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„Gold-Groetzki“ setzt auf den WM-Schwung

An eine lange Trainingspause war nicht zu denken, an Urlaub sowieso nicht. Am vergangenen Mittwoch gewann Patrick Groetzki mit der deutschen Handball-Nationalmannschaft durch einen 32:24-Sieg gegen Dänemark den Titel bei der Junioren-WM in Ägypten. Ein anstrengendes Turnier lag hinter ihm, als er mit dem Pokal im Gepäck nach Deutschland zurückkehrte.

Einen Tag hatte er danach frei, bereits am Wochenende stand der 20-Jährige für den Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen beim Eurotournoi in Straßburg auf der Platte. Und der Jungstar gab schon wieder richtig Gas. „Dieser Titel gibt mir Selbstvertrauen. Ich habe Lust auf die Löwen“, sagt Groetzki, der kaum Zeit hatte, den Coup von Kairo zu begreifen. „Ich weiß, dass ich etwas Besonderes erreicht habe, aber realisiert habe ich das noch nicht.“

Mit Flaschen beworfen

Die WM ist schon wieder Geschichte, obwohl sie so wunderschön war. Der Rechtsaußen durfte sogar zwei Mal jubeln, er schaffte es auch ins All-Star-Team. „Das ist ein schöner Nebenaspekt, dem ich aber nicht viel Bedeutung beimesse. Wichtig ist, dass wir Weltmeister geworden sind“, sagt der gebürtige Pforzheimer, der genau weiß, dass man sich für persönliche Ehren nicht viel kaufen kann. Bei der Junioren-Europameisterschaft 2008 wurde er zum besten Spieler des Turniers gewählt, verlor aber das Finale mit dem DHB-Team. Liebend gern hätte Groetzki damals den EM-Pokal in die Höhe gehalten und auf die MVP-Auszeichnung verzichtet.

In Kairo klappte es endlich mit dem Titel. Der umjubelte Triumph war dabei die Belohnung für eine herausragende Mannschaftsleistung, wie der Löwe berichtet: „Auf einigen Positionen hatten wir vielleicht im Eins-gegen-Eins nicht die Qualität anderer Nationen. Aber das haben wir durch Teamwork wettgemacht.“ Deutschland hatte zwar nicht die sieben Besten, aber eben die beste Sieben. „Wir haben mit 14 Leuten gespielt und immer durchgewechselt.“ Und das zahlte sich aus, denn Groetzki ist sich sicher: „Wir haben auch deshalb so viele Partien nach einem Rückstand noch gewonnen, weil wir die Belastung verteilen konnten.“

Zum Team, betont der Löwe, habe im Herzen auch Sebastian Faißt gehört. Der Dormagener war im März bei einem Testspiel in der Schweiz plötzlich zusammengebrochen und noch in der Halle an Herzversagen gestorben. „Seiner Muter und seinem Bruder haben wir bei der Beerdigung versprochen, dass wir das weiterführen werden, was Sebastian gemeinsam mit uns begonnen hat. Wir waren in Gedanken bei ihm. Das ist auch sein Titel“, sagt der Linkshänder. Vor jedem Spiel trugen die DHB-Junioren ein T-Shirt mit einem Bild von Faißt, das Trikot des viel zu früh gestorbenen Mitspielers hing immer in der Kabine. „Wir hatten auch einen Stempel mit einem ,S‘, den jeder auf seinen Körper gedrückt hat.“

Keine Frage: Die deutschen Talente hatten ein klares Ziel vor Augen und wollten sich von niemandem aufhalten lassen – auch nicht von Gastgeber Ägypten. Das Vorrunden-Duell mit den Afrikanern wird Groetzki jedenfalls nicht vergessen: „7000 Fans waren gegen uns. Wir haben 29:28 gewonnen und wurden gnadenlos ausgepfiffen. Es flogen sogar Flaschen aufs Spielfeld.“ Zwölf Treffer erzielte der Löwe im Hexenkessel von Kairo und wurde zum Sieggaranten, mit seiner gesamten Turnierleistung ist er aber nicht ganz zufrieden: Bei 81 Versuchen gelangen ihm 52 Tore: „Das ist nicht die Quote, die ich mir vorstelle.“

Daran will er nun beim badischen Bundesligisten weiter arbeiten. Momentan ist er der einzige gelernte Rechtsaußen im Kader der Gelbhemden. „Wir setzen auf ihn“, sagt Löwen-Manager Thorsten Storm: „Aber er ist noch jung. Und es wäre nicht fair ihm gegenüber, mit nur einem Mann für diese Position in die neue Saison zu gehen.“ Zurzeit lassen die Löwen Rückraumspieler Alexandros Alvanos als zweiten Rechtsaußen ran. Es bleibt die Frage, ob das den Wünschen von Trainer Ola Lindgren entspricht. Storm will bald das Gespräch mit dem Coach suchen. Findet der Schwede keinen Gefallen an der Alvanos-Lösung, will der Geschäftsführer nach einem Neuzugang Ausschau halten. Doch Eile ist nicht geboten. Mit Groetzki steht ein erstklassiger Rechtsaußen im Kader. Und der weiß jetzt sogar, wie man Titel gewinnt.

Von Marc Stevermüer

25.08.2009