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Groetzki lässt Löwen mit dem Schlusspfiff jubeln (MM)

Rechtsaußen rettet den Badenern beim 31:31 in Magdeburg noch einen Punkt / Defensive einmal mehr die Problemzone in einem irren Krimi

MAGDEBURG. Andy Schmid hatte auf der Bank schon den Kopf in den Händen vergraben, acht Sekunden vor Schluss sahen die Rhein-Neckar Löwen beim SC Magdeburg bereits wie der Verlierer aus. Die Bördeland-Halle explodierte kurzeitig, mit Marko Bezjaks Treffer zum 31:30 hatte der SCM die Löwen am Boden – doch Patrick Groetzki spielte da nicht mit. Noch einmal kam der Ball zum Anwurfpunkt, auf Rechtsaußen lief sich der Linkshänder frei und feuerte den Ball aus spitzem Winkel ins lange Eck – ein irres Ende eines dramatischen Krimis. „Viel Platz war nicht, aber es hat wohl gereicht“, grinste der Nationalspieler nach seinem Last-Second-Tor, mit dem die Löwen ein fast verlorenes Spiel noch aus dem Feuer rissen.

Oder hatten sie beim 31:31 (15:16) vielleicht sogar den Sieg vergeben? Auch diese Interpretation war möglich, nachdem Gedeon Guardiola nach Jure Nateks Treffer zum 30:30 von der Mittelinie das verwaiste SCM-Tor verfehlte und damit Magdeburg nochmals in den Angriff brachte. „Von der Couch zu Hause trifft er den wohl hundert Mal“, kommentierte Spielmacher Schmid schmunzelnd die Szene, Kollege Groetzki wollte über den übereifrigen Spanier ebenfalls nicht richten: „Dafür bin ich und der Rest der Mannschaft da, um so etwas wieder geradezubiegen.“ Keine Frage, die Löwen hatten gestern Abend am Ende allen Grund, einen gewonnenen Punkt zu bejubeln.

Das sah auch Trainer Gudmundur Gudmundsson so. „Ich habe die Mannschaft in der Kabine gelobt, sie hat großen Charakter gezeigt“, war der Isländer mit dem Remis zufrieden, schließlich gehörten die letzten fünfzehn Minuten der Partie ganz klar den Magdeburgern, die beim 25:24 (45.) erstmals nach 35 Minuten wieder die Führung erobert hatten und beim 28:26 (52.) schon auf dem richtigen Weg waren.

„Das war eine ganz schwierige Phase“, waren zu diesem Zeitpunkt die Sorgenfalten auf Gudmundssons Stirn besonders tief. Seine Torhüter hatten bis zu diesem Zeitpunkt in der zweiten Halbzeit noch keinen Ball pariert, auch die gelbe Wand davor hatte über die gesamte Spieldauer mit einigen Abstimmungsproblemen zu kämpfen. „Da haben wir eine Baustelle“, räumte der Löwen-Coach nach dem 60-minütigen Drama ein. Die defensive Dominanz zum Saisonstart ist wie schon am vergangenen Donnerstag in der Champions League gegen Saporoshje etwas ins Wanken geraten. „Wir sind da nicht bei 100 Prozent und dann wird es schwierig“, bestätigte Spielmacher Schmid, der die Startphase des Spiels mit seinen sechs Toren bis zur 16. Minute (8:7 für die Löwen) mitprägte, dann aber zu keinem Treffer mehr kam. Schon hier zeigte sich die Abwehr löchrig, immer wieder konnten die Außenspieler der Magdeburger selbst in Unterzahl unbehelligt einlaufen und aus sechs Metern aufs Tor werfen.

Immerhin legten in der spannenden Partie auch die Ostdeutschen den Schwerpunkt nicht gerade auf die Abwehrarbeit. „Ein sehr angriffslastiges Spiel“, umschrieb SCM-Trainer Frank Carstens das Aufeinandertreffen, bei dem er ebenfalls eine „überragende Torhüterleistung“ seiner Keeper vermisste. Auch in diesem Bereich stand es folgerichtig Remis, weshalb sich die beiden Mannschaftsverantwortlichen in einem weiteren Punkt einig sein konnten. „Das war Werbung für den Handball“, meinte Gudmundsson, was Frank Carstens nur nickend bestätigte.

 

von Thorsten Hof