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Groetzkis Goldhändchen rettet einen Punkt

Rechtsaußen erzielt das 31:31 in Magdeburg in allerletzter Sekunde

Was für eine Partie! Intensiv, intensiver – oder die Löwen in Magdeburg: Die Rhein-Neckar Löwen haben nach zwei Punktverlusten in der Liga (23:23 in Göppingen) und in der VELUX EHF Champions League (31:31 gegen Zaporozhye) auch am Sonntag ein Remis erreicht. Allerdings schnappten sich die Badener beim SC Magdeburg diesen Zähler in allerletzter Sekunde, unterm Strich eines echten Nervenkrimis stand ein 31:31 (16:15).
Nach dem Duell analysierte Trainer Gudmundur Gudmundsson: „Das war eine gute Werbung für den Handball. Wir haben heute gegen eine sehr starke Magdeburger Mannschaft gespielt und eigentlich die ganze Zeit Probleme in der Abwehr gehabt. Im Angriff haben wir dagegen gut gespielt. In der zweiten Halbzeit war dieses Duell ein Krimi, der mit einem außergewöhnlichen Tor von Patrick Groetzki endete.“ Manager Thorsten Storm bilanzierte: „Unsere Mannschaft hat eine tolle Moral und viel Teamgeist gezeigt. Am Ende steht ein gerechtes Unentschieden. Schade aber, dass wir unsere handballerischen Stärken zurzeit insgesamt nicht auf die Platte bringen. Wir können das besser, aber machen in allen Bereichen zu viele Fehler, um am Ende mehr mitzunehmen.“ 
Vor 5179 Zuschauern in der Magdeburger GETEC-Arena setzte Gudmundsson von Beginn an auf Kapitän Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki, Bjarte Myrhol, Alexander Petersson, Kim Ekdahl du Rietz und Andy Schmid sowie Niklas Landin Jacobsen im Tor. Und der Däne bekam zunächst keinen Ball zu fassen. So ging der SCM – in Unterzahl – mit 5:3 (6.) in Front. Aber die Löwen steigerten sich in der Abwehr, gingen aggressiver zu Werke. Das zahlte sich aus: durch einen 3:0-Lauf zur ersten Führung durch den sehr gut aufgelegten Schweizer Schmid. Der Mittelmann zog vier Mal ab, vier Mal zappelte die Kugel im gegnerischen Netz – 6:5 für die Badener (12.).  Und der Regisseur musste auch beim Siebenmeter ran. Weil Gensheimer mit einer Zeitstrafe auf der Bank Platz genommen hatte:  erneut die Führung für die Löwen, bei denen Schmid im Angriff immer mehr zum Alleinunterhalter wurde: Beim 8:7 (17.) machte er sein persönliches Dutzend voll.  Gorbok, ein Armzug, ein Strich – 9:8. Aber die Defensive agierte zu wechselheft, es wollte sich keine Stabilität einstellen. Die Löwen machten es den gegnerischen Angreifern in dieser Phase zu einfach.  Dann klappte es endlich mit einer Zwei-Tore-Führung, nach Gensheimer per Siebenmeter traf auch Gorbok: 12:10 (22.). Auszeit Magdeburg, das mit einem Doppelpack durch Weber und Rojewski wieder ausgleichen konnte. So wurde auch der 15:13-Vorsprung  wieder egalisiert. Weil die Löwen im Angriff klare Chancen ausließen – im ersten Abschnitt wurden insgesamt zwölf Fahrkarten notiert – und in der Abwehr zeitweise große Lücken offenbarten.
Nach dem Wechsel verwandelte Gensheimer seinen dritten Siebenmeter. Aber die Abwehr erwies sich weiter als nicht sattelfest. Der Verband ließ sich auseinanderziehen und eröffnete den Rückraumschützen des SCM freie Bahn. Jure Natek und Stefan Kneer sagten Danke. Und selbst in Überzahl schlug der Ball ein. Keeper Landin ging runter, Stojanovic wechselte zwischen die Pfosten. Aber auch er konnte das 23:23 (42.) nicht verhindern.  Das bisherige Prunkstück der Löwen – die Abwehr im Zusammenspiel mit den Torhütern – war zeitweise völlig indisponiert. Das 25:24 (45.) durch Kneer bedeutete die erste Führung der Magdeburger seit dem 5:4 (7.).  Auszeit Löwen. Ausgleich Ekdahl du Rietz. 25:25 – und Stojanovic parierte seinen zweiten Ball. Weiter ging’s im Gleichschritt. Nur legte diesmal der SCM vor. Beim 28:26 (52.) durch Musche war Magdeburg auf zwei Tore enteilt, weil die Badener erneut eine hundertprozentige Chance nicht nutzen konnten.  Das Torwartspiel hatte der SCM längst für sich entschieden.  Groetzki mit dem Anschluss (55.).  Ekdahl du Rietz mit dem Ausgleich. Diesmal nutzten die Löwen die Fehler der Hausherren. Landin rückte wieder zwischen die Pfosten, parierte gegen Jurecki und gegen Bezjak. Gedeon Guardiola  mit der Führung für die Löwen: 30:29 (59.).
Und der Nervenkrimi nahm jetzt erst richtig Fahrt auf.  SCM-Coach schickte Natek mit dem Leibchen als zusätzlichen Feldspieler aufs Parkett, der zum 30:30 traf. Als Keeper Eijlers zurück aufs Spielfeld sprintete, verfehlte Gedeon Guardiola das leere Tor. Also Ballbesitz für Magdeburg und Bezjak trifft sieben Sekunden vor dem Ende. Der Siegerjubel der Hausherren kam allerdings zu früh. Denn Rechtsaußen Groetzki setzte den Schlusspunkt: Mit der Schlusssirene versenkte er den Ball mit seinem linken Goldhändchen zum 31:31. An einem Tag, an dem es wie in den beiden Spielen zuvor wechselhaft in Angriff und Abwehr der Badener zuging. Nur eines war an diesem Tag in der Hauptstadt  Sachsen-Anhalts anders: Dieses war dem Verlauf nach wohl eher ein gewonnener Punkt.
SCM-Coach Frank Carstens erklärte: „Wir haben ein sehr intensives Spielgesehen, das sehr angriffslastig war. Und dies von zwei Teams, die eher für ihre gute Deckungsarbeit bekannt sind.  Aber ich muss meiner Truppe für ihre herausragende Angriffsqualität ein Kompliment machen. Nachdem die Löwen am Ende zunächst mit 30:29 vorne lagen, muss ich sagen, können wir mit dem Punktgewinn gut leben, auch wenn es am Ende hätten zwei werden können.“  SCM-Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt unterstrich: „Das ist ein gerechtes Unentschieden. Diese Partie hätte keinen Sieger verdient gehabt.“
Bereits am Mittwoch (20.15 Uhr) steht für die Löwen die Bundesliga-Partie bei der TSV Hannover-Burgdorf auf dem Programm. Die Badener werden die nächsten Trainingseinheiten in Magdeburg absolvieren, ehe es am Dienstagnachmittag mit dem Bus weiter in die niedersächsische Hauptstadt geht. „Dort wartet der nächste schwere Brocken auf uns“, weiß Gudmundsson, was seiner Truppe bei der TSV blüht.

