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Goran Stojanovic und seine 17 Paraden ins Glück (MM)

Für den Löwen-Torwart lief es 2013 bislang nicht besonders gut, doch gegen KIF Kolding meldet er sich eindrucksvoll zurück / Am Mittwoch in Lemgo

MANNHEIM. Mit diesem Schachzug hatte niemand gerechnet. Auch nicht der Gegner. Das Überraschungsmoment war somit auf Seiten der Rhein-Neckar Löwen, die Verwirrung bei KIF Kolding-Kopenhagen perfekt. Beim Handball-Bundesligisten stand im EHF-Cup-Gruppenspiel gegen den dänischen Spitzenklub nicht der zuletzt starke Niklas Landin zwischen den Pfosten, sondern Goran Stojanovic.

„Die Qualitäten von Niklas kennen wir. Goran war uns nicht so bekannt. Wir sind auch an ihm gescheitert“, räumte KIF-Trainer Peter Bredsdorff-Larsen ein, dass die Löwen-Personalie zwischen den Pfosten für Verunsicherung gesorgt habe. Zumal Stojanovic gleich von der ersten Minute an voll da war, einen starken Reflex nach dem anderen zeigte, reihenweise die gegnerischen Schützen zur Verzweiflung brachte. Immer und immer wieder sahen die Zuschauer das gleiche Bild. Ein jubelnder Stojanovic, ein frustrierter Däne. Und so war es bezeichnend für die Partie, dass es auch der Schlussmann war, der mit seiner 17. Parade gegen Rasmus Jensen Sekunden vor dem Abpfiff den so wichtigen 28:25-Erfolg mit drei Treffern Vorsprung rettete. Nun haben die Gelbhemden nach dem 23:25 im ersten Duell den Gruppensieg in der eigenen Hand.

„Ich gebe in jedem Spiel 100 Prozent, diesmal hat es besonders gut geklappt. Wir können zufrieden nach Hause fahren“, sagte der umjubelte Stojanovic, dessen Weltklasse-Leistung einem Befreiungsschlag glich. Wenig war der 36-Jährige zuletzt zum Zug gekommen, und wenn er dann bei seinen Kurzeinsätzen auf der Platte stand, konnte er der Mannschaft keinen Impuls geben.

Das Jahr 2013 stand bislang für den ehemaligen Gummersbacher wahrlich unter keinem guten Stern. Vor knapp zwei Wochen bekam er gegen den TV Großwallstadt eine Chance von Beginn an, doch nach 14 Minuten war da sein Arbeitstag beendet. Bis dahin hatte der Keeper kaum einmal eine Hand an den Ball bekommen. „Ich war nicht gut in dieser Partie“, räumte Stojanovic ein: „Zuletzt bekam ich nicht so viele Spielanteile und es war schwer, wieder in die Spur zu kommen.“

In seiner schwierigen Situation verkroch sich der Montenegriner aber nicht, sondern arbeitete besessen, um wieder in Form zu kommen. „Seine Trainingsleistungen in der vergangenen Woche waren überragend. Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, dass ich ihn gegen KIF von Beginn an bringen soll“, berichtete Trainer Gudmundur Gudmundsson: „Wir haben zwei Weltklasse-Torhüter und ich bin sehr zufrieden, dass Goran so gut gespielt und unsere Klasse auf dieser Position bestätigt hat. Schon in der Hinrunde war das unsere große Stärke.“ Dem schloss sich Manager Thorsten Storm an: „Goran hat gezeigt, dass er auf einem Niveau mit Niklas Landin steht.“

Schon am Mittwoch (20.15 Uhr) beim TBV Lemgo werden die Gelbhemden wieder zwei starke Torhüter brauchen. Die Ostwestfalen gewannen ihre vergangenen sieben Spiele. „Der TBV ist die Mannschaft der Stunde“, sagt Gudmundsson. Vielleicht überrascht er ja auch den Ex-Meister mit einem unerwarteten personellen Schachzug.

Von Marc Stevermüer