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Glanzlichter, aber auch ein wenig Schatten (MM)

Löwen zwischen Liga-Erfolgen, Königsklasse und Gudmundsson-Abschied / Gensheimer von Fan-Aktion gerührt

MANNHEIM. Am Ende hatten die Rhein-Neckar Löwen zwar nicht überragend gespielt, aber gegen den TBV Lemgo mit 35:27 deutlich gewonnen. Das zeichnete zuletzt vor allem Meister-Mannschaften wie den THW Kiel aus und ausgerechnet der Rekord-Champion aus dem hohen Norden patzte zeitgleich zum Löwen-Sieg mit einem blutleeren Auftritt in Magdeburg. Damit sind die Badener seit Mittwochabend die einzig ungeschlagene Mannschaft der Liga, den „Zebras“ bis auf einen Punkt auf den Fersen. So etwas nennt man wohl prächtige Aussichten, doch die gute Ausgangsposition rückte einmal mehr hinter der Tatsache zurück, dass am Ende der Saison zwei ganz wichtige Mosaiksteine aus dem aktuellen Erfolgsgefüge herausbrechen könnten.

„Es gibt diesen Kontakt“

Dass etwa Trainer Gudmundur Gudmundsson in der Spielzeit 2013/2014 noch auf der Bank der Löwen sitzen könnte, glauben nach der Offerte aus Dänemark selbst die größten Optimisten nicht mehr und auch die Äußerungen der Betroffenen lassen keinen anderen Schluss zu, als dass der Isländer am Montag als Nationaltrainer der Skandinavier vorgestellt wird. „Es gibt diesen Kontakt, es ist aber noch kein Vertrag unterschrieben“, wiederholte der 52-Jährige gebetsmühlenartig, wollte aber nicht dementieren, dass dies dann eben am Montag passieren könnte. Nach dem Champions-League-Spiel in Celje am Samstag (16.30 Uhr/Eurosport) kehren die Badener noch abends zurück, einem Kurztrip ins Land des Vizeweltmeisters Dänemark stünde nichts im Weg. Ob die Tickets bereits gebucht seien, beantwortete Gudmundsson nur mit einem geheimnisvollen Lächeln.

Keine Doppelfunktion

Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm will die nächsten drei Tage dagegen erst einmal ins Land gehenlassen. „Dann kann ich immer noch anfangen, einen neuen Trainer zu suchen“, meinte der Manager lakonisch, der noch nichts für entschieden hält. „Vielleicht bleibt er ja sogar länger als 2015“, meinte Storm trotzig. Der Flirt mit Dänemark also nur ein Trumpf in einem Poker-Spiel? Ob das realistisch ist, bleibt fraglich, definitiv ausgeschlossen ist dagegen eine Doppelfunktion Gudmundssons als Vereins- und Verbandstrainer wie in seiner Ära auf der isländischen Bank bis Olympia 2012. „Das gibt es auf gar keinen Fall noch einmal“, so Storm.

Wie sich der wahrscheinliche Abgang des Trainers auf die weiteren Kaderplanungen auswirkt, ist die nächste spannende Frage – vor allem die ungeklärte Zukunft von Kapitän Uwe Gensheimer rückt da wieder in den Vordergrund. „Erstens ist noch nichts definitiv“, meinte der Linksaußen mit Blick auf seinen Coach, außerdem sei noch wesentlicher, wie sich letztlich der Kader darstelle. „Und im Endeffekt ist es meine persönliche Entscheidung, die ich nicht von solchen Dingen abhängig machen kann“, meinte der Nationalspieler. Die Aktion der Löwen-Anhänger, die ihm mit hunderten „Uns Uwe“ Schildern samt der Nummer drei zeigten, wo sie ihn am liebsten sehen würden, wirkte da vielleicht schon nachhaltiger. „WOW! Großartig! Bewegend! Gänsehaut!“, twitterte der Löwen-Kapitän gestern und präsentierte sich auf einem Foto stolz mit dem gelben Fan-Artikel.

Von Thorsten Hof