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„Ganz Kiel will diesen Sieg“ (KN)

Es ist das Spiel des Jahres, zumindest der Saison: Der THW Kiel kämpft am Mittwochabend (18.30 Uhr) gegen die Rhein-Neckar Löwen um den Anschluss an den Spitzenreiter und die womöglich letzte Chance auf die deutsche Meisterschaft.

Bei einem Sieg trennen die beiden Kontrahenten nur noch zwei Punkte. Einen Tag bevor das letzte Türchen im Adventskalender geöffnet werden darf, wollen die Zebras die Tür zur Titelverteidigung wieder aufstoßen und ihren Fans ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk machen.„Ganz Kiel will diesen Sieg“, sagt THW-Kapitän René Toft Hansen. „Und wir werden alles dafür tun, ihn zu holen.“

Die Stadt fiebert dem Showdown entgegen, die Partie ist seit Monaten ausverkauft. Den 120 Löwen-Anhängern, die ihr Team in den Norden begleiten, werden mehr als 10000 Zebra-Fans gegenüberstehen – „Wir brauchen die Fans und ihre Unterstützung“, sagt Rune Dahmke, dem die Stimmung in Kiel nicht verborgen geblieben ist. „Jeder weiß, um was es geht. Vor wichtigen Spielen merkt man das bei uns in der ganzen Stadt“, beschreibt der Linksaußen. „Schon vor Wochen ging es nur um diese Partie, wenn ich auf Handball angesprochen wurde.“

Nicht nur Kiel und Mannheim sind im Bann des vorweihnachtlichen Spitzenspiels: Mehr als 100 Journalisten haben sich akkreditiert, auch das dänische Fernsehen wird wieder live aus der Sparkassen-Arena berichten. Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig werden in der Halle die Daumen drücken, auch HBL-Präsident Uwe Schwenker lässt sich das Duell der Giganten nicht entgehen. Sport1 erhofft sich für die TV-Übertragung mehr als 300000 Zuschauer, das Hinspiel in Mannheim sahen 380000 Menschen im Fernsehen, gemeinsam mit der Partie SC Magdeburg gegen die Löwen Spitzenwert in dieser Saison (Durchschnitt: 240000 Zuschauer).

Höhepunkt des ersten Saisonabschnitts

Es ist also angerichtet für den Höhepunkt des ersten Saisonabschnitts, für ein echtes Handball-Spektakel, für ein richtungweisendes Spiel in der Bundesliga. Denn für den THW geht es nicht nur darum, die Niederlage aus dem Hinspiel (20:24) wieder gutzumachen – wollen die Zebras noch ein ernstes Wörtchen um die Meisterschaft mitreden, ist ein Sieg Pflicht. Dann würden die Kieler nur noch zwei Punkte von den Löwen trennen, bei einer THW-Niederlage wären es sechs. Ohne ein weiteres direktes Duell und angesichts des besseren Torverhältnisses der Mannheimer scheint der Zug Meisterschaft in diesem Falle abgefahren zu sein.

Auch an den Spielern geht die Anspannung nicht vorbei. „Wir sind heiß. Aber wir wissen, dass alles passen muss“, sagt Dahmke. Im Hinspiel passte vor allem in der ersten Halbzeit wenig bis gar nichts, zur Pause lag der THW mit 7:13 zurück. Auch zuletzt im Pokal gegen Flensburg passte bei den Zebras nicht alles. „Wir müssen es so machen wie im letzten Spiel und den Spielen vor Flensburg: Mehr bewegen, ohne Ball viel laufen und die Abwehr vor Aufgaben stellen“, erläutert Dahmke. Der Ausfall seines Nationalmannschaftskameraden Uwe Gensheimer beim Gegner verändert die Kräfteverhältnisse in seinen Augen nicht. „Uwe ist ein Ausnahmespieler. Aber die Löwen haben immer noch ein starkes Gesamtpaket“, meint Dahmke. Enorm wichtig für das Spiel der Mannheimer ist Mittelmann Andy Schmid. Der Schweizer, laut Dahmke „einer der Besten der Liga“, ist Dreh- und Angelpunkt – ihn gilt es in den Griff zu bekommen. „Wenn wir das schaffen, haben wir viel vom Löwen-Angriff eingeschränkt, das muss der Weg sein“, sagt Dahmke.

„Wir müssen gegen die Löwen unseren besten Handball zeigen“, sagt auch Domagoj Duvnjak. Der Kroate ist nach seinem Außenbandriss weiter angeschlagen, zog sich in Lemgo außerdem eine Oberschenkelblessur zu. Seine Konstitution wird vor allem in der Kieler Abwehr entscheidend sein, ohne Duvnjak ist eine offensive Deckung kaum vorstellbar. Die Leistung des THW gegen Veszprem hat gezeigt, dass dies zu kompensieren ist – wenn die Fans in der Sparkassen-Arena für einen echten Heimvorteil sorgen. „Mit unseren Fans im Rücken können wir diese zwei enorm wichtigen Punkte holen“, sagt Duvnjak und stellt entschlossen fest: „Ich denke nur daran, dass wir gewinnen, und wir werden auch gewinnen.“

Wegen des Weihnachtsmarktes wird die Parksituation rund um die Arena schwierig sein. Auch werden erneut Personen- und Taschenkontrollen durchgeführt. Der THW bittet daher seine Fans um rechtzeitiges Eintreffen. Die Halle öffnet um 16.30 Uhr.

Von Niklas Schomburg