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Gensheimer: „In Mannheim drehen wir das“ (RNZ)

Magdeburg. Europapokal-Spiele sind immer etwas Besonderes. Das gilt auch, wenn zwei Mannschaften einer Nation aufeinandertreffen und der internationale Farbtupfer allein durch die Schiedsrichter eingebracht wird. Gestern Nachmittag machten die Rhein-Neckar Löwen diese Erfahrung, als sie das Hinspiel im Viertelfinale des EHF-Pokals mit 28:31 (12:16) beim SC Magdeburg verloren. Neben einer nicht perfekten Leistung lag das auch an der Leistung von Andre Philipp Buache und Marco Meyer, den Schiedsrichtern aus der Schweiz.

„So ist das im Europapokal“, sagte Oliver Roggisch nach dem Spiel bewusst entspannt. Der verletzte Abwehrchef der Löwen, der als Offizieller auf der Bank dabei war, wirkte gestern als ausgleichender Pol zu Gudmundur Gudmundsson, der sich über die Leistung der Unparteiischen echauffierte. „Die Linie der Zwei war ein Erlebnis für mich“, sagte der Löwen-Trainer und schob wenig später nach: „Ja, ich fühle mich benachteiligt.“ In einer kurzen Plauderei nach dem Spiel gab SCM-Coach Frank Carstens seinem Kollegen Recht, auch das Heimteam zeigte sich von den Pfiffen der Schiris immer wieder überrascht.

Fakt war, dass die Schweizer in der hitzigen Atmosphäre in der Bördelandhalle überfordert wirkten und sich von den 3342 Zuschauern verleiten ließen, vor allem im Zeitspiel einseitig gegen die Badener zu entscheiden. „Unser Spiel wurde Mitte der ersten Halbzeit hektisch, weil wir keine Zeit mehr bekommen haben, um unsere Angriffe auszuspielen“, sagte Gudmundsson, ehe er sich verbal bremste und lieber über die Vorstellung der eigenen Mannschaft sprach. „Wir müssen im Rückspiel vieles besser machen“, sagte der Trainer und stellte damit klar, dass die Niederlage nicht allein den Schiedsrichtern anzulasten war.

Vor allem in der Rückwärtsbewegung, eigentlich eine der großen Stärken der Löwen in dieser Saison, patzten die Badener, was die Magdeburger einlud, einfache Tore über die zweite Welle zu erzielen. „So haben wir viele Gegentore bekommen“, ärgerte sich Patrick Groetzki. Mehr als 30 Tore kassierten die Löwen selten in dieser Spielzeit und müssen deshalb um den Einzug ins Final-Four-Turnier im EHF-Cup zittern.

Mitte der zweiten Halbzeit sah es sogar so aus, als sollten die Chancen schon nach dem ersten Spiel auf ein Minimum reduziert werden, denn nach 44 Minuten führten die Magdeburger mit 24:17. „Wir haben uns nach einer richtig schlechten Phase wieder zurückgekämpft“, hob Gudmundsson deshalb auch die positiven Aspekte der 60 Minuten hervor. Bis auf zwei Tore (25:27/54.) kamen die Löwen wieder heran und schnupperten sogar noch an einem Remis, ehe etwas Pech bei Abprallern dafür sorgte, dass der SCM zur „Halbzeit“ mit drei Toren vorne liegt.

„Im Europapokal ist es okay, auswärts so zu verlieren. In Mannheim drehen wir das“, sagte Uwe Gensheimer. Der wie Roggisch verletzte Kapitän sah sich das Spiel ebenfalls live in der Bördelandhalle an, was unterstreicht, wie wichtig die Löwen die Begegnung und den Wettbewerb nehmen. Das Endturnier in Nantes (18./19. Mai) ist das Ziel der harten Arbeit.

Von Michael Wilkening