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Für die Löwen eine gefühlte Niederlage

Mannheim. Ein Blick auf das Spielfeld reichte völlig aus, um das Ergebnis einzuschätzen. Jubelnde Zebras und tief enttäuschte Rhein-Neckar Löwen. Die einen tanzten, die anderen standen mit gesenkten Köpfen herum. Dabei hatten die Hausherren in der SAP Arena vor 12.337 Zuschauern keineswegs verloren. 30:30 (17:14) endete das Champions League-Handballspiel in der Vorrunden-Gruppe A zwischen den Löwen und dem Titelverteidiger. Eigentlich ein achtbares Ergebnis. Aber nur eigentlich. Denn die Löwen hatten bis in die letzten Minuten das Spiel im Griff, lagen immer in Führung – mit bis zu fünf Toren.

Aber wieder einmal, wie zuletzt in der Bundesliga beim HSV Hamburg (32:31), fehlte in den letzten Minuten der Überblick, fehlte ein Chef auf dem Feld – einer wie der Kieler Filip Jicha, der den Überblick behält und im richtigen Moment die entscheidenden Tore wirft. So aber wurde der Sieg in der Schlussphase noch verdaddelt. Das letzte Feldtor gelang Uwe Gensheimer in der 52. Minute, danach folgte nur noch ein verwandelter Siebenmeter von Olafur Stefansson. Zu wenig gegen eine Mannschaft wie den Meister aus Kiel, der mit solchen Situationen in vielen Jahren umzugehen gelernt hat. „Wir haben lange Zeit sehr gut gespielt – bis auf die letzten zehn Minuten. Wir haben zum Schluss nicht gut genug gespielt“, haderte Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson.

Kiels Trainer Alfred Gislason machte es den Löwen zunächst recht leicht, da er in der ersten Häfte des ersten Durchgangs auf seine Leistungsträger Marcus Ahlm am Kreis und Rückraum-Star Filip Jicha verzichtete. Auf 9:5 zog die Mannschaft von Gudmur Gudmundsson deshalb davon, ehe der THW-Coach reagierte, eine Auszeit nahm und seine zwei Handball-Stars aufs Feld schickte. Was die Kieler im Spiel zwar nach vorne brachte, aber noch weitreichende Folgen haben könnte, denn Marcus Ahlm war kaum auf dem Spielfeld, da verletzte er sich in der Abwehr und konnte nicht mehrweiter spielen. Dazu knickte Rechtsaußen Christian Sprenger um und musste ebenfalls auf der Bank Platz nehmen.

„Das ist eine Katastrophe“, klagte Alfred Gislason, „das sieht bei Ahlm nach Handbruch aus, er wird länger fehlen.“ So langsam wird es personell ganz eng für die Zebras, denn im rechten Rückraum fehlten immer noch Andersson und Zeitz. Davon könnten die Löwen am kommenden Mittwoch profitieren, wenn die Zebras wieder heran galoppieren – dann in der Bundesliga, wo die Punkte viel wichtiger sind.

„Die Kieler sind mit einem dunkelblauen Auge davon gekommen und können sich am Mittwoch auf etwas gefasst machen“, meinte Manager Thorsten Storm, „es ist ein gutes Zeichen, dass sich Kiel über einen Punkt gegen uns freut. Das war früher ganz anders…“

Rhein-Neckar Löwen: Schmid 3, Gensheimer 7/3, Bielecki 7, Lund 1, Gunnarsson 4, Stefansson 2/1, Myrhol 2, Groetzki 4. THW Kiel: Dragicevic 3, Reichmann 3, Palmarsson 3, Ilic 3, Klein 3, Jicha 8/1, Fernandez 6/2. Zuschauer: 12.337 Stenogramm: 3:2, 5:5, 10:5, 13:11, 17:14 (Halbzeit), 18:17, 22:20, 28:23, 29:26, 30:27, 30:30 (Endstand).

Von Hasso Waldschmidt

 27.11.2010