SC Magdeburg – Rhein-Neckar Löwen  31: 31 (15:16)
SC Magdeburg:
Eijlers, Quenstedt; Kneer (5), Rojewski (1), Musche (4), van Olphen (2), Hornke (3), Natek (4), Haaß (1), Bezjak (2), Weber (7/4), Jurecki (2), Oneto
Rhein-Neckar Löwen:
Landin Jacobsen, Stojanovic ( 40. – 57.); Schmid  (6/5), Gensheimer (5/4), Roggisch, I. Guardiola (1), Manojlovic,  Gorbok (2), Myrhol (5), Groetzki (4),  G. Guardiola (1), Petersson (2),  Ekdahl du Rietz (5), Sigurmannsson

Trainer:  Frank Carstens  –  Gudmundur Gudmundsson

Strafminuten: Haaß (4), Musche (2) – Gensheimer (4), Petersson(2) 

Zuschauer:  5179

Zeitstrafen:  3 – 3

Siebenmeter:  4/4 – 5/5

Spielfilm:  3:2 (5.), 5:6 (12.), 6:7 (15.), 9:10 (20.), 15:16 (HZ), 21:23 (40.), 25:24 (45.), 27:26 (50.), 28:28 (55.), 31:31 (EN)

Schiedsrichter:  Matthias Brauer / Kay Holm (Hamburg)

Beste Spieler:   Kneer, Musche,  – Schmid, Groetzki