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Glücklicher Punkt (RNZ)

Lemgo. Team der Stunde, Favoritenschreck, wiedererstarkter Riese. Viel wurde in den letzten Wochen und Monaten über den TBV Lemgo geschrieben. Experten schwärmten, andere Trainer warnten. Warum? Na, weil der Altmeister, dem zu Saisonbeginn einige den Abstiegskampf prophezeit hatten, sich im Siegesrausch befindet. Die aktuelle Bilanz: Sieben Spiele, sieben Siege. Fast wie in den alten, den ruhmreichen Zeiten: den Meisterjahren. Gestern sollte nun der nächste Triumph folgen. Auch gegen die Rhein-Neckar Löwen wollte der TBV punkten. Und das gelang, allerdings nur einfach. Am Ende leuchtete ein 27:27 (13:12) von der Anzeigentafel. „Die Jungs haben sich den Punkt durch ihren Kampf verdient. Wir hatten aber sicher nicht unseren besten Tag“, analysierte Löwen-Manager Thorsten Storm.

Den Anfang zwischen den Löwen-Pfosten machte Niklas Landin. Und der rechtfertigte das prompt. Der Däne schien seine Hände in der Anfangsphase überall zu haben. Selbst von der Siebenmeterlinie war er nicht zu überlisten. Das zeigte sich auch an der Anzeigentafel. Nach zehn Minuten führten die Gelben mit 6:3. Doch Lemgo schlug zurück, blieb dran, lag in der 23. Minute mit 11:9 vorne. Gudmundur Gudmundsson, dem Trainer der Badener, schmeckte das gar nicht. Er bat zur Auszeit. Mit hochrotem Kopf tat er das. Er schrie: „Das, was wir hier machen, ist zu wenig. Wir müssen sofort mehr Gas geben.“

Und das fruchtete. Die besten aus dem Südwesten standen nun vor allem in der Abwehr besser, wirkten aggressiver. In die Pause ging es trotzdem mit einem Rückstand. Mit 12:13.

Kaum zurück, hatten Zarko Sesum und Co. ein Problem, ein 2,02 m großes Problem: Lemgos Torhüter Carsten Lichtlein präsentierte sich in Topform, krallte sich Wurf um Wurf. Und so kam es, wie kommen musste: Der Ex-Meister zog davon, wurde immer selbstbewusster. Plötzlich klappte alles beim TBV, der sich – unterstützt durch die eigenen Fans – zu einem 20:16 schoss. Wenig später sogar zu einem 23:17 (46.). Ein Debakel deutete sich an.

Aber es entwickelte sich anders. Es war ein Herzschlagfinale, in dem sich die Löwen am Ende noch einen Punkt erkämpften. Dank Andy Schmid. Der Denker und Lenker übernahm Verantwortung, traf in der Schluss-Sekunde zum 27:27. „Das war ein Sonntagswurf“, schmunzelte der Schweizer, „am Ende hatten wir wirklich Glück.“

Von Daniel Hund