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Rhein-Neckar Löwen retten einen Punkt in Magdeburg (RNZ)

Magdeburg. Es waren gestern nur wenige neutrale Zuschauer in der Bördelandhalle in Magdeburg, doch die hatten einen vergnüglichen Abend, als sich der SC Magdeburg und die Rhein-Neckar Löwen bekämpften. 31:31 (15:16) hieß es am Ende einer dramatischen Schlussphase, die auch die befangenen Besucher des Spiels erst einmal nicht vergessen werden. Im Grunde reichte das Studium der letzten 60 Sekunden des Spiels, um es zu erklären. Und die Faszination der Sportart Handball zu verdeutlichen. Die Magdeburger riskierten viel und spielten mit sieben Feldspielern, als sie 40 Sekunden vor dem Ende durch Jure Natek zum 30:30 trafen, was den Löwen jedoch die Chance zum schnellen Rückschlag ermöglichte. Gedeon Guardiola, der spanische Kreisläufer, warf den Ball vom Anspielpunkt aber über das verwaiste Tor. „Eigentlich hatten wir das Spiel da schon verloren“, sagte Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson mit Blick auf diese Szene, die von den Magdeburger Zuschauern überschwänglich gefeiert wurde.

Die Einschätzung des Trainers der Löwen hätte sich auch um ein Haar bewahrheitet, denn acht Sekunden vor dem Ende der Partie brachte Marko Bezjak die SCM-Fans mit seinem Tor zum 31:30 zum Kochen. Doch eine Wendung gab es noch, der überschäumende Jubel der Bördeländer kam zu früh, denn während Andy Schmid auf der Ersatzbank schon enttäuscht zusammensackte, spurtete Patrick Groetzki die rechte Außenlinie entlang und warf den Ball eine Sekunde vor dem Ende oben links zum Ausgleich in den Winkel: 31:31.

Ein paar Minuten nach diesen dramatischen Augenblicken stand Uwe Gensheimer in den Katakomben der Bördelandhalle und versuchte, die gesamten 60 Minuten und das Endergebnis einzuordnen. Keine leichte Aufgabe für den Kapitän der Löwen, der unabhängig von der heißen Schlussphase einen gerechten Ausgang der Partie erlebt hatte. „Das war ein Spiel auf Augenhöhe von zwei guten Mannschaften, deshalb ist das Remis am Ende verdient“, erklärte der Linksaußen, und fügte an: „Die letzten zwei Minuten heute waren sinnbildlich für die 58 davor.“

In den ersten 30 Minuten hatten die Löwen eigentlich alles im Griff, wenngleich sie nur eine knappe Führung durch die erste Halbzeit trugen. Weil die Abwehr wie schon am Donnerstag in der Champions League gegen Zaporozhye nicht das Niveau der ersten Liga-Partien hatte, reichten 16 eigene Treffer nicht zu einer beruhigenden Führung, stattdessen lagen die Magdeburger beim 15:16 auf der Lauer. „In der ersten Hälfte haben wir eigentlich ganz gut gespielt, aber die Abwehr hat nicht so funktioniert“, fasste Schmid zusammen. Der beste Trumpf der Badener stach in Magdeburg nicht.

Nach der Pause marschierten die Löwen zunächst weiter knapp vorneweg, doch nach 45 Minuten kippte die Partie und der SCM ging beim 25:24 erstmals seit der Anfangsphase in Führung. Und acht Minuten vor Schluss lag der SCM sogar mit zwei Toren vorne und hatte Ballbesitz. „Zum Schluss haben wir einen Punkt gewonnen“, sagte Schmid deshalb, ohne Widerspruch zu ernten. Ähnlich sah es auch Gudmundsson. „Das war ein Erfolg“, sagte der Löwen-Coach, der auch 15 Minuten nach dem Ende der Partie noch völlig geschafft war. Immerhin blieben die Löwen in der Liga ungeschlagen und verteidigten den zweiten Tabellenplatz.

Magdeburg: Natek (4), Haaß (1), Kneer (5) – Weber (7/4), Musche (4) – Jurecki (2) – Rojewski (1), van Olphen (2), Hornke (3), Bezjak (2), Oneto

Löwen: Landin, Stojanovic (41.-56.) – Petersson (2), Schmid (6/1), Ekdahl du Rietz (5) – Groetzki (4), Gensheimer (5/4) – Myrhol (5) – Roggisch, Isaias Guardiola (1), Manojlovic, Gorbok (2), Gedeon Guardiola (1), Sigurmannsson

Stenogramm: 4:2 (5.), 5:6 (12.), 10:10 (21.), 15:16 (Hz.), 19:20 (36.), 23:23 (42.), 25:24 (45.), 28:26 (52.), 29:29 (57.), 31:31 (Endstand). Strafminuten: 6/6. Siebenmeter: 4/4 – 5/5. Zuschauer: 5179. Schiedsrichter: Matthias Brauer/Kay Holm (Hamburg). 

von Michael Wilkening