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Gefühlte Niederlage trotz Unentschieden

Mannheim. Kopf nach unten, die Hände in den Hüften – es waren die Gesten von Verlierern, die nach dem Abpfiff im Lager der Rhein-Neckar Löwen nicht zu übersehen waren. Und das 30:30 (17:14) im Champions-League-Spitzenspiel der Gruppe A gegen den THW Kiel fühlte sich wohl tatsächlich wie eine Niederlage an. Über die gesamte Spielzeit führten die Löwen und dominierten den Titelverteidiger in der Königsklasse, doch sechs torlose Minuten in der Schlussphase brachten die Badener um den Lohn ihrer Arbeit – und Kiel 15 Sekunden vor Spielende zum Ausgleich. „Wir geben eben kein Spiel verloren“, jubelte Kiels überragender Filip Jicha (8/1), während Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson eingestand: „Am Ende waren wir einfach nicht gut genug und haben einen Punkt verschenkt.“ Mit dem Remis verteidigte der THW die Tabellenführung.

Kiel begann mit seiner zweiten Reihe – wenn man bei dieser Mannschaft überhaupt von einer solchen Formation sprechen kann – und ließ zunächst Filip Jicha, Marcus Ahlm und Christian Sprenger auf der Bank. Allerdings war auch diese Sieben natürlich noch stark genug, um den Löwen alles abzuverlangen. Bis zum 5:5 (12.) verlief die Partie deshalb ausgeglichen, doch mit fünf ganz starken Minuten setzten sich die Badener plötzlich auf 10:5 ab (17.) und nutzten dabei auch eine Überzahlsituation, als Kiels Momir Ilic eine Zeitstrafe absitzen musste.

Filip Jicha kaum zu halten

Aber Kiel hatte natürlich noch Potenzial auf der Bank, vor allem Jicha setzte nach seiner Einwechslung Akzente. Die Urgewalt des Tschechen war nie ganz unter Kontrolle zu bringen. Der Vorsprung schmolz auf 14:12 (26.), die Löwen mussten sich nun auch vorwerfen lassen, gegen den im Tor eingewechselten Andreas Palicka einige klare Chancen ausgelassen zu haben. Aber auch dank der „einfachen“ Treffer von Karol Bielecki, der wie Jicha im ersten Durchgang schon fünfmal traf, und der Paraden von Henning Fritz gingen die Löwen mit einem 17:14 in die Pause. Kiel wurde zusätzlich durch den Ausfall von Kreisläufer Marcus Ahlm geschwächt, dem sogar die Diagnose Mittelhandbruch droht.

Nach dem Seitenwechsel versuchte es Kiel mit einer Sonderbewachung für Bielecki, doch abgesehen vom 18:17 (33.) durch Klein kamen die Gelbhemden auch mit dieser Variante zurecht. Robert Gunarsson hatte weiter die nötigen Räume am Kreis, und nach dem 22:20 (39.) feierte nun auch Uwe Gensheimer seinen großen Auftritt. Bisher hatte der Linksaußen sicher vom Siebenmeterpunkt getroffen, nach Bieleckis 23:20 ließ „Gensels“ Doppelschlag per Heber und Gegenstoß zum 25:20 (42.) die SAP Arena erzittern.

Bis in die 48. Minute hielt der Vorsprung (28:23), dann wurde es allerdings nochmals brenzlig, weil Löwen-Schreck Thierry Omeyer wieder in das Kieler Tor zurückkehrte und klare Chancen der Heimmannschaft wegnahm. Klein verkürzte auf 28:26 (51.), diesen Vorsprung schienen die Löwen zunächst verteidigen zu können, aber nach Stefanssons 30:27 (54.) ging im Angriff nichts mehr. Kiel kam Tor um Tor heran, Andy Schmid schloss bei 30:29 exakt 50 Sekunden vor Spielende zu früh ab, und Milutin Dragicevic traf zum Endstand. „Wir spielen besser, aber es fehlen wieder die Punkte“, versuchte sich Stefansson schließlich wenigstens mit dem mageren Teilerfolg gegen den Branchenführer zu trösten.

Von Thorsten Hof

 27.11.2010