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Für die Löwen zählt morgen gegen Bietigheim-Bissingen nur ein Sieg

Beim Aufsteiger in Bietigheim-Bissingen peilen die Badener morgen den nächsten Sieg an

Heidelberg. Als alles vorbei war, hätte er eigentlich lachen können, tanzen vor Glück. Doch Nikolaj Jacobsen tat es nicht. Erstes Bundesliga-Spiel hin oder her: Der Sieg gegen den SC Magdeburg war für den neuen Trainer der Rhein-Neckar Löwen irgendwie auch eine Niederlage. Das sah man, das spürte man an seiner ganzen Gestik und Mimik. Und wenig später hörte man es dann auch: Die Frage, ob er zufrieden sei, beantwortete der Däne kurz und schmerzlos: „Nein“, grummelte er, „nein, das bin ich nicht.“

Bums, das saß. Geschockt war er da noch, frustriert von 50 Handball-Minuten zum Vergessen, von einem echten Stotterstart. Jacobsen, der Ehrliche: „Wir dürfen uns wirklich nicht beschweren, wenn Magdeburg hier heute einen oder sogar zwei Punkte mitnimmt.“

Widerspruch zwecklos. Aber wie kann das sein? Warum spielte der Vize-Meister derart schwach?

Erklärungsversuche. Jacobsen zum Ersten: „Ich denke, dass alle vielleicht etwas zu viel wollten. Jeder wollte es alleine entscheiden.“ Jacobsen zum Zweiten: „Einige haben wohl zu viel mit dem Herz gespielt und zu wenig mit dem Kopf.“ Anderseits: Gewonnen ist gewonnen. Kiel würde das sicher auch gerne sagen, kann es aber nicht. Die Riesen von der Ostsee, denen einige Experten gar eine Saison mit null Verlustpunkten zugetraut hatten, legten am ersten Spieltag prompt eine Bauchlandung hin. In Lemgo, wo sie im Endspurt der letzten Saison noch mit 46:24 gegen wehrlose Westfalen triumphierten hatten, gingen die Kieler baden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…

Zurück in die Gegenwart. Und da gibt es durchaus auch Positives vom Löwen-Auftakt zu berichten. Lars Lamadé bringt es auf den Punkt. Der neue Geschäftsführer: „Wie die Mannschaft zurückgekommen ist, war beeindruckend und zeigt eben auch, dass die Spieler einen tollen Charakter haben.“ Und da er schon mal dabei war, gab er auch dem großen Rivalen noch eine mit: „Jetzt stehen wir ja erstmal vor dem THW Kiel.“ Gut gebrüllt vom Oberlöwen – auch wenn es nicht ganz Ernst gemeint war.

Denn die Löwen wissen um ihre eigenen Probleme. Gerade für Jacobsen spielt der THW ohnehin in einer eigenen Liga. Er sagt: „Sie haben einfach den stärksten Kader von allen Mannschaften und wir tun gut daran, künftig nur auf uns zu schauen.“

Verbesserungsansätze gibt es einige. Insbesondere im Spiel nach vorne. Da stimmte am Sonntag kaum etwas. Fehlpässe, ungenaue Würfe, Stellungsfehler. Die Gelben stolperten von einem Fettnäpfchen ins nächste. Schuld hatten daran alle. Andy Schmid vielleicht aber noch einen Tick mehr. Der Löwen-Spielmacher lenkte nämlich nicht. Seine zündenden Ideen fehlten. Jacobsen nickt: „Andy hatte sicher nicht seinen besten Tag.“

Das Gute daran: Noch mal wird das wohl nicht vorkommen, dazu ist Schmid zu ehrgeizig, zu genial. Schon morgen kann es der Schweizer besser machen. In Bietigheim, beim Aufsteiger. Ab 20.15 Uhr geht es dort zur Sache. Das Ziel ist klar: Zwei Punkte müssen her. Bei den Schwaben sowieso: „Für unseren Gegner geht es darum, die Klasse zu halten, wir wollen dagegen oben mitspielen. Das sagt doch schon alles.“ Erklärt Jacobsen.

Ein Mann klarer Worte.

Von Daniel Hund