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Fix und fertig nach dem Finale furioso (MM)

Wie schon in Magdeburg trifft Löwe Patrick Groetzki auch in Berlin praktisch mit dem Schlusspfiff / 21:21 nach nervenaufreibender Abwehrschlacht

BERLIN. Die Partie war fast schon eine Stunde lang abgepfiffen, doch das dramatische 21:21 (10:13) der Rhein-Neckar Löwen bei den Füchsen Berlin, mit dem die Badener gestern in der Hauptstadt Platz zwei in der Bundesliga verteidigten, wirkte nach. Auch Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm hätte sich bestimmt einen ruhigeren 49. Geburtstag vorstellen können, aber der Manager der Gelbhemden hatte selbst noch auf der Taxifahrt Richtung Stadtmitte mit der Transpiration zu kämpfen und suchte im Hotel angekommen den kürzesten Weg unter die Dusche. „Sorry, aber so etwas macht mich total fertig“, sagte Storm mit Blick auf die nervenaufreibende Abwehrschlacht im Fuchsbau, bei der wie schon im Magdeburg Patrick Groetzki in der Schlusssekunde den Ausgleich erzielte.

Auch dem Rechtsaußen standen die Schweißperlen auf der Stirn, nachdem er zuvor einige Bälle vergeben hatte, den wichtigsten dann aber versenkte. Spezialist für den abschließenden Wurf ins Glück will Groetzki nun aber nicht werden. „Das muss nicht sein“, grinste der Linkshänder. „Aber ich habe gewusst, dass diese Chance noch kommt“, blieb der 24-Jährige in dieser Szene kalt bis ins Herz, während die Berliner wütend reklamierten, dass Groetzki bei seinem Wurf schon im Sechs-Meter-Raum gestanden hätte.

Am Ende war die Punkteteilung aber wohl gerecht, für die Löwen fühlte sie sich dabei nicht nur wegen des packenden Finales eher wie ein Sieg an, da sie bereis in der ersten Halbzeit beim 5:10 (23.) und 8:13 (28.) in die Fänge der Füchse zu geraten schienen. „Da hatten wir unsere Probleme mit den Schlagwürfen von Jaszka“, blickte Kapitän Uwe Gensheimer auf den siebenfachen Torschützen der Berliner und machte in den meistens nach innen drängenden Angriffsbemühungen, Ballverlusten und der unübersehbaren Hektik im Gegenstoßspiel weitere Schwachpunkte aus.

Doch wie schon zuletzt in Veszprem bissen sich die Löwen in eine schwierige Partie, kassierten im zweiten Durchgang auch dank des wieder einmal starken Niklas Landin nur noch acht Gegentreffer und kamen nach dem 12:16 (36.) fünf Minuten später erstmals zum Ausgleich. Beim Stand von 16:16 (41.) und 19:19 (55.) hatten die Badener sogar die Möglichkeit, in Führung zu gehen, das Spiel stand endgültig auf der Kippe. „Wenn es uns da gelingt, vorzulegen, wird das eine völlig andere Partie“, trauerte Trainer Gudmundur Gudmundsson diesen Möglichkeiten nach, war am Ende aber mit dem Remis einverstanden.

„In den vergangenen beiden Jahren waren wir hier jeweils ohne Chance, insofern war das eine klare Steigerung“, bilanzierte Gudmundsson während sich auch Spielmacher Andy Schmid mit dem Zähler anfreunden konnte: „Hier holen noch zwischen null und zwei Mannschaften Punkte“, spielte der Schweizer auf die heiße Atmosphäre in der Schmeling-Halle an, die den Löwen bei Pavel Horaks Treffer zum 21:20 zwanzig Sekunden vor dem Abpfiff fast zum Verhängnis wurde.

Doch die Löwen scheinen mittlerweile gefestigt genug, um mit solchen Situationen und schlechten Phasen umzugehen. „Die Mannschaft ist erwachsener geworden“, blickte Manager Storm auf den Löwen-Kader, der deshalb zu großen Teilen gehalten werden soll. „Auch mit Patrick Groetzki und Marius Steinhauser hatten wir inzwischen gute Gespräche“, sagt Storm, der weiter auf die Entscheidung von Uwe Gensheimer wartet. „Er zählt zu den Köpfen dieser Mannschaft. Deshalb wäre es extrem schade, wenn er jetzt geht.“ Sollte sich Gensheimer dennoch für Kiel entscheiden, wird inzwischen über Kevin Schmidt (Wetzlar) als Alternative spekuliert.

Von Thorsten Hof