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„Viel Herz, wenig Verstand“ (Rheinpfalz)
Löwen schrammen an Heimniederlage vorbei – 24:23 gegen SCM
Mannheim.Seit März 2013, seit der Niederlage gegen den HSV Hamburg, haben die Rhein-Neckar-Löwen in der Bundesliga zu Hause nicht mehr verloren. Gestern war die fabelhafte Serie in Gefahr. Auf den letzten Drücker gewann der Vizemeister das erste Saisonspiel gegen den SC Magdeburg 24:23 (8:11).
„Wir haben mit viel Herz gespielt, aber wenig Verstand. Jeder wollte zeigen, dass die gute Leistung der Vorsaison kein Zufall war“, meinte der neue Trainer Nicolaj Jacobsen nach seiner Premiere. Heute wird er mit einem Lächeln zum Training kommen – einfach deshalb, weil sein Team zwei Punkte holte. „Es war ein glücklicher Sieg. Alle waren nervös und verkrampft“, sagte der Däne.52 Minuten war der SC Magdeburg die bessere Mannschaft in der nur von 5571 Zuschauern besuchten SAP-Arena. Und dann gab der starke SCM die Partie doch noch aus der Hand. Niklas Landin wuchs im Tor der Löwen mal wieder über sich hinaus, die Gäste machten plötzlich leichte Fehler. 51:14 Minuten waren gespielt, da schaffte Uwe Gensheimer (endlich) den Ausgleich, Patrick Groetzki erzielte kurz darauf die erste Führung seit der ersten Minute. Die Löwen retteten sich ins Ziel, auch weil der junge Harald Reinkind sich traute, in der 57. Minute das 23:21 markierte. „Wir können viel besser sein“, betonte Niklas Landin zu Beginn seiner letzten Saison bei den Löwen, „Nicolaj kommt mit vielen neuen Dingen, nicht alles hat funktioniert.“ Landin umarmte gestern noch vor dem Anpfiff Tomas Svensson, nun Torwart-Trainer in Magdeburg. Schön!
Die Löwen waren von der Form der vergangenen Saison noch ein gutes Stück entfernt. Gestern boten sie bis in die Schlussphase eine schwache Leistung. Gerade der Auftritt im Angriff war enttäuschend. Und das, obwohl lange Zeit genau die Sieben auf dem Feld stand, die mit herzerfrischendem Handball im Mai erst kurz vor der Ziellinie abgefangen wurde.
Die Quote im Abschluss war mangelhaft, SCM-Torhüter Jannick Green überzeugte. Spielmacher Andy Schmid, bester Spieler der Saison 2013/2014, stand neben sich. Neuzugang Mads Mensah Larsen spielte selbstbewusst, schloss die Angriffe aber viel zu schnell ab und traf erst mit seinem fünften Wurf. Schlecht, dass er danach gleich ein hartes Foul beging und eine Zwei-Minuten-Strafe kassierte. Die Abwehr wurde erst richtig gut, als Neuzugang Stefan Kneer hinten anrückte, Bjarte Myrhol ersetzte. „Wir haben glücklich gewonnen, lange sah es nicht danach aus“, sagte der exzellente Kapitän Uwe Gensheimer im ersten Spiel nach der Trennung von Thorsten Storm.
Wie berichtet, wurde der Manager am Samstag von seinen Aufgaben entbunden, seit Wochen steht fest, dass er beim THW Kiel anheuert. „Wir haben klare Ziele, wir wollen wieder weit vorne mitspielen, wie weit es reicht, werden wir sehen“, meinte Nachfolger Lars Lamadé. Das Glück war schon mal auf seiner Seite …
Von Udo Schöpfer