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Fritz: Sie sind nicht mehr unantastbar“
Mannheim. Der Chef ist krank. Es zwickt im Hals, die Nase läuft. Thorsten Storm, 45, ist erkältet, fühlt sich nicht so gut. Der Manager der Rhein-Neckar Löwen spricht etwas leiser als sonst, wirkt angeschlagen. Und das ausgerechnet in dieser Woche, ausgerechnet im Vorfeld des Champions-League-Krachers gegen den THW Kiel, ausgerechnet vor dem Spiel, in dem man knallhart zuschlagen, den Branchenführer stürzen will. Überhaupt ist es relativ ruhig vor dem Viertelfinal-Hinspiel am Sonntag um 19 Uhr in der Mannheimer SAP Arena: Keine Kampfansagen, kein verbales anheizen. Vor rund einem Jahr, damals, als sich beide noch im Halbfinale der Königsklasse gegenübergestanden haben, war das noch anders: Giftpfeile flogen. Von Süden nach Norden, hin und her.
Die Favoritenrolle schiebt Storm den Nordlichtern zu, betont: „Für den THW Kiel ist das abschließende Final Four in Köln ein Termin, den man sich mit dicker Tinte in den Kalender eingetragen hat. Ich dagegen habe einen Bleistift benutzt, den ich leicht wieder wegradieren kann.“ Und plötzlich war es dann doch wieder da, dieses Lächeln, dieses Schmunzeln, das jeder kennt, der sich schon mal mit Thorsten Storm unterhalten hat, ihn auf den Handball angesprochen hat.
Seine Augen leuchten dann, der Ehrgeiz kommt in ihm durch. Und natürlich weiß er auch diesmal, was möglich ist, wenn alles passt, wenn alles flutscht. Andererseits: Kiel ist eben Kiel – der Angstgegner der Löwen. Storm grübelt: „Die gewinnen eben auch, falls es mal nicht so läuft. Für mich ist Kiel der schwerste Gegner, den du zugelost bekommen kannst.“ Doch der Ostsee-Reise ist in dieser Saison nicht mehr der, der er mal war. Der Krösus wankt, taumelte zuletzt mehrfach.
Henning Fritz, der Ex-Kieler, hat ganz genau hingeschaut, sagt: „Sie haben ihre Souveränität verloren, sind nicht mehr unantastbar. Für mich hat Kiel sogar einen kleinen Schritt zurück gemacht.“ Sein Rudel sieht „Fritze“ hingegen im Aufwind, auf der Überholspur. Gerade das Final Four in Hamburg macht ihm Mut, bestärkt ihn im Glauben an die eigene Stärke: „Wenn wir diese Leistung gegen Kiel wiederholen können, bin ich von unserer Siegchance überzeugt.“
Personell sieht es bei den Kielern ohnehin nicht rosig aus. Die „Zebras“ lahmen: Rückraum-Ass Kim Andersson (Knieprobleme) fällt definitiv aus und auch die Einsätze von Aron Palmarsson und Daniel Narcisse sind fraglich. „In der Nationalmannschaft konnte Narcisse zuletzt nicht eingesetzt werden“, berichtet Löwen-Linksaußen Gudjon-Valur Sigurdsson, „sein Ausfall würde Kiel ganz hart treffen.“
Sigurdsson selbst bleibt ebenfalls nur die Zuschauerrolle. Sein Knie schmerzt nach wie vor. „Mein Einsatz ist unmöglich“, trauert der Isländer. Demnach wird er sich ganz aufs Daumen drücken konzentrieren. Nervös ist er nicht, er glaubt an seine Kollegen, hat längst den Masterplan ausgeheckt: „Es wäre sehr wichtig, dass wir sie am Sonntag daheim schlagen“, erklärt er, „denn dann sieht die Mannschaft, dass Kiel schlagbar ist, eben keine Übermannschaft ist.“
Mit Storm liegt er damit voll auf einer Wellenlänge. Der Manager denkt gar nur von Spiel zu Spiel. Ein Heimsieg würde ihm sogar fast schon genügen: „Das wäre dann das erste Mal, dass wir sie in dieser Saison geschlagen haben.“ Ein besonders Verhältnis pflegt Storm zu seinem ehemaligen Klub nicht. Was war, zählt nicht mehr, ist vergessen: „Kiel ist eine schöne Stadt, in der ich gelebt habe – aber mehr ist da nicht.“ Bis auf den Erfolg, der sich künftig nach und nach in Richtung Süden, sprich ins Badische, verlagern soll…
> Parken:Wer am Sonntag mit dem Auto anreist, muss aufgrund des Maimarkts viel Geduld mitbringen. Die Parkflächen P1 und P2 sind gesperrt, alternativ steht der Großparkplatz P20 zur Verfügung.
Von Daniel Hund
23.04.2010