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Frustbewältigung im Schwabenland?

Löwen verdauen Europapokal-Aus – ein Liga-Sieg am Sonntag in Stuttgart würde helfen

Frustbewältigung im Schwabenland? Rhein-Neckar Löwen verdauen Europapokal-Aus - ein Liga-Sieg am Sonntag um 16 Uhr in Stuttgart würde helfen
Patrick Groetzki im Duell mit dem TVB Stuttgart in der Saison 18/19.

Mittwoch Rückflug von Lissabon. Donnerstag bis Samstag Training in Kronau. Sonntag Liga-Derby in Stuttgart. So sah und sieht die aktive Frustbewältigung der Rhein-Neckar Löwen aus nach dem bitteren Dienstagabend bei Benfica, an dessen Ende das Ausscheiden in der Qualifikation zur EHF European League stand. Und steht. Denn gänzlich verdaut ist das Euro-Aus vor dem Gastspiel beim TVB Stuttgart (Sonntag, 16 Uhr, live auf Sky) bei den Löwen nicht.

Patrick Groetzki sagt: „Es waren keine einfachen Tage.“ Die erste Löwen-Saison ohne Europapokal seit eineinhalb Jahrzehnten drückt insbesondere beim Rekord-Löwen mit den meisten Pflichtspiel-Einsätzen auf die Stimmung. „Die Enttäuschung“, so der 32-Jährige, „hat tief gesessen.“ Und so haben sich Groetzki und Kollegen in die Arbeit gestürzt, in der Kronauer Trainingshalle den portugiesischen Frust abzuschütteln versucht. „Wir haben viel auf zwei Tore gespielt“, berichtet der Rechtsaußen. Mit möglichst vielen Torabschlüssen will man dem jüngsten Chancenverwertungs-Dilemma ein Ende bereiten. Und beim Auswärtsderby am kommenden Sonntag an die Leistung vom Heimderby am vergangenen Sonntag anknüpfen.

Frustbewältigung im Schwabenland? Auch der Gegner braucht die Punkte

Frustbewältigung im Schwabenland? Rhein-Neckar Löwen verdauen Europapokal-Aus - ein Liga-Sieg am Sonntag um 16 Uhr in Stuttgart würde helfen
Andreas Palicka im Liga-Duell 20/21.

Denn eines ist sicher: Die 37 Tore, die man gegen Göppingen erzielt hat, hätte man auch gegen Lissabon erzielen können. Das Wissen, wie man am gegnerischen Keeper vorbeikommt, ist nachweislich vorhanden bei den Löwen. Mit je 20 Treffern stellen sie in der LIQUI MOLY HBL auch zwei Top-20-Torschützen: Uwe Gensheimer und Jannik Kohlbacher. Auf der Gegenseite hat Stuttgart Adam Lönn, mit 26 Buden 10. im Ranking und nicht nur deshalb ein Mann, den Groetzki und Kollegen auf dem Zettel haben. Genauso wie Egon Hanusz, den Johnny in dessen ersten Liga-Auftritten als hoch veranlagten Mittelmann wahrgenommen hat.

Auf halbrechts hingegen haben die Schwaben ein echtes Problem. Viggo Kristjansson und Jerome Müller fallen beide aus. „Da müssen wir uns auf etwas Ungewöhnliches einstellen. Vielleicht auf einen Rechtshänder, vielleicht auf viel Sieben-gegen-sechs“, mutmaßt der erfahrene Patrick Groetzki. Stuttgart, unter dem neuen Trainer Roi Sanchez mit 0:8 Punkten gestartet, steht genauso unter Erfolgsdruck wie die Löwen, die ihre aktuelle Bilanz von 4:4 Zählern unbedingt aufbessern wollen. Man habe zwar das Saisonziel Final Four im Europapokal früh abschreiben müssen, sagt Groetzki. Aber: „Wir haben auch noch viel vor. Gegen Göppingen haben wir einen guten Schritt gemacht. Jetzt müssen wir wieder auf die Beine kommen und unseren Weg fortsetzen.“

Frustbewältigung im Schwabenland? Schmid erwartet emotionalen TVB

Frustbewältigung im Schwabenland? Rhein-Neckar Löwen verdauen Europapokal-Aus - ein Liga-Sieg am Sonntag um 16 Uhr in Stuttgart würde helfen
Andy Schmid im Derby-Heimspiel der vergangenen Saison.

Dieser soll ganz klar nach oben führen. Ziel ist es, sich in dieser Saison wieder für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Und das wird, so viel kann man jetzt schon sagen, eine echte Herkules-Aufgabe. In der Liga ist mächtig Bewegung. Aufsteiger HSV Hamburg steht bei 6:4 Punkten, der bestens verstärkte SC Magdeburg mit 12:0 Zählern an der Spitze. Kiel kann am Sonntag zuhause gegen Minden gleichziehen. Die Löwen werden sich strecken müssen. Das Potenzial für einen Platz in den Europapokalrängen steckt allemal im Kader. Dieses öfter abzurufen, wird der Schlüssel sein. „Wir haben in Lissabon unsere Schwächen gesehen, und müssen diese jetzt unbedingt ausmerzen. Das geht nur über Erfolgserlebnisse vor dem Tor“, sagt Patrick Groetzki. Anfangen damit: bitte am Sonntag in Stuttgart!   

„Wir haben letztes Jahr da eine Niederlage einstecken müssen“, erinnert sich Andy Schmid im Löwen-Podcast Löwenfunk und mutmaßt, dass der Gegner ganz sicher versuchen wird, „über die Emotionen zu kommen“. Genauso dagegenzuhalten, sich auf seine Stärken besinnen, kühlen Kopf vorm Tor zu bewahren, das sind laut Schmid die Aufgaben für die Löwen am Sonntag, die bis auf den langzeitverletzten Mikael Appelgren keinerlei Ausfälle zu beklagen haben und mit einem vollen Mannschaftsbus den Kurz-Trip in die Schwaben-Hauptstadt antreten werden.