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Blaues Auge – aber noch ist alles drin (MM)

Rhein-Neckar Löwen verlieren zwar das Viertelfinal-Hinspiel im EHF-Cup beim SC Magdeburg mit 28:31, doch es hätte viel schlimmer kommen können

MAGDEBURG. Der Traum vom Final Four im EHF-Cup, er drohte für die Rhein-Neckar Löwen schon gestern vorzeitig zu platzen. Im Viertelfinal-Hinspiel lag der Handball-Bundesligist im deutsch-deutschen Duell beim SC Magdeburg nach 44 Minuten mit 17:24 zurück. Doch dank einer Energieleistung in der Schlussviertelstunde verkürzten die Badener den Rückstand und verloren mit 28:31 (12:16).

„Am Ende haben wir das Beste aus der misslichen Situation Mitte der zweiten Halbzeit gemacht“, sagte Patrick Groetzki: „Wir haben nie aufgegeben, das ist positiv.“ Auch Trainer Gudmundur Gudmundsson atmete trotz der Niederlage erst einmal durch. Es drohte ein Totalschaden – nun ist für die Löwen noch alles drin. „Mit der Leistung bin ich nicht zufrieden, mit dem Ergebnis letztendlich schon.“

Die Löwen fanden in der ersten Halbzeit fast nie zu ihrer gewohnten Form. Nach einem Schlagabtausch in den Anfangsminuten und einem 5:5-Zwischenstand (7.) war die Welt für die Badener zwar noch halbwegs in Ordnung, doch schon zu diesem Zeitpunkt offenbarten die Gelbhemden, bei denen Jonas Maier erneut zwischen den Pfosten begann, ungewohnt große Schwächen in der Defensive. Immer wieder kam Magdeburg über die zweite Welle zum Torerfolg. „Unser Rückzugsverhalten war schlecht, wir waren zu langsam und zu ungeordnet“, analysierte Groetzki.

Mit zunehmender Spieldauer bekamen die Löwen dazu in der Offensive immer größere Probleme. Der SCM drängte die Badener immer wieder ins Zeitspiel. Nach dem Geschmack von Gudmundsson hoben die Schweizer Unparteiischen Andre Philipp Buache und Marco Meyer allerdings viel zu früh ihre Arme. „Wir waren zu hektisch im Angriff, das stimmt. Aber meine Mannschaft bekam ja auch kaum Zeit“, schimpfte der Isländer und legte ironisch nach: „Die Linie der Schiedsrichter war für mich ein Erlebnis. Ich fühle mich benachteiligt. Auch bei den Offensivfouls wurde nur in eine Richtung gepfiffen.“

In der Tat waren die beiden Unparteiischen der Partie in vielen Phasen nicht gewachsen, letztendlich spielten die Löwen aber zu schlecht, um ein besseres Ergebnis zu erzielen. Das räumte auch Gudmundsson ein: „Wir müssen uns sehr kritisch mit unserer Leistung auseinandersetzen. Es gibt sehr viel zu verbessern.“

Zehn Minuten lang blieb der Bundesligazweite in der ersten Halbzeit ohne eigenen Treffer, mit dem 12:16 zur Pause waren die Gelbhemden sogar noch gut bedient. Und auch nach dem Seitenwechsel produzierten die Löwen zunächst einen Ballverlust nach dem anderen, erst beim 17:24 (42.) rissen sie sich zusammen. „Mit dem Willen meiner Mannschaft bin ich zufrieden. Es sah wirklich nicht gut aus“, sagte Gudmundsson, der sich in der Schlussviertelstunde vor allem auf Bjarte Myrhol verlassen konnte. Der norwegische Kreisläufer erzielte Tor um Tor, markierte insgesamt acht Treffer – und hielt die badischen Hoffnungen auf die Teilnahme am Final Four aufrecht.

„Seine Tore waren ganz wichtig für uns und haben uns geholfen. Wir haben am Ende auch mit mehr Tempo gespielt, sind ein paar Mal in den erweiterten Gegenstoß gekommen. Da fällt es einem natürlich leichter, Tore zu erzielen“, sagte Groetzki und ergänzte: „Ganz einfach wird es im Rückspiel nicht. Aber es ist gar nichts verloren.“

Von Marc Stevermüer