Für Bogdan Radivojevic und Marius Steinhauser hat die Partie abgesehen vom sportlichen Reiz eine besondere Qualität. Die beiden tauschten vor der Runde die Vereine. Während Steinhauser nun für die Flensburger aufläuft, ist „Bogi“ von dieser Saison an ein Löwe. Der Rechtsaußen rechnet mit einer emotionalen Rückkehr – ohne sich deshalb großartig verrückt zu machen: „Immerhin habe ich vier Jahre dort gespielt. Nervös bin ich deswegen aber nicht. Ich will einfach nur ein gutes Spiel abliefern.“

Roggisch: „In der Abwehr zulegen“

Womöglich ist das generell der richtige Ansatz für das erste Top-Spiel der Saison. Grund, nervös zu werden, haben die Löwen ohnehin nicht. Auch wenn das 26:24 zum Saisonstart in Lemgo deutlich mühsamer war als der Flensburger Aufgalopp (37:23 zuhause gegen TuS N-Lübbecke): Mit zwei Meistertiteln im Rücken sowie einer bärenstarken Vorbereitung inklusive Super-Cup-Gewinn gegen Kiel sollte man in Sachen Selbstbewusstsein optimal ausgestattet in den Norden reisen. Zumal jeder in der Mannschaft weiß, dass eine Steigerung gegenüber dem Lemgo-Spiel unerlässlich ist. „Wir müssen vor allem in der Abwehr zulegen und unseren Torhütern mehr helfen“, sagt Oliver Roggisch, der Sportliche Leiter der Löwen, und ergänzt mit Blick auf den Stotterstart: „Generell müssen wir eine ganz andere Einstellung an den Tag legen, wenn wir in Flensburg bestehen wollen.“

Der drohende Ausfall von Gudjon Sigurdsson (Verletzung an der Wade) ist in dieser Hinsicht wenig hilfreich. Coach Jacobsen favorisiert die Lösung, ihn zu schonen, um die Verletzung komplett auszukurieren. Andererseits weiß er auch, dass gerade in solchen Spielen wie gegen Flensburg die Erfahrung und auch die zuverlässigen Tore des Routiniers besonders gefragt sind. „Aber Jerry hat bisher auch gut gespielt“, erinnert Jacobsen an den starken Einstand von Neuzugang Tollbring auf der linken Außenbahn.

Mit Erfolg ein Zeichen setzen 

Statistisch betrachtet spricht die Konstellation ohnehin für die Löwen: Während sie die jüngsten Vergleiche in der heimischen SAP Arena verloren haben, lief es auswärts zuletzt richtig gut: Das 23:21 Ende Mai in Flensburg war der (vor-) entscheidende Schritt zur Titelverteidigung. An diesem Wochenende könnten die Löwen mit einem Erfolg zumindest ein deutliches Zeichen setzen: Auch in diesem Jahr muss man die Mannheimer wieder ganz oben auf der Rechnung haben. 

Coach Jacobsen sieht der Partie optimistisch entgegen. Auch wenn ihm bisher noch die Konstanz abgeht, zeigt er sich mit den Leistungen seiner Löwen im Grundsatz zufrieden. „Phasenweise machen wir das schon richtig gut, das gilt für die Spiele im Pokal und im Super Cup genauso wie für das Duell mit Lemgo. Da haben wir in den ersten 20 Minuten vorne richtig gut gespielt, in der zweiten Halbzeit dann vor allem eine starke Abwehr aufgeboten. Nun müssen wir beides zusammenbringen, Abwehr und Angriff, und das möglichst über 60 Minuten.“

Dasselbe werden sich die Flensburger vornehmen, für die das Duell mit den Löwen bereits das dritte Bundesliga-Spiel bedeutet. Am Donnerstagabend trat der Vizemeister zum zweiten Spieltag beim TSV Hannover-Burgdorf an (Löwen gegen TVB Stuttgart am 7. Dezember) – und kassierte völlig überraschend mit 29:32 die erste Ligapleite.

Ein Löwen-Sieg würde den Fehlstart der Norddeutschen perfekt machen und nebenbei auch die Bilanz ein wenig aufhübschen, die mit 19:14-Siegen aktuell noch recht deutlich für die SG Flensburg-Handewitt spricht